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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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durch einen Riss in der Verpackung den Käse hinein. In dem noch heißen Brot löste der Käse sich zu einer schmierigen Creme auf. Himmlisch! Die beiden Jungen ließen es sich schmecken. Dann stopften sie Schokoladenstücke in das Baguette und genossen die Kombination von knusprigem Brot und schmelzender, klebriger Schokolade.
    Nach fünfundvierzig Zentimetern waren sie fertig. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit war Benny ganz entspannt. Er war zwar immer noch ein nasser, verdreckter Ausreißer, aber er war wenigstens satt. Omar rülpste. Eine gewaltige Explosion, die seine Backen aufblähte. So etwas konnte nicht unbeantwortet bleiben. Benny legte den Kopf in den Nacken, um möglichst viel Luft die Kehle hinunterzubekommen. Er holte tief Atem und wackelte mit dem Bauch wie eine Bauchtänzerin. Der daraufhin erfolgende Rülpser hätte eine Vase in zwanzig Meter Entfernung zum Zerspringen bringen können.
    »Mabrook« , sagte Omar ernst. »Meinen herzlichen Glückwunsch.«
    Auch Kaheena rülpste. Leise und mädchenhaft, aber sie hatte es wenigstens versucht.
    Ein dünner Sonnenstrahl kämpfte sich durch die Wolkendecke und einen Augenblick lang fühlte Benny sich rundum wohl. Dann kamen ihm verschiedene Dinge ins Bewusstsein. Seine Füße waren taub. Und der Schmutz und der Phosphatstaub brannten in allen Falten seines Körpers. Komisch war nur, dass seine Finger sauber waren. Sie waren vor ihrem Mahl ganz schmutzig gewesen. Auf der anderen Straßenseite war eine öffentliche Toilette.
    »Also, ich geh mich kurz waschen, bevor du mich nach Marhaba rausbringst.«
    »Waschen?«
    »Äh … badeder, badedie, badedas.«
    Omar nickte »Weil Männerhaar es braucht.«
    »Ja, was auch immer.« Er hielt eine Hand in die Höhe und bewegte alle Finger. » Cinq minutes , ja?«
    »Okily dokily.«
    Als er zurückkam, stellte er fest, dass Omar noch ein bisschen Geld verbraten hatte. Zwei bunte Matratzen, aufgerollt und verschnürt wie moderne Heuballen, hingen über dem rückwärtigen Schutzblech. Eine Ziege knabberte verstohlen daran herum. Omar versetzte dem unglücklichen Tier einen Stoß, der ihm in Irland den Tierschutzverein auf den Hals gehetzt hätte.
    » Ya , Benny«, rief er und trommelte auf die Matratzen, um ihre Federung zu demonstrieren. »Shuf.«
    »Ja. Ich sehe sie. Hättest du nicht ein bisschen was Bunteres auftreiben können?«
    »Rot und gelb und blau und grün sind im Regenbogen drin«, sang Omar. Der Erwerb dieser einfachen Matratzen erheiterte ihn maßlos. Er nahm seine Schwester fest in den Arm und strich ihr mit den Fingern eine Haarsträhne hinter die Ohren.
    Aus den Beinen von Omars Trainingsanzug ragten zwei Silikontuben hervor. Es sah so aus, als wollte er ein paar Lecks über der Werkstatt des fetten Alten abdichten.
    »Home sweet home«, sagte Benny und wies mit dem Kopf auf die Tuben.
    »Nam khouya« , entgegnete der Tunesier und zog seine Schwester an sich. »Omar. Kaheena. Home sweet home.«
    »Sweet-ome«, murmelte Kaheena.
    Der kleine Kerl war wirklich entschlossen, den Versuch zu wagen. Und Schritt für Schritt würde er aus der Baustelle, auf der sie untergekommen waren, ein Zuhause machen. Daran zweifelte Benny nicht.
    »Binny, sie ritten in den Sonnenuntergang?«
    Benny nickte. »Klaro. Setz mich einfach an der Hauptstraße ab. Brumm, brumm KM zehn.«
    »Okey, dokey.«
    Jetzt war es ein bisschen schwieriger, auf das Moped zu klettern. Benny hakte seine Arme in der Schnur ein, mit der die Matratzen zusammengebunden waren. Wenn er nach hinten hinunterfiel, landete er wenigstens erst einmal weich, bevor der nachfolgende Verkehr über ihn hinwegrollte.
    So etwas taten nur Wahnsinnige. Ihr Schwerpunkt war so weit hinten, dass nur zwei Fliegen auf den Matratzen landen mussten, und sie würden nach hinten kippen. Aber um alle Sorgen zu zerstreuen, sorgte Omar für ein Gegengewicht, indem er zwei volle Einkaufstaschen an den Lenker hängte.
     
    Abdel Bakri war schlecht gelaunt. Er, einer der besten Leute Mohamed Gamas, musste die Samstagseinkäufe für ein paar Weiber erledigen! Welche Schande. Hatte er etwa nichts anderes zu tun, als für diese amerikanische Frau Hühnerflügel zu besorgen!
    »Was darf es sein?«, fragte der Geflügelverkäufer (natürlich auf arabisch).
    »Haben Sie Hühnerflügel?«, sagte Abdel und bemühte sich so zu klingen, als hätte die falsche Antwort den sofortigen Tod zur Folge.
    Der Geflügelverkäufer fuhr sich mit der Zunge über den zahnlosen Gaumen. »Persönlich
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