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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer
Autoren: Phoenixfluch
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zurechtlegten.
    „Was guckst du so?“, zischte Evelyn ihn nervös an. „Kannst du mir verraten, wie ich ohne diesen Kram das Loch in deiner Schulter und den Schnitt in deinem Unterarm schließen soll? Hast du noch nie …? Ach, vergiss es. Natürlich hast du noch nie gesehen, wie solche Wunden heutzutage verarztet werden. Warum auch, wenn man sich ohnehin regelmäßig in Rauch auflöst.“ Sie machte Anstalten, sich an die Stirn zu fassen, erinnerte sich dann aber an die sterilen Handschuhe und seufzte gestresst. „Lass dich halt nicht mehr zu Hackfleisch schlagen, wenn du keine Nadeln sehen kannst.“
    „Verzeihung.“ Samuel starrte auf die Tischplatte. „Ich werde nicht mehr hingucken, kein Wort sagen und mich nicht mehr schlagen. Zumindest nicht mehr mit Schwert und Degen.“ Er grinste müde.
    „Bitte auch nicht unkontrolliert wütend werden, okay? Im Gegensatz zu meiner verrückten Cousine liegt mir etwas an meinem Leben.“
    Helena warf ihr einen bitterbösen Blick zu. Evelyn meinte es nicht grob, sie war nur verstört von dem Bericht, den Helena abgeliefert hatte. Unruhig waren sie alle, auch Helena fühlte sich durch die Erschöpfung wie kurz vor einem hysterischen Anfall. Aber Evelyn musste Samuel nicht noch mit dem Kampf aufziehen, den er nach wie vor in seinem Inneren ausfocht.
    „Vielleicht verpasst du mir besser eine Vollnarkose“, meinte er trocken, und Helena musste zugeben, dass die Idee etwas für sich hatte.
    „Vergiss es.“ Evelyn klopfte ein Luftbläschen aus der Spritze. „Ich bin kein Anästhesist. Das muss so funktionieren, also reiß dich bitte zusammen und sieh zu, dass dein dämonisches Innenleben friedlich bleibt.“
    „Ich kette es an.“
    Evelyn setzte die Nadel dicht neben der Stichverletzung an Samuels Schulter an und hielt so viel Abstand zu ihm, als wolle er sie jeden Moment anspringen. Helena beobachtete skeptisch, wie Samuel die Kiefer anspannte. Sie atmete erst wieder, als er begann, die Titelmelodie von Dr. House durch zusammengebissene Zähne zu pfeifen. Evelyn schien das zu beruhigen, sie lächelte.
    „Fertig“, sagte sie nach vier Injektionen. „In ein paar Minuten kann ich das nähen. Oh Mutter Erde, ich sollte das wirklich nicht nähen.“
    Samuel tätschelte ihre Hand und hinterließ Blutspuren auf den sterilen Handschuhen. „Du machst das toll, vielen Dank. Ist lange her, dass ich derart professionell zusammengeflickt wurde.“
    Helena umarmte ihre Cousine und ließ sich auf Samuels Oberschenkeln nieder. „Geht es dir gut?“
    „Mir ging es nie besser“, antwortete er, und obwohl er wahrlich nicht so aussah, wusste sie, dass er die Wahrheit sagte.
    Selbst Cat kam zögerlich näher. Sogleich verspannte sich Samuels Körper, doch die Hündin schnupperte an seiner Hand. Ihr Nackenfell sträubte sich. Schließlich leckte sie erst ihre eigenen Lefzen und dann, ganz kurz, fast wie versehentlich, Samuels Handrücken. Es gelang ihm nicht, seinen Ekel vollends zu unterdrücken, aber er streichelte ihr über den Kopf.
    „Ich glaube, dein Hund hält mich jetzt für akzeptabel, Helena. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, woher dieser Sinneswandel kommt.“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Evelyn grinste breiter als zuvor. „Ich ahne es. Cat hat vermutlich gespürt, dass du nie wirklich du selbst, nie ganz komplett warst. Tiere haben einen Sinn für Derartiges.“
    „Du meinst, sie wollte einen ganzen Kerl für mich?“, fragte Helena amüsiert und Evelyn stimmte mit einem Zwinkern zu.
    „Vermutlich. Darf ich dem ganzen Kerl jetzt bitte den Unterarm betäuben, damit wir ihn wieder heil machen können?“
    „Gleich.“ Samuel griff mit beiden Händen in Helenas Nacken und zog sie an sich, seine Verwundungen ignorierend. „Erst muss sich der ganze Kerl unter Beweis stellen und seine Freundin küssen.“
    Als er dies innig tat, durchfuhr sie eine heftige Freude. Die Vorfreude, Samuel wirklich kennenzulernen, jede Seite von ihm, auch die fremde, dunkle, sowie viele Tage mit ihm zu verbringen. Vor allem aber viele Nächte.

25
    Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ilu hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann .
    Khalil Gibran, Der Prophet
    E in Krachen, ein Splittern. Herumfliegendes Gestein. Die Rache der ganzen Welt war es, die den Boden aufriss und den Himmel einstürzen ließ.
    Hässliches Teufelslachen drang wie Qualm aus der zerklüfteten
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