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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Anne Bishop
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einen Schluck Whisky. »Es schmeichelt mir, dass du meine Musik so hoch schätzt, aber glaubst du wirklich, die Leute kommen in diesem Nebel für ein Bier und ein paar Lieder hier raus?«
    »Sie werden kommen, um ein paar Lieder mit dir zu spielen.«
    Ein Schauer lief ihm den Rücken herunter. Mit der Musik hier stimmt etwas nicht, Michael, mein Junge. Vergiss das nicht, und auch nicht, was du bist. Werd nicht unvorsichtig.
    Er war gerade erst siebzehn gewesen, als er das erste  Mal nach Foggy Downs gekommen war, und war seit fast einem Jahr unterwegs, um sein Glück zu machen. Seitdem hatte er sich über die Jahre hinweg darauf verlassen, dass dies hier ein freundlicher, sicherer Ort war. Wenn die Leute herausfanden, was er war, würde Foggy Downs nicht länger so sicher sein - oder so freundlich.
    Shaney leerte seinen Whisky, dann zog er einen Lappen unter dem Tresen hervor und begann, das Holz zu polieren. »Erinnerst du dich an die alte Bridie?«
    Michael fuhr mit dem Finger den Rand seines Glases nach. »Ich erinnere mich an sie. Sie rauchte Pfeife, hatte ein Lächeln, das die Sonne zum Strahlen bringen konnte, und schaffte es, selbst in ihrem Alter jeden unter den Tisch zu tanzen.«
    »Diese Pfeife«, murmelte Shaney lächelnd. »Nie ist ihr der Tabak ausgegangen. Immer wenn sie sie gerade zum letzten Mal gestopft hatte, bot sich irgendjemand an, sie mit einem neuen Vorrat zu versorgen. Die Leute fragten sie immer, ob sie irgendeinen Talisman versteckte, denn selbst wenn schlimme Dinge geschahen, kam stets etwas Gutes dabei heraus. Und sie hat immer gesagt, Ströme des Glücks flössen durch die Welt, und ein leichtes Herz und ein Lachen brächten ihr alles Glück, das sie brauchte.«
    Sie verfielen in Schweigen, doch es war nicht jene ungezwungene Stille, bei der niemand das Bedürfnis verspürt, etwas zu sagen.
    Schließlich ergriff Shaney das Wort: »Als du das erste Mal nach Foggy Downs gekommen bist, hat Bridie dich gesehen, hat gehört, wie du spielst. Sie hat meinen Vater beiseite genommen, nachdem du weitergezogen warst, und hat ihm geraten, nach dir Ausschau zu halten, wann immer du in unser Dorf kommen würdest. Hat gesagt, sie hätte das Gefühl, bis zum Frühling würden wir sie unter die Erde bringen, und obwohl sie nicht glaubte, dass du  bereit sein würdest, das Wandern aufzugeben und dich niederzulassen, war sie der Meinung, du seiest die beste Chance für Foggy Downs, einen Glücksbringer zu haben, wenn sie erst einmal fort wäre. Ein paar von uns wissen, was du bist - genauso, wie wir wussten, was sie war.«
    Michael leerte sein Glas und wünschte sich, der Whisky würde seine wachsende Verzweiflung lindern. Er wollte wahrhaftig nicht hinaus in diesen Nebel, aber er wollte auch nicht, dass man ihm letzten Endes die Schuld für etwas gab, das er nicht getan hatte. »Ich denke, ich ziehe dann wohl mal weiter.«
    Shaney warf seinen Lappen auf den Tresen und bedachte Michael mit einem Blick, der zu gleichen Teilen aus Ungläubigkeit und Ärger bestand. »Und welcher Teil dessen, was ich gesagt habe, hat dein erbsengroßes Gehirn dazu veranlasst, zu dem Schluss zu kommen, ich wolle dich von hinten sehen? Und aus welchem Grund hältst du so wenig von mir, dass du denkst, ich würde irgendjemanden bitten, zurück nach draußen zu gehen, wenn man sich bei dem Wetter schon verlaufen kann, wenn man noch in Reichweite seiner eigenen Haustür ist?«
    Michael sagte nichts, überrascht von der Tatsache, wie sehr Shaneys Ärger seinem Herzen doch rauen Trost spendete.
    »Ich kann nicht ändern, was ich bin«, sagte er leise.
    »Niemand bittet dich darum.« Shaney rieb sich mit der Hand über den Kopf, strich dann sein Haar zurück und seufzte. »Vor ein paar Tagen ist etwas Böses durch Foggy Downs gezogen. Das ganze Dorf hatte eine üble Nacht deswegen. Kinder sind schreiend aus ihren Albträumen aufgewacht. Babys, zu jung, um zu sagen, was ihnen Angst eingejagt hat, haben stundenlang geweint. Und wir anderen … Es ist ein seltsames Gefühl, wenn alte Ängste wieder auftauchen und dich bei der Kehle packen, sodass du mit klopfendem Herzen aufwachst und erst nicht  mehr weißt, wo du bist. Es war’ne harte Nacht, Michael, und am nächsten Morgen …« Er sah aus dem nebelverhangenen Fenster.
    Michael starrte zum Fenster hinüber, bevor er sich wieder an Shaney wandte. »Das ist schon seit Tagen so?«
    »Die ersten paar Tage sind die Leute ihren Geschäften nachgegangen, so gut sie konnten, und haben
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