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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
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handliche. Sie brachten nicht nur die Waffen, sondern setzten sich unter die dunklen Männer und Frauen, zeigten, wie man gefährliche Kräfte aus der Luft und Erde holt, wie man sie steigern und anreichern kann. Auf nichts waren die Schwarz- und Braunhäute so aus wie auf Gewinnung der neuen Geschosse Gase Abwehrschilde und Masken. Und wie sie die Geschosse hatten und ihren Nachbarn überlegen wurden, – die zuerst ergriffenen von der Guineaküste, die von Joruba und Benin über die westlichen Aschantis, die Mandingoleute über die von Futa Djallon und die Gebirgsvölker am oberen Niger, die Makua von Mozambique über das Gasaland Matebelereich Lobisa Uemba Batonga – gaben sie, sich kriegerisch ansiedelnd, die Holzscheunen die Rundhütten aus Lehm Akazienästen Strohdächern auf. Die eisernen gläsernen rasch zerlegbaren Wohnungen der nördlichen Striche zogen unwiderstehlich ein. Und die Menschen drängte es, zu wissen, wie man sie baute, um neue zu bauen, die entfernten Stämme zu unterwerfen. An der Westküste, am mittleren Niger, Tanganjikasee, Senegal, wo feste Negerstaaten entstanden, gingen die ersten Bergwerke in den unerschlossenen Boden, getrieben von den kriegerischen Einheimischen. Stämme über Stämme wurden ausgerottet. Immer kämpfte die lähmende reiche Schönheit, üppige Fruchtbarkeit der Länder mit dem Ehrgeiz der Menschen, hinter denen die Wunderapparate der Nordleute standen. Da entstanden die ungeheuerlichen Reiche der Eingeborenen, wie die Gewächse des Landes sich rapid ausbreitend, andere umschlingend und in sich zusammenstürzend.
    Und wie die Reiche stürzten sich befestigten, flogen und fuhren neue stolze Scharen Weißer, die Erfinder Entdecker, Herren der Gewalten, ein, gaben ihr Werk hin, schmolzen selbst unter den Fiebern und der Wärme des Landes. Die Braunen Schwarzen Graubraunen aber wurden verlockt, an die Quellen dieser Kräfte zu gehen; sie drängten nach Norden. Und es war ein sonderbares Geschick, das damals die eisernen weißen Volksstämme traf: ihre Fruchtbarkeit ließ nach. Während ihr Hirn zu immer glänzenderen Taten vordrang, verdorrte die Wurzel. Gleichmäßig sanken im Laufe der Jahrzehnte bei den europäischen Völkern die Kinderzahlen. Es war nicht erkenntlich, ob es die Berührung mit den neugefundenen strahlen- und gasförmigen Substanzen war, die dies verursachte, oder die Ernährung mit den sehr erregenden reizenden künstlichen Mitteln, die neuen Rausch- und Betäubungsstoffe. Um so fruchtbarer waren die lüstern an die strahlenden Zentren drängenden Farbigen, die schweißdunstenden Männer und Frauen mit den blitzenden und melancholischen Augen, die wie Dienende und Unterworfene erschienen und in einigen Generationen alles überfluteten.
    WIE DÄMONENSCHAREN durchzogen Einpeitscher die Kontinente Afrikas Amerikas Europas. Das waren Männer und Frauen, die die Menschen reizten mit Dingen, die sie ihnen boten, – reizten, versuchten, gegeneinander stachelten. Die Menschen waren ein wachsendes Bündel, ein Sandhaufen von Bedürfnissen, auf die die Einpeitscher neuen Sand bliesen. Durchzittert von Spannungen wurden die Menschen wie erhitzte Luft über Feuer. Von allen großen Stadtlandschaften nach allen Orten kamen Männer und Frauen, beobachteten, trugen Dinge Freuden Schmeicheleien Wohliges Mildes heran. Man sah die Wesen in den Städten und auf dem freieren Lande sich verändern. Die Einpeitscher hatten das Spiel in der Hand, hatten die Bewegung nur einzuleiten; dann drängten die Gehetzten schon, schrien nach ihren Hieben. Die früheren Generationen hatten sich damit begnügt, genährt gekleidet gewärmt mäßig unterhalten zu werden. Es war den Menschen an den Apparaten klar, daß dies nicht genügte. Die westlichen Menschen begehrten viel; es mußte ihnen noch mehr gegeben werden.
    Nachrichten wurden verbreitet. Man hatte in den Stadtschaften kunstvolle zauberhafte Apparate, die nach allen anderen Orten meldeten, womit sich die Menschen hier befaßten, was sie zueinander sagten, wie sie ihre Einrichtungen veränderten, was sich bei ihnen hervortat. Fernbilder trugen die Gestalten der Menschen, der Gegenstände weiter. Ein Reiz, der aufstand, war eine Feuersbrunst, die eben noch Funken einer Flamme, jetzt das ganze Viertel, die Stadt einhüllte. In fernen Ländern, auf Gebirgen, an wilden wassertosenden Strömen, auf tropischen hitzeübergossenen tierwimmelnden Steppen saßen Menschen, Stämme, die in sich ruhten. Zu ihnen fuhr der Reiz das Wort die
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