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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
Autoren: Manfred Weinland
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    Die Monde von Karol waren einzigartig – zumindest hatte noch kein Eponen-Reiter davon berichtet, etwas Vergleichbares anderswo gesehen zu haben.
    Taro lag im Gras und nagte an einem Halm, während er ungeduldig darauf wartete, dass Jinu auftauchte.
    Dies war ihr Treffpunkt. Hier hatten sie sich verabredet, um die laue Nacht gemeinsam zu genießen und eine spirituelle Verbindung zu den vier Monden ihres Planeten herzustellen.
    Irigon war der größte der Trabanten. Wenn er so voll und rund am Himmel stand wie heute, konnte man auf seiner vernarbten Oberfläche eine Vielzahl von Kratern erkennen, die scheinbar ein Gesicht formten. Die drei restlichen Monde umliefen Karol nicht auf eigenen Bahnen, sondern waren im Grunde Anhängsel Irigons. Da war Pechmo, der zweitgrößte Trabant, er umkreiste Irigon. Pechmo wiederum wurde von Farcas, dem drittgrößten der Monde umschwirrt. Und zuguterletzt gab es noch Ereil, den kleinsten, der Farcas auf einer elliptischen Bahn umrundete.
    Irigon galt als Hauptmond, und eigentlich waren die anderen seine Trabanten – und doch wiederum auch nicht, denn sie hatten, bis auf Ereil, ihrerseits ihren jeweiligen Umläufer.
    Ein verrücktes Konstrukt, von dem selbst die klügsten Karolaner nicht zu sagen vermochten, wie es seit Äonen Bestand haben konnte.
    Wobei , überlegte Taro, die Legende kursiert, dass es vor Urzeiten noch einen weiteren Mond gegeben hat, der selbst Irigon in den Schatten stellte – und den wiederum Irigon mit »seinen« Trabanten umlaufen hat.
    Wohin dieser Legendenmond verschwunden sein sollte, wusste verlässlich niemand zu sagen, doch schossen die wildesten Spekulationen ins Kraut, etwa jene, er könnte auf Karol niedergestürzt sein, ohne seine Mitmonde gleichfalls ins Verderben gerissen zu haben – oder abgedriftet und später von der Sonne des Systems verschlungen worden sein.
    Legende. Märchen – letztlich lief es auf dasselbe hinaus: Vermutlich würde nie jemand ergründen, ob es einen solchen fünften Mond tatsächlich einmal gegeben hatte. Auf Karol jedenfalls fanden sich keine Spuren, wie der Einschlag eines ganzen Mondes sie doch unweigerlich hätte hinterlassen müssen.
    Alles Leben hier unten wäre von einem solchen Ereignis ausgelöscht worden , dachte Taro. Ich säße gewiss nicht hier und könnte mich ärgern, weil Jinu es mal wieder nicht geschafft hat, ihre Aufpasser zu …
    Schritte.
    Fliehender Atem.
    Taro richtete sich halb auf und spähte in die Richtung, in welcher der Cluster lag, in dem er geboren war.
    Doch durch die mondhelle Nacht kam nicht, wie erwartet, Jinu angerannt, sondern seine Mater.
    Die Art, wie sie lief, wie sie hetzte , erinnerte fast an eine Flucht vor einem Verfolger.
    Taro stand alarmiert auf und eilte Cana entgegen.
    Wenige Herzschläge später schloss sie ihn in ihre Arme.
    Ihr Geruch war ihm vertrauter als jeder andere, der ihm je in die Nase gestiegen war. Sofort erwachte sein Beschützerinstinkt.
    »Was ist? Du siehst aus, als wäre dir ein Tenebrikoner erschienen!« Taro löste sich aus ihrer Umschlingung und spürte das emotionale Chaos, das in ihr tobte. Logischerweise glaubte er, schuld daran zu sein. »Woher wusstest du, wo ich bin?« , setzte er mental an. »Es tut mir leid, dass ich …«
    Doch Cana gebot ihm zu schweigen und sprach den folgenschweren Satz aus, der Taros Welt in ihren Grundfesten erschütterte.
    »Manak ist tot!«
     
    *
     
    Der Prinzipal konnte nicht tot sein.
    Taro kämpfte um sein inneres Gleichgewicht.
    »Was ist passiert?«, presste er hervor. Schockiert hob er die Hände und umfasste Canas Oberarme. Für einen Moment berührten sich ihre Geister, und er kommunizierte seiner Mater ungewollt seine geheimsten Empfindungen.
    Die freudige Erwartung, nach langer Zeit Jinu endlich wieder einmal heimlich zu treffen, war längst Niedergeschlagenheit und Trauer gewichen.
    Taros Gedanken kreisten um den letzten Weisen von Kor’Aron. Wenn es stimmte, was seine Mater behauptete, wie sollte es dann weitergehen?
    »Du musst dich täuschen. Du …«
    »Er ist tot !«, beharrte sie, nun selbst wieder etwas gefasster. »Ich hatte gerade deine Abwesenheit bemerkt, als es zu einem Aufruhr auf der Straße kam. Alle unsere Nachbarn drängten aus ihren Häusern und strebten zum Versammlungsplatz. Ich schloss mich ihnen an. Dort sprach Ventor zu uns.«
    Jinus Vada , dachte Taro mit einem heißen Gefühl in der Brust. Laut sagte er: »Manaks Verkünder?«
    Cana bejahte. »Ventor, ja. Er verkündete
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