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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer
Autoren: Phoenixfluch
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mischte sich eine weitere Sorge. Da war die Leiche. In einem Baumstamm steckte die blitzende Schwertklinge wie Excalibur im Stein. An vielen Stellen ließen sich in der Dunkelheit schwarz glänzende Blutlachen erkennen. Ihre und Samuels DNS sowie Fingerabdrücke fanden sich überall. Ein Tatort voll von Beweisen, die allesamt eindeutig das Falsche aussagten. Wer würde schon der fantastischen Geschichte eines Kampfes gegen Engel und Dämonen Glauben schenken?
    Doch bevor Helena sich überwand, Samuel auf diese Probleme anzusprechen, nahm sie eine kleine, durch die Dunkelheit huschende Gestalt wahr. Eine graue Katze trat in den Lichtstrahl der Taschenlampe und zwinkerte mit beiden Augen in ihre Richtung. Helena schnappte nach Luft. Sie erkannte die Katze, denn sie hatte sie ihr ganzes Leben lang begleitet. Georg.
    Er würde sich der weltlichen Probleme annehmen, das versprach sein Blick aus silbernen Augen. Gleichzeitig wusste sie, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. Er regelte nur noch die Probleme, die entstanden waren, bevor er ihr sein Wesen offenbart hatte.
    „Danke“, rief sie ihm zu. „Danke für alles.“
    Neben dem Wagen löste Samuel sich von ihr, öffnete die Beifahrertür und blickte angestrengt ins Leere.
    „Mit wem sprichst du? Ist da noch so ein unsichtbarer Freund von dir?“
    „Viel mehr als das.“ Helena fühlte Wehmut aufsteigen, lächelte jedoch. „Wir können fahren, Georg wird sich hier um alles kümmern.“
    Samuel runzelte bei dem Namen die Stirn. Seine Schultern verspannten sich, sein Blick wurde hart, aber er schwieg.
    „Es ist eine lange Geschichte“, beantwortete sie die stumme Frage. „Ich bin sicher, dass du sie nicht in ganzem Ausmaß hören willst. Ich werde sie dir trotzdem erzählen. Es gibt so unendlich viel, das ich dir erzählen muss. Aber nicht jetzt.“ Sie ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten und Samuel nahm hinter dem Lenkrad Platz und startete den Motor.
    „War doch nur ein Drache, hm?“, flüsterte Helena, als Samuel losfuhr und die Umrisse der Katze zwischen den Bäumen verschwanden. „Auf Wiedersehen, Drachentöter.“
    Samuel gab ein fragendes Brummen von sich und sie nahm seine Hand zwischen ihre. „Nicht jetzt“, wiederholte sie. „Jetzt möchte ich nach Hause. Bringst du mich nach Hause?“
    „Nur, wenn ich bleiben darf.“
    „Als ob ich dich je wieder gehen lassen würde.“
    Evelyn kam in den frühen Morgenstunden. Sie brachte Cat mit, die Hündin saß erfüllt von Skepsis inmitten des Raumes und ließ Samuel nicht aus den Augen. Während Evelyn einen kleinen Lederkoffer aufklappte, in dem sich einiges an medizinischen Utensilien befand, wiederholte sie zum fünften Mal, keine Schwertverletzungen behandeln zu können, da sie nur eine Studentin der Medizin war und ohne jede Erfahrung. Noch dazu handelte es sich dummerweise um Zahnmedizin.
    „Es war ja auch kein Schwert“, versuchte Samuel sie zu beruhigen. Er saß mit blassem Gesicht und freiem Oberkörper am Küchentisch. Helena hatte seine Verletzungen notdürftig gereinigt. Auf dem Tisch sammelten sich blutgetränkte Kompressen und Papiertücher. Mit analytischer Präzision musterte er die Fläschchen in Evelyns Bestand. Als sie eines herausnahm, verzog er skeptisch den Mund. „Es war nur ein Degen, noch dazu ein unsichtbarer Degen, wirklich ganz harmlos. Was ist das für ein Zeug?“
    „Ein Haudegen, um genau zu sein“, verbesserte Helena. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Sie hoffte, Evelyn würde sich mit der Versorgung seiner Verletzungen beeilen, damit sie ihn endlich ins Bett stecken konnte und sich gleich dazu. „Und bei diesem Zeug handelt es sich um ein Mittel zur Wunddesinfizierung, nehme ich an.“
    Evelyn schüttelte den Kopf, zog die Latexhandschuhe über und ließ das Gummi gegen ihre Handgelenke schnacken. „Ich kann das nicht nähen, verdammt. Ich darf das gar nicht.“
    Helena hatte sie nie derart verstört erlebt. Im Umgang mit Geistern und Dämonen fühlte ihre Cousine sich offenbar weit sicherer als mit Patienten. Ungeachtet ihrer Worte nahm Evelyn jedoch mit ruhigen Fingern eine Einmalspritze aus der Verpackung und zog Flüssigkeit aus dem Fläschchen auf.
    „Lokalanästhetikum“, erklärte sie schließlich.
    Samuel zog mit krampfhaft zuckenden Kiefermuskeln die Mundwinkel hoch, während sein misstrauischer Blick Evelyns Händen folgte, die zunächst sterile Kompressen, Tupfer und zuletzt Faden und eine blitzende, gebogene Nadel auspackten und griffbereit
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