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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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»R-S«, zischte er.
    »Was?«
    »R-S. Shuf. «
    Da fiel es Benny wieder ein. R-S waren die ersten beiden Buchstaben ausländischer Nummernschilder. Alle EuroGas-Autonummern fingen mit R-S an. Benny blinzelte angestrengt durch den Regenschleier. Ein weißer Discovery.
    » Mafi mushkela , Omar. Irgendjemand. Halt einfach die Maschine gerade.«
    »Aye aye, Käpt’n.«
    Wer immer es war brauste ganz schön schnell vorbei und warf zwei parallel verlaufende Wasserfontänen hinter sich auf. Sie haben uns, dachte Benny. Wer immer dieses Auto steuert, sucht uns. Aber woher wussten sie, wo sie waren? Er drehte den Kopf nach hinten und versuchte dabei, die beiden anderen nicht mit der Matratze hinunterzustoßen. Hinter ihnen fuhr ein Pick-up mit einer R-S-Nummer. Benny packte Omar an der Schulter.
    »Geh auf Warp«, schrie er, den Mund voll ätzenden Wassers.
    Der kleine Tunesier drehte die Gänge bis zum Anschlag und holte noch einmal ein bisschen etwas aus seiner Maschine heraus. Die Regentropfen fühlten sich jetzt natürlich noch härter an. Es war, als ob jemand über ihren Köpfen einen unendlich vollen Eimer auskippte. Der Discovery-Fahrer hatte sie erspäht. Er stieg in die Bremsen und das Fahrzeug schlingerte wild auf dem schlüpfrigen Untergrund. Zu spät. Das kleine Moped zischte vorbei. Benny erhaschte einen Blick auf den Mann hinter dem Steuer. Es war Mohamed Gama und er sah keineswegs fröhlich aus.
    »Binny«, rief Omar. »Angreifer auf zwei Uhr.«
    Diese militärische Ausdrucksweise war ein bisschen übertrieben. Sie waren schließlich keine bewaffneten Räuber oder so was. Ein zweiter Discovery steuerte auf sie zu. Und auch noch auf der falschen Straßenseite! Entweder war der Fahrer wahnsinnig oder er war in alte englische Fahrgewohnheiten zurückgefallen. Sie saßen in der Falle! Gama hinter ihnen und der neue Typ vor ihnen.
    »Walahi« , schrie Omar. »Bis zur letzten Patrone.«
    Kaheena weinte jetzt laut. Die Tränen tropften aus Augen und Nase und mischten sich mit den Regenbächlein, die ihr übers Gesicht liefen.
    Sie waren inzwischen durch Tyna hindurch, und es gab nicht einmal mehr Häuser, hinter denen sie sich verstecken konnten. Nur die Eisenbahngleise auf der einen Seite und eine schmale Landzunge, die zum Mittelmeer führte, auf der anderen Seite. Kaheena sah die Gleise und drehte völlig durch. Omar lehnte sich zu ihr hin und bemühte sich, die Maschine gerade zu halten. Sie schleuderten durch die Pfützen und einen Augenblick lang verloren sie sogar die Bodenhaftung.
    Der Discovery, der ihnen entgegenkam, schaltete das Fernlicht ein und versuchte, sie zu blenden.
    Ihnen stand nur noch ein Weg offen. Omar bog mit Schwung in einen unbefestigten Weg ein, der die Olivenhaine durchschnitt. Kaheena beruhigte sich. Wenigstens entfernten sie sich von den Gleisen. Das Letzte, was Benny sah, bevor sein Körper vibrierte wie der eines Kindes, das mit einem Schlagbohrer arbeitet, war das Gesicht seines Vaters hinter der Windschutzscheibe des Discovery. Aus irgendeinem Grund brachte ihn das zum Weinen wie ein Baby.
    Und der Regen peitschte ihnen immer noch entgegen, prasselte mit Millionen spitzer Pfeile auf sie herab. Er überflutete die Olivenhaine, sodass das Wasser an den Lehmwällen emporleckte, die als Zäune dienten. Er kroch unter die oberste Bodenschicht und hob sie an wie Schaum in einem Brunnen. Dünne Wurzeln wurden aus dem Boden gerissen. Angepflockte Tiere quiekten Hilfe suchend und ertranken. Es war die Hölle.
    »Halt an, Omar!«, schrie Benny. »Gib auf. Rote Ampel!«
    » Mafi rote Ampel«, grunzte sein Freund. »Omar, Kaheena sie reiten in den Sonnenuntergang.«
    Das Ende brach schließlich über sie herein wie eine Tonne Ziegelsteine. Ein Bauer hatte beim Bau seines Zauns auch eine alte Tür verwendet. Die Tür, das musste man ihr lassen, hatte ihre konstruktionsbedingten Parameter schon lange übertroffen und dem Druck vieler tausend Liter Schlamm und verschiedener Pflanzen fast acht Stunden lang standgehalten. Aber diese letzte Flutwelle war zu viel. Als das Moped vorbeijaulte, seufzte das Holz, knackste und splitterte. Die Tür gab nach und mit ihr der ganze Zaun. Die gesamte Einfriedung und ihr Inhalt ergossen sich in Richtung Meer. Es war ein fantastischer Anblick – ein scheinbar intaktes Feld schwimmt auf den Wogen.
    Benny sah nichts. Und Omar auch nicht. Die Flutwelle ergriff sie einfach und versuchte, sie durch die Kaktusfeigenhecke zu werfen.
    Die beiden Jungen und das
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