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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
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Provence, ganz Südfrankreichs bis vor Bordeaux besetzt. Vor Bordeaux kam der flinke Mann durch seine eigenen Waffen um, indem er einen der Blitze, die seine Maschinen erzeugen konnten und die Brand auf Kilometer in das getroffene Objekt warfen, statt im Winkel nach oben tief auf den Boden richtete. Der Blitz, ohne durch den schon abgesandten zweiten wolkenhochlaufenden Strom nach unten reflektiert zu werden, funkelte breit vorwärts, veraschte den blassen Bourdieu und eine Anzahl seiner Leute, die vor seinem Lager schlenderten und in deren Rücken das heiße Ungetüm kam. Es verlohte auseinander rauschend an einer Zypressenwaldung. Dies war bei Begles an der Garonne. Der Kerntrupp Bourdieus ließ kostbare Zeit verstreichen; das rückwärtige eroberte Land, aus dem Wirtschaftsverband mit der übrigen Welt gerissen, lag wartend kritisierend lachend. Bis von Marseille selber ein unbeobachteter Trupp junger Einwohner, die von Kampfstimmung angesteckt waren, dazu eine Schar gemieteter überfalldurstiger Marokkaner von der Küste aufbrach, die Fernsprüche und Weisungen der Truppe Bourdieus täuschend aufnahm, die fünfhundert Menschen, aus denen Bourdieus Korps bestand, zu einer bestimmten Morgenstunde auf ein Feld südlich Begles lockte und während jene da warteten, ihre Flammen- Wurf- und Verteidigungsmaschinen vernichteten, sie selbst mit dem Rest der Apparate massakrierte. Der siegreiche Trupp, der den Handstreich verübt hatte, kam aber nicht vollzählig in Marseille an. Man hatte dort beim Anrücken der Schar vor ihr nicht weniger Furcht wie vor dem beseitigten Bourdieu. Unterwegs kam die Weisung an den Führer der Mannschaft, sich der Marokkaner, soweit sie in den Besitz gewisser Geheimnisse oder gar Apparate gekommen seien, rasch und lautlos zu entledigen. Er ließ sie nach einigen Tagen vor sich her die schöne starkfließende Loire in sechs bewimpelten, freudig musikschmetternden Schiffen in großem Abstand fahren. Während der Fahrt setzte er wie Blutegel die kleinen Versenkerkasten unter der Wasserlinie an die Schiffe an. So daß einem unwiderstehlichen Antrieb folgend Schiff auf Schiff sich ins Wasser drängte, gezogen von den lautlos neben sie geführten, rasend neben sie niedergehenden, dicht an sie geschmiegten Unterwasserbooten, die sich mit Ketten Saugern Tastern an sie hängten. Die leeren biegsamen gläsernen Gehäuse, abwärts gestoßen durch den wütenden mit Hammergewalt einsetzenden Druck komprimierter Gase, der von rückwärts auf ihre Deckplatten niederfuhr, zwängten im Nu die Marokkanerschiffe unter den Wasserspiegel, ihre Kraft von Sekunde zu Sekunde steigernd, angeklammert und die Umklammerung nicht loslassend, bis Schiff und Boot, die aufgerissene weiß zusammenklatschende Wasseroberfläche verlassend sturzartig auf den Grund des dunklen Stromes stießen, verkrampft den Sand aufrührten, sich ruckweise warfen zuckten strudelten. Die restliche Führerschaft sah ihr eigenes Schicksal voraus. Sie riet den übrigen Truppen sich zu zerstreuen. Sie selbst erschienen unaufgefordert einzeln auf den Hügeln vor Marseille, vernichteten im Freien von Apparaten, was sie besaßen, vor den Augen des zugezogenen Senats. Entgingen dadurch dem Tode, nicht aber dem Schicksal, in der Stadt sogleich aus ihrem Arbeitsbereich gedrängt zu werden. Der Senat war wachsam geworden.
    Für einige Zeit war seit dieser Epoche jedes Zentrum der afrikanisch-europäisch-amerikanischen Erde vor bestimmten Bedrohungen sicher. Wenige feste, geheim gehaltene Hauptstellen für die Verteilung der Energie hatte man überall eingerichtet. Man war immer im unklaren darüber, ob man zu viel oder zu wenig Menschen mit dem Vorhandensein der stärksten Kraftanhäufung vertraut machte. Man hatte keine Furcht mehr wie in früheren Zeiten vor Fernbeschießungen Bomben- und Kanonenkugeln. Die eisernen Geschosse konnten mit voller Wucht in die energiegeladene Luft stürzen. Sie war verdichtet wie die Luft des Erdballs für den Meteor, der aus dem dünnen Äther saust. Schon kilometerweit vor den Städten verlangsamte sich unter dem entgegentosenden elektrischen Orkan der Masten der Lauf des Geschosses, um zuletzt zerrieben, glühend pulverförmig abzufallen. Die Schwäche dieser größten Anlagen bestand darin, daß der Stromwirbel sich geradeaus pflanzte, mit einer Schicht die Städte von oben her abschloß, aber in der Tiefe bis zur Häuserhöhe kein weitreichender Dauerschutz möglich war. Denn diese ausgeworfene Energie wirkte
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