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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Anne Bishop
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vielleicht so stark dämpfen, dass es nie wieder in voller Blüte erstrahlen könnte. Vielleicht blieb auf seinem Herzen eine solche Narbe zurück, dass der Mann nie wieder wirklich lieben könnte.
    Und die Dunklen Strömungen, die durch dieses Dorf flossen, würden dadurch ein wenig stärker werden - genauso wie die Dunklen Strömungen jeden Tag an Macht gewonnen hatten, seit diese zwei Jungen verschwunden waren. Es hatte so viele Herzen gegeben, die begierig gewesen waren, auf Seine flüsternde Stimme zu hören, die ihnen erzählte, dass die Jungen mit einem Mann in den Wald gegangen waren, den sie gut genug kannten, um ihn nicht zu fürchten.
    Bis zum Wechsel der Jahreszeiten würden seine Todesdreher lieber im sonnenwarmen Fluss ihrer eigenen Landschaft verweilen, anstatt im kalten Wasser des Teiches am Rande der Gemeindeweide des Dorfes zu jagen. Wenn seine Kreaturen dann in diese Landschaft kamen, würde sich niemand mehr an die Geschichte erinnern, die jene zwei Jungen erzählt hatten - über einen riesigen Baumstamm, der zum Leben erwacht war und einen halb ausgewachsenen Ochsen ins Wasser gezogen hatte. Und wenn das nächste Mal ein Junge oder ein Mann zu nahe an dem Teich vorüberging und den Tod fand, würde die Angst, die in diesen Menschen hauste, so viel stärker, so viel süßer sein. Würde Seiner Resonanz so viel besser entsprechen.
    Er floss unter der Hauptstraße entlang, verließ das Dorf. Die Menschen erschauderten, als Er ungesehen unter ihnen vorbeizog, niemand erkannte, was Er wirklich war. Seine Resonanz würde sich als Unruhe und Misstrauen in ihren Herzen einnisten und sie dazu bringen, sich zu fragen, welcher ihrer Nachbarn derjenige gewesen war, der das Messer geführt hatte. Und wenn sie die Leiche des Laternenanzünders fanden …
    Es war so befriedigend gewesen, in eine Gestalt zu schlüpfen, deren Kiefer stark genug waren, Knochen zu zermalmen. Also hatte er den Laternenanzünder zermalmt, Stück für Stück. Als Er des Spielens mit seiner Beute müde wurde, hatte er den Körper in eine dunkle Gasse gezerrt und gefressen, solange das Fleisch noch saftig war … und lebendig.
    Und bis die anderen Menschen die Leiche fanden, würden sich natürlich auch die Ratten an ihr gütlich getan haben.
    Er würde an diesen Ort namens Dunberry zurückkehren, und wenn es so weit war, würden die Menschen sogar noch empfänglicher für Seine geflüsterten Worte sein, und die Samenkörner, die Er in der dunklen Seite des menschlichen Herzens pflanzte, würden prächtig gedeihen.
    Doch zuerst musste Er das Meer erreichen und dem Kurs nach Norden folgen. Die Jagd in dieser Landschaft würde umso süßer sein, wenn Er erst einmal den Ort des Lichts zerstört hatte.
     

Kapitel 3
Gegenwart
    Michael blieb vor der Tür zu Shaneys Taverne stehen und wünschte sich innig, er hätte nicht schon ein großes Glas Whisky geleert. Die Musik hier klang nicht richtig. Aus dem Rhythmus geraten. Falsch. Nicht so schlimm wie in Dunberry, aber …
    Dunberry. Was war da überhaupt schiefgegangen? Gut, er hatte sich eine kleine Verwünschung ausgedacht, als er das letzte Mal durch das Dorf gereist war, aber der dreckige Bastard hatte beim Kartenspielen betrogen und es verdient, ein wenig Pech zu haben. Es war ja nicht so, als hätte er davon profitiert. Er war einfach der Meinung gewesen, es sei nicht gerecht, dass Torry seinen Einsatz verlieren sollte, nur weil der Junge das schlechte Urteilsvermögen besessen hatte, zu versuchen, seine Hochzeitsbörse bei ein, zwei kleinen Spielchen aufzubessern. Und hatte Torry nicht ein paar Tage später ein kleines Säckchen Gold gefunden - Gold, das sein Großvater in der Scheune versteckt und vor Jahren vergessen hatte? Das Glücksbringen hatte doch das bisschen Verwünschen wieder aufgewogen, oder nicht?
    Doch das Mädchen, das Torry heiraten wollte … Sie war erstochen worden, war es nicht so? Und dabei war sie der Hilfe so nah gewesen, dass Torry und seine Freunde sie hatten schreien hören.
    Er hatte es sofort erfahren, als er ins Dorf kam. Genauso wie er das hörte, was die Leute nicht aussprachen. Keine Gerüchte über das Mädchen, Erinn, sondern über zwei Jungen, die ein paar Tage bevor sie ermordet wurde,  verschwunden waren. Jemand hatte gesehen, wie sie das Dorf mit einem Mann verließen, der zwar nicht aus Dunberry kam, aber hier bekannt genug war, um ihm zu trauen. Was könnte ein Mann mit zwei Jungs anstellen, sodass sie das Bedürfnis verspürten, zu
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