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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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Papiere bekommen. Falls das überhaupt jemals klappt.«
    Krüger starrte immer noch vor sich hin. Ich konnte ihn verstehen. Man erfuhr nicht alle Tage, dass man einen Verbrecher als Kollegen hatte.
    Ich stand auf, um zu gehen. Krüger sah es und schien aus einem Traum zu erwachen.
    »Mölich war übrigens der Vater des kleinen Mädchens. Schade, dass er das nicht mehr erfahren hat.«
    »Hat er«, sagte ich. »Ich habe es ihm gesagt.«
    »Aber Sie wussten es doch gar nicht.«
    »Irgendwie doch. Als mir die Zusammenhänge klar wurden.«
    Ich nahm den Zeitungsausschnitt aus meiner Tasche und sah mir das Foto des Kindes noch mal an.
    »Wie hieß es eigentlich?«
    »Sie nannten es Maria. Wie seine Mutter.«
    Als ich zu Hause ankam, stand immer noch Juttas Sportwagen vor meiner Tür.
    Ich würde nicht schlafen können. Wachsein wollte ich aber nicht. Ich ging in meine Wohnung und fand noch einen Restbestand Kölsch. Vier Flaschen in einem ansonsten leer getrunkenen Kasten. Ich packte drei davon ins Eisfach und machte mich über die erste Flasche her. Sie war lauwarm, aber es war mir egal.
    Morgen würde ich einen Haufen Geld von Frau Weitershagen bekommen. Aber was sollte ich damit anfangen, wenn Jutta tot war? Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Ich würde keinen einzigen Fall mehr lösen können, ich würde überhaupt nicht mehr arbeiten. Ich würde keine Miete mehr bezahlen, in der Gosse landen und dann war es nur noch eine Frage der Zeit…
    Sogar wenn Jutta mir ihr ganzes Geld vererben würde, was sollte ich damit tun? Rumsitzen, in die Gegend starren und warten, dass das Leben zu Ende ging?
    Bald waren die Flaschen leer. Ich musste eingeschlafen sein, als das Telefon klingelte. Ich stand auf, unterdrückte meine Benommenheit und ging hinüber ins Büro. Es war die Ärztin aus dem Krankenhaus.
    »Ihre Tante ist aus der Intensivstation entlassen«, sagte sie. »Sie können auch mit ihr sprechen, wenn Sie wollen.«
    »Jetzt gleich?«, rief ich, plötzlich hellwach. »Können Sie sie ans Telefon holen?«
    »Sie müssen schon selbst kommen. Aber ich soll Ihnen schöne Grüße ausrichten.«
    Ich legte auf und bemerkte erst jetzt, dass das Zimmer in helles Tageslicht getaucht war.
    Auf dem Schreibtisch in meinem Büro lag Juttas Autoschlüssel. Ich nahm ihn und verließ die Wohnung. Auf dem Weg zur Haustür fielen mir die Zeitungen auf, die im Flur herumlagen. Ich suchte in dem Durcheinander nach meinem Exemplar der WZ, und als ich hinaus in die kalte Herbstluft trat, war ich stocknüchtern.
    Ich stieg in den Z4 und ließ den Motor an. Als ich losfuhr, sah ich zwischen den Häusern ein Stückchen Himmel. Zwischen den Wolken war ein kleines Loch entstanden. Es strahlte in hellem, milchigem Blau.
    An der ersten roten Ampel nahm ich die Zeitung vom Beifahrersitz und suchte nach den Stellenanzeigen. Es waren nicht besonders viele, und ich redete mir ein, dass es daran lag, dass heute Montag war. Am Mittwoch und am Samstag würde das viel besser aussehen.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Als ich anfuhr, schwor ich mir, mich auf jede Stellenanzeige zu bewerben.
    Ich war zu allem bereit.

Nachwort
    Wo liegt der Hakenkreuzwald?
    Als ich vor einigen Jahren in Köln auf eine Party eingeladen war und das Gespräch aufs Krimischreiben kam, erzählte mir Boris Dennulat, ein aus Bergneustadt stammender Student, dass es in der Nähe der Aggertalsperre einen Hakenkreuzwald gebe. Ich war gerade mit einem anderen Buch beschäftigt, notierte den Hinweis auf einem Zettel, und als ich Material für diesen vierten »Rott« sammelte, fiel mir die Notiz wieder in die Hände. Ähnlich wie Jutta in der Geschichte machte ich mich auf die Suche nach dem rätselhaften Waldstück. Ich sprach mit Vertretern der Forstbehörden wie Herrn Volkhard von Holwede und Herrn Bernd Rosenbauer, außerdem mit dem Pressesprecher von Bergneustadt, Herrn Wolfgang Heinz.
    Bald zeigte sich: Der Hakenkreuzwald kann eigentlich nur am Bruchberg liegen. Aber das vermeintliche Nazisymbol ist -wie beschrieben und wie auch die Luftbilder zeigen - eine optische Täuschung. Von der Talsperrenstraße bzw. dem Steinweg in Gummersbach-Lantenbach aus glaubt man, im Herbst und im Frühjahr deutlich eine solche Formation zu sehen, doch in Wirklichkeit haben die Lärchenriegel - das wurde mir von den Herren vom Forstamt bestätigt - die Funktion der Brandhemmung. Sie wurden erst nach dem Krieg nach einem verheerenden Waldbrand angelegt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie
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