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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer
Autoren: Phoenixfluch
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ja, du hast ja den Hund. Oh Gott, und was für einen. Da wagt sich sicher kein Einbrecher in die Nähe deines Hauses.“
    Helena ließ einen Schwall von Fragen und Kommentaren auf sich herabregnen, lächelte oder nickte hier und da, und war froh, dass Steffi die komplette Konversation an sich riss. Sie war nicht schüchtern, brauchte in fremder Umgebung jedoch meist eine gewisse Aufwärmzeit. Steffis herzliche, redselige Art mochte sie vom ersten Moment an, und die Sorge, sich vor verschlossenen Kolleginnen beweisen zu müssen, die nach vorne lächelten und hintenherum tratschten, löste sich in Wohlgefallen auf.
    „Stimmt es, dass du einmal deinen Geburtstag im Knast verbracht hast?“, unterbrach Steffi ihre Gedanken, nachdem sie dem unverfänglichen Smalltalk nach wenigen Minuten genüge getan hatte.
    Helenas spürte, wie ihr Gesicht die Farbe reifer Himbeeren annahm. „Toni hat nicht wirklich viel für sich behalten, oder?“
    „Gewöhn dich dran“, gab Steffi ungerührt zurück. „Er ist ein Schatz, und gleichzeitig die größte Klatschbase, die du dir vorstellen kannst. Aber Ablenkungsmanöver ziehen bei mir nicht. Ist was dran?“
    „Ich bin zwanzig geworden, als ich mich für zwei Tage in Untersuchungshaft befand, ja.“ Die Erinnerung ließ Helena schmunzeln. „Aber meine Eltern saßen zum Glück ebenfalls ein und die Angestellten der JVA waren so nett, uns mit Torte zu versorgen. Wir waren damals wegen einer Demo gegen die Bedingungen der Wildtierhaltung in Zirkussen eingebuchtet. Diese lief aus dem Ruder und endete damit, dass ein verstörter Elefant durch Stuttgart rannte, besprüht mit der Parole ‚Free Willy’.“
    Steffis Mund klappte auf.
    „Womit wir aber nichts zu tun hatten, ehrlich“, fügte Helena rasch hinzu. „Aber wie heißt es? Mitgehangen – mitgefangen. Ich habeseitdem in so ziemlich jedem deutschen Zirkus Hausverbot.“
    „Zeltverbot trifft es da wohl eher. Ist das cool!“ Steffi lachte schallend. „Und was ist mit deiner Mutter? Toni sagt, sie sei eine Hexe.“
    Helena entwich ein Stöhnen. „Wenn sie eine wäre, würde ich sie anrufen und darum bitten, dass sie Toni in eine Kröte verwandelt. Und zwar in eine stumme Kröte! Nein, sie ist keine Hexe. Sie fliegt nicht auf einem Besen um den Blocksberg und hat weder Buckel noch eine schwarze Katze. Auch keine Warze auf der Nase.“ Theatralisch rollte sie mit den Augen. „Sie bezeichnet sich als moderne Wicca, aber das ist viel harmloser, als es sich anhört. Sie macht nicht viel mehr, als Tarotkarten zu legen, mit Engeln zu sprechen, und hin und wieder zieht sie sich nackt aus und umarmt Bäume. Soll das Karma stärken und die Seele erden. Was weiß ich.“
    „Soll ich dir mal was sagen? Du hast offenbar eine verdammt coole Mutter, Süße! Machst du so was auch? Mit Karten die Zukunft orakeln?“
    „Definitiv nicht, nein.“ Helena verkniff sich das Grinsen. Sie hatte nicht gelogen, allerdings auch nicht die volle Wahrheit gesagt. Doch sie würde eher nackt mit Bäumen kuscheln, ehe sie Steffi von dem Beutelchen voller alter Knochen erzählte, mit deren Hilfe sie sich damals hin und wieder Tipps für die Zukunft geholt hatte. Das war ohnehin Vergangenheit.
    Steffi zeigte ihr das Geschäft bis in den hintersten Winkel und wurde nicht müde, lustige Anekdoten zu erzählen. Nach fünfzehn Minuten hatte Helena das Gefühl, die Stammkundschaft bereits in- und auswendig zu kennen, dabei hatte noch kein einziger den Laden betreten. Cat hatte sich unter einem Regal mit etlichen Keyboards zusammengerollt und schnarchte.
    „Das Büro und der Pausenraum sind im ersten Stock“, erklärte Steffi abschließend und wies auf die schiefe Holztreppe, die hinter dem Kassenbereich nach oben führte. „Das zeigen wir dir später, ich möchte den Laden nicht unbeaufsichtigt lassen. Hinter der Tür da hinten findest du die Teeküche und im Keller liegt außerdem der Lagerraum für Tonis persönliche Schätzchen.“
    „Er hat mir erzählt, dass er mit antiken Instrumenten handelt“, meinte Helena. „Ich hatte mich schon gefragt, wo die wohl sind.“
    Steffi verdrehte die Augen und lächelte gutmütig. „Die hält er gut versteckt. Der Raum ist immer abgeschlossen, wenn er nicht im Haus ist. Er hat einen echten Spleen und lässt niemanden von uns an seine Kostbarkeiten, seitdem eine Verkäuferin mal eine Harfe aus dem 16. Jahrhundert für etwa zehn Prozent des Listenpreises verkauft hat. Sie war hinterher noch ziemlich stolz darauf, das
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