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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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erstens eine Schießerei gegeben, und zweitens haben wir eine Leiche entdeckt.«
    »Sie machen Witze!«
    »Keineswegs.«
    »Wurde der Tote schon identifiziert?«
    Woher wissen Sie, dass es ein Mann war?, wollte ich fragen, ließ es aber, denn ich durfte Mölich nicht misstrauisch machen.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ihr Wuppertaler Kollege Krüger wird Ihnen das alles am Montag erzählen. Aber die Folge davon ist: Er hat mir jetzt endgültig verboten, mich in dem Fall weiter zu betätigen.«
    »Und Sie konnten es immer noch nicht lassen, was? Mensch Rott, und ich hatte Sie noch gewarnt.«
    »Na ja, ich musste ja wenigstens meinen Spuren nachgehen. Schließlich bin ich meiner Auftraggeberin verpflichtet.«
    Ich registrierte, dass Mölich gar nichts über die Schießerei wissen wollte, die ich erwähnt hatte.
    »Tja, das Berufsethos eines Detektivs wiegt schon schwer, was?«, sagte er jovial.
    »Das kann man wohl sagen. Aber um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen …«
    »Ja?«
    Ich machte eine Kunstpause. Dann ließ ich den Versuchsballon steigen. »Ich habe einen Zeugen gefunden, der beobachtet hat, wie das Kind starb«, sagte ich.
    Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung. Der Moment war ziemlich lang. Zu lang.
    »Sie sollten mal mit ihm reden«, fügte ich hinzu.
    Wieder Stille. Etwas kürzer.
    »Meinen Sie?«
    »Aber ja. Stellen Sie sich vor, er bringt Sie auf die richtige Spur. Das wäre doch sensationell.«
    »Natürlich … Aber …«
    »Ich schenke Ihnen den Zeugen, Herr Mölich. Befragen Sie ihn. Als Gegenleistung teilen Sie mir einfach mit, was dabei herausgekommen ist. Und ich bin dann endlich diesen Fall los.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie das machen, Rott.«
    Ich spielte den Verzweifelten. »Meine Güte! Meine Mitarbeiterin ist heute Nacht beinahe erschossen worden. Sie liegt im Krankenhaus, und niemand weiß, ob sie durchkommt. Krüger reißt mich in Stücke, wenn ich weiter an der Sache dranbleibe. Wissen Sie, so langsam habe ich keine Lust mehr. Sie haben doch da ganz andere Möglichkeiten.«
    »Soll das heißen, Sie geben auf?«
    »Wenn Sie so wollen, ja.«
    Wieder sagte Mölich eine Weile nichts. »Na, schön«, kam dann. »Wie heißt der Zeuge, und wo kann ich ihn erreichen?«
    »So einfach ist das leider nicht.«
    »Wieso?«
    »Es ist ein kleiner Dealer, der sich in der fraglichen Nacht im April auf dem Rathausparkplatz rumgetrieben hat. Er hat nicht besonders viel Lust darauf, eine offizielle Zeugenaussage in einem Polizeibüro zu machen. Sie können alles von ihm erfahren, aber reden Sie mit ihm auf neutralem Boden.«
    »Wo und wann?«
    »Jetzt gleich. Können Sie in einer Stunde in Solingen sein?«
    »Wenn ich durch den Verkehr komme, sicher.«
    »Fahren Sie zur Potsdamer Straße. Stellen Sie sich in einer Stunde genau an die Stelle, wo das Kind gefunden wurde.«
    »Mitten auf die Straße?«
    »Sie können auch auf dem Gehweg warten. Der Typ wird Sie ansprechen und Ihnen alles erzählen.«
    »Und er weiß, dass jemand von der Polizei kommt?«
    »So ist es.«
    »Ich hoffe für Sie, dass dabei was rauskommt.«
    »Warum sollte ich es Ihnen sonst erzählen?«
    »Ja, warum?«, fragte Mölich.
    Es dauerte keine fünf Minuten, da kam Mölich in einem grünen Opel aus der Einfahrt. Er wartete eine Weile, bis er abbiegen konnte, dann verschwand der Wagen auf der Hauptstraße. Ich sah auf die Uhr: Viertel nach drei. Eigentlich sollte man mit einem Einbruch warten, bis es dunkel war, aber mir blieb keine andere Wahl.
    Ich stieg aus und ging in forschem, aber nicht zu schnellem Schritt auf die Einfahrt zu. Der Hof war leer. Eine Garage stand offen. Ich sah mich um. Von den Nachbarhäusern gingen ein paar Fenster auf das Grundstück. Es musste also schnell gehen.
    Die Eingangstür war gleich neben dem Garagentor. Daneben hing ein Briefkasten, darüber gab es eine Klingel. »Mölich« stand auf dem Schild. Hinter dem Milchglas glaubte ich schemenhaft eine Treppe zu erkennen, die nach oben führte. Die obere Etage ging über das ganze Haus. Wenn Mölich sie allein bewohnte, hatte er viel Wohnfläche.
    Ich versuchte, um das Gebäude herumzukommen. Die Stirnseite lag an der Mauer, hinter der die Wupper floss. Es gab einen schmalen Durchgang, höchstens einen Meter breit, in dem sich Unrat angesammelt hatte: ein alter Reifen, Plastiktüten, rostende Metallteile und vergessenes Baumaterial. Der Durchgang war eine Sackgasse, die weiter hinten wieder an einer Mauer
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