Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer
Autoren: Phoenixfluch
Vom Netzwerk:
Erde und streckte seine Nebenklauen aus.
    „Du hast es schon wieder getan“, zischte eine boshafte Stimme. „Die Nächste ist tot, weil du versagt hast.“
    „Helena!“, brüllte Samuel. „Wie spät ist es?“
    Im nächsten Moment weckte ihn sein eigener Schrei. Keuchend und mit geballten Fäusten saß er aufrecht im Bett. Sein Blick schoss panisch im Raum umher, auf der Suche nach einem Gegner sowie einer Uhr.
    „Samuel. Hey, ganz ruhig.“ Helena streichelte seinen zum Zerreißen angespannten Unterarm und fasste mit der anderen Hand nach seiner Wange, um sein Gesicht in ihre Richtung zu drehen. „Alles in Ordnung. Ich weiß nicht, wie spät es ist. Das ist egal, hörst du? Es ist genau unsere Zeit.“ Sie küsste ihn weich auf die Lippen. „Es ist vorbei. Du hast nur geträumt.“
    „Entschuldige“, murmelte er, zurück ins Kissen sinkend. Helena schmiegte sich an seine Brust. Ihr ruhiger Atem besänftigte seinen rasenden Herzschlag. „Tut mir leid, dass ich dich schon wieder geweckt habe.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das macht doch nichts. Ans Träumen musst du dich noch gewöhnen, hm?“
    Er schloss seinen Arm enger um ihren schmalen Körper. „Über die Jahre habe ich vergessen, wie real es erscheint, wenn man träumt. Es ist, als wandere die Zeit zurück, überall dort hin, wo ich einst war. Und“, sein Mund wurde trocken, was ihn an Asche denken ließ, „sie wandert auch voraus. Zu Orten, an denen ich nicht sein will.“
    „Erzähl mir davon“, bat Helena. Das durchs Dachfenster hereinfallende Mondlicht ließ ihre Haut fast weiß erscheinen, wodurch sie auf dem nachtblauen Laken noch zierlicher wirkte, als sie ohnehin war. Draußen war es so eisig, dass die Kälte sich klirrend gegen das Fenster presste und Eiszapfen von der Gaube hingen. Frostblumen zierten das Glas. Helena schauderte leicht, schmiegte sich enger an ihn und zog sich die Decke, die er ihr weggerissen hatte, wieder bis zur Nase hoch.
    Samuels Drang, sie vor jeder Gefahr zu beschützen, war übermächtig. Ein Paradox, dass nun in ihm selbst Gefahr schlummerte. Ständig brodelte es ihn ihm. Hin und wieder reichte schon eine Erinnerung aus, um Wut hochkochen zu lassen, gegen die er ankämpfen musste. Und Samuel besaß viele Erinnerungen.
    „Erzählen?“, fragte er. „Damit es zu einer Geschichte wird? Was, wenn du sie nicht hören willst. Was ist, wenn sie davon handelt, dass dieser Dämon in mir stärker wird?“
    „Da ist kein Dämon, schon lange nicht mehr.“
    Es war erstaunlich, wie überzeugt sie sich gab. Das war nicht immer so. Wenn er sich eine Sekunde nicht im Griff hielt, schrak sie vor ihm zurück, da sie sich an die Gräueltaten erinnerte, die der Dämon ihr angetan hatte. Dann forschte sie lange in seinen Augen, ehe ihre Liebe über die Furcht hinauswuchs und ihr das Vertrauen zurückgab.
    „Du hast ihn besiegt, Samuel. Schon vergessen? Es gibt keine zweite Seite mehr. Das sind jetzt wieder deine eigenen Gefühle. Sie sind dir nur noch fremd, das ist alles.“
    Sie strich über seine Brust, über die Narbe, die aus dem Kampf gegen Georg geblieben war. Manchmal, wenn sie diese Narbe berührte, spürte er, dass sie an ihren Engel dachte. Dann stieg eine Art Eifersucht in ihm auf, die kein Ziel fand, doch dringlich danach suchte.
    In diesem Leben war es Samuel, den sie liebte. Doch reichte ihm ein Leben, wenn es begrenzt war? Manchmal zweifelte er, ob es genug sein konnte, jetzt, da er sie mit der ganzen Macht seiner Seele liebte, mit den sanftmütigen Gefühlen wie auch mit der Wildheit, die in ihm zu spielen schien und seine Beherrschung immer wieder herausforderte.
    „Ich hoffe, dass ich sie im Zaum halten kann, diese Gefühle. Sie sind stark geworden in den Jahren ohne …“ Er suchte nach dem richtigen Wort. „Ohne mich.“
    Sie stemmte sich auf einen Ellbogen und sah liebevoll auf ihn herab. „Aber du bist ebenfalls an der Zeit gewachsen. Wenn ihr euch erst versöhnt, seid ihr unschlagbar.“
    An den Tagen wusste er, dass sie recht hatte. Nur nachts, wenn er schlief, krochen die Zweifel und die Schuld vergangener Jahre wieder an die Oberfläche, um ihn zu wecken. Eine Situation, die ihn wütend machte. Es war eine Wut, die er nicht verdrängen, sondern ausleben wollte.
    „Dann hast du keine Angst vor mir?“ Er richtete sich auf, umfasste ihre Handgelenke und presste sie ins Kissen. Unter seinen Fingern spürte er, wie sie die Fäuste anspannte. Mit den Lippen strich er ihr das Haar aus der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher