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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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    Die Kirche braucht nichts als die Wahrheit.
    – PAPST LEO XIII. (1881)
     
    E s gibt nichts Großartigeres als die Faszination und das selige Geheimnis von Fatima, das Kirche und Menschheit durch dieses lange Jahrhundert der Apostasie begleitet hat und sie zweifellos auch in Zukunft bis zu ihrem endgültigen Untergang und ihrer Wiederauferstehung begleiten wird.
    – ABBÉ GEORGES DE NANTES (1982),
anlässlich der ersten Pilgerfahrt
Johannes Pauls II. nach Fatima
     
    B ei der Suche nach der Wahrheit ist der Glaube ein wertvoller Verbündeter.
    – PAPST JOHANNES PAUL II. (1998 )
    Prolog
    Fatima, Portugal
13. Juli 1917
     
    L ucia starrte in den Himmel und sah zu, wie die Jungfrau herabstieg. Wie die beiden Male zuvor, so erschien sie auch jetzt im Osten und trat als funkelnder Punkt aus der Tiefe des bewölkten Himmels heraus. In gleichmäßigem Flug glitt sie schnell heran. Sie leuchtete immer heller und verharrte bei der Steineiche drei Meter über dem Boden. Die Jungfrau stand aufrecht da. Der Strahlenkranz um ihre fest umrissene Gestalt glänzte heller als die Sonne. Angesichts dieser blendenden Schönheit senkte Lucia die Augen.
    Lucia war von einer Menschenmenge umgeben, anders als vor zwei Monaten bei der ersten Erscheinung der Jungfrau. Damals waren nur Lucia, Jacinta und Francisco auf dem Feld gewesen und hatten Schafe gehütet. Vetter und Cousine waren sieben und neun. Lucia war die Älteste, zehn Jahre, und sich ihrer Verantwortung bewusst. Zu ihrer Rechten kniete Francisco in seiner langen Hose, die Zipfelmütze auf dem Kopf. Jacinta kniete zu ihrer Linken. Sie trug einen schwarzen Rock und hatte ihr Haar in ein Tuch eingebunden.
    Lucia blickte auf und sah erneut die Menschenmenge; seit gestern waren die Leute herbeigeströmt. Viele kamen aus Nachbardörfern, und manche hatten verkrüppelte Kinder mitgebracht, deren Heilung sie von der Jungfrau erhofften.
    Der Prior von Fatima hatte die Erscheinungen als Schwindel erklärt und alle aufgefordert, sich davon fern zu halten. Ein Werk des Teufels , so hatte er sie genannt. Doch die Leute hatten nicht auf ihn gehört, und ein Mann aus der Gemeinde hatte den Prior sogar einen Dummkopf genannt. Schließlich würde der Teufel doch niemanden zum Beten auffordern.
    Eine Frau im Gedränge schrie den drei Kindern zu, sie seien Schwindler und Gott werde sie für dieses Sakrileg bestrafen. Hinter ihr stand Manuel Marto, Lucias Onkel und Jacintas und Franciscos Vater. Lucia hörte, wie er die Frau zum Schweigen ermahnte. Man respektierte ihn im Tal als einen Mann, der mehr von der Welt gesehen hatte als nur die Serra da Aire. Seine ruhige Art und der durchdringende Blick seiner braunen Augen waren tröstlich für Lucia. Sie war froh, dass er da war, unter all diesen Fremden.
    Geflissentlich bemühte sie sich, alles zu überhören, was man ihr zuschrie, und blendete auch den Geruch der Minze, den Duft der Pinien und das durchdringende Aroma des wilden Rosmarins aus. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt jetzt der vor ihr schwebenden Jungfrau.
    Nur sie, Jacinta und Francisco konnten die Jungfrau sehen, doch nur sie selbst und Jacinta konnten ihre Worte auch hören. Lucia fand es merkwürdig, dass Francisco dieses Privileg verwehrt blieb, doch bei ihrem ersten Besuch hatte die Jungfrau gesagt, dass Francisco viele Rosenkränze werde beten müssen, um in den Himmel zu kommen.
    Ein leichter Wind strich durch die abwechslungsreiche Landschaft des großen Talkessels Cova da Iria. Das Land gehörte Lucias Eltern. An vielen Stellen wuchsen verstreute Olivenbäume oder immergrünes Gesträuch. Das Gras wurde hier hoch und ergab ein ausgezeichnetes Heu. Der fruchtbare Boden brachte Kartoffeln, Kohl und Getreide hervor.
    Die Felder waren mit einfachen Steinmäuerchen abgegrenzt. Die meisten waren zerfallen, und Lucia war froh darüber, weil die Schafe so weiden konnten, wo sie wollten. Es war Lucias Aufgabe, die Schafherde der Familie zu hüten. Jacinta und Francisco taten dasselbe für ihre Eltern, und in den zurückliegenden Jahren hatten Lucia und sie viele Tage auf den Feldern verbracht. Manchmal hatten sie gespielt, manchmal gebetet und manchmal zugehört, wie Francisco auf seiner Hirtenflöte spielte.
    Doch seit der ersten Erscheinung vor zwei Monaten war alles anders geworden.
    Seit diesem Ereignis wurden sie ständig mit Fragen bearbeitet und von denen, die ihnen nicht glaubten, verspottet. Lucias Mutter hatte sie sogar zum Gemeindepriester geschleppt
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