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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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man konnte um die Geräte und die Arbeitsfläche herumgehen. An der Wand ein Sofa, Sessel, ein Couchtisch und noch mal eine separate Essgruppe auf der anderen Seite.
    Drei Türen gingen von hier ab. Eine zur Treppe, die nach unten zur Haustür führte, eine in ein Bad. Die dritte ging nicht auf. Während ich mich weiter umsah, kehrte das Geräusch zurück.
    Ein Tapsen. Vielleicht Tauben auf dem Dach?
    Ich lauschte.
    Es war wieder still. Ich wartete, scheinbar endlos. Irgendwo rauschte etwas, aber das Geräusch kannte ich. Es war die Schwebebahn, die dem Lauf der nahen Wupper folgte.
    Ich versuchte noch einmal, die verschlossene Tür zu öffnen. Warum war sie abgeschlossen? Hatte Mölich hier die Beweise versteckt, mit denen ich ihn überführen konnte? Quatsch - kein Mensch schloss in seiner Wohnung eine Tür ab, wenn er sich sicher fühlte. Wenn es zu einer Hausdurchsuchung kam, war es ohnehin völlig egal, ob die Tür abgeschlossen war oder nicht.
    Ich sah mich suchend um, und nach einer Weile fand ich an der Wand neben der Wohnungstür ein Schlüsselbrett. Ich probierte alle Schlüssel durch, einer passte. In diesem Moment hörte ich wieder etwas. Ein Wagen kam auf den Hof gefahren.
    Ich rannte hinüber zum Fenster. Es war Mölichs Auto. Der Hauptkommissar ließ den Wagen auf dem Vorplatz stehen. Er stieg aus und ging zur Eingangstür. Mölich trug wieder den hellgrauen Anzug - wie neulich im Büro. Er sah nicht nach oben.
    Ich machte, dass ich durch die Zimmer wieder zurück zum Fenster kam, und kletterte hektisch hinaus. Ich sackte hinunter in den kleinen Gang zwischen den Mauern, und gerade hatten meine Füße den dreckigen Boden berührt, da kam Mölich um die Ecke. Er riss mir die Arme auf den Rücken und rammte mir etwas ins Kreuz, das ganz sicher keine Wasserpistole war. Ohne ein Wort zu sagen, trieb er mich vor sich her, durch den Eingang die Treppe hinauf und wieder bis in den hinteren Raum. Dort stieß er mich zu Boden.
    Etwas explodierte in meinem Kopf. Einen Moment lang waren die Bilder von Brasilien, die Bar, die Sessel und die Regale in einen roten Schleier getaucht. Dann verlor ich das Bewusstsein.

17. Kapitel
    »Hilf mir«, rief Jutta von irgendwo her, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich blickte in einen schwarzen Brunnen, der unendlich tief zu sein schien. Jutta war da unten, ich wusste es genau. Aber was sollte ich tun? Ihr Gesicht erschien, und sie streckte mir den Arm entgegen. »Hilf mir«, rief sie immer wieder; ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt, und ich beugte mich über die Steinmauer, die das Brunnenloch umfasste, und versuchte, ihre Hand zu packen. Es fehlten nur wenige Zentimeter, und ich schob mich langsam weiter nach vorn, Stück für Stück. Jeden Moment drohte ich das Gleichgewicht zu verlieren. Jutta nickte mir zu. »Los, nur noch ein kleines Stückchen. Du schaffst es.« Auf einmal war sie weg. Ich richtete mich auf und sah mich um. Ich war in Mölichs Wohnzimmer und betrachtete die Poster von den kaffeebraunen Mädchen. Leise Musik erfüllte den Raum.
    Ich wollte die Augen aufschlagen, aber es ging nicht. Sie waren schon geöffnet.
    Mölich saß in einem der Sessel, ein Bein über das andere geschlagen. In der rechten Hand hielt er meine Beretta und sah mich aufmerksam an. Er wirkte ganz entspannt und rauchte einen dünnen, braunen Zigarillo. Die Musik im Hintergrund, die ich durch das Dröhnen in meinem Kopf als rhythmisches Gerassel wahrnahm, war Samba.
    »Mögen Sie die Musik?«, sagte er.
    Ich lag auf dem Boden. Als ich mich bewegen wollte, spürte ich, dass meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Etwas schnitt in meine Handgelenke, wahrscheinlich Handschellen.
    Vorsichtig versuchte ich, meinen Oberkörper aufzurichten. Mölich sah mir unbeteiligt dabei zu. Ab und zu nahm er einen Schluck aus einem Glas, das neben ihm auf einem Tischchen stand. Als ich es schließlich geschafft hatte, mich hinzusetzen, wäre ich beinahe wieder umgekippt. Ich brauchte dringend was zum Anlehnen. Hinter mir erhob sich eins der turmhohen Regale.
    Millimeterweise rutschte ich zurück. Als ich es erreicht hatte und mich an das Metall lehnte, wurde mir wieder schwarz vor Augen. Ich verharrte in der unbequemen Stellung, bis der Blick auf Mölich wieder klar geworden war.
    Als ich Mölich wieder ins Blickfeld bekam, saß er immer noch da bei Tabak und Schnaps. Er schien das Ganze ziemlich unterhaltend zu finden.
    »Was glotzen Sie so?«, sagte ich. »Erzählen Sie mir lieber was. Zum
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