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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Anne Bishop
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Interesse festzuhalten, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und sein Herz.
    Die Augen noch immer geschlossen, ging er fließend zum nächsten Lied über. Mehr Energie. Eine Trommel ergänzte Geige und Flöte. Gleißende Töne wurden nach draußen in die Nacht getragen, tanzten im Nebel, funkelten vor Energie und dem Strahlen der guten Herzen der Menschen wie Tautropfen auf einem Spinnennetz, das von der Morgensonne berührt wird.
    Ja, dachte er, als er die Augen öffnete und die Tänzer betrachtete, dies waren gute Menschen, die das Licht willkommen hießen, die das Licht verdienten.
    Die Musiker kamen und gingen, spielten ein paar Lieder mit und traten dann zurück, um einem anderen Platz zu machen. Als ihn jemand anstieß und ihm sagte, er sei  jetzt beim Tanz an der Reihe, ignorierte er die unausgesprochenen Einladungen - vor allem die von Doreen, die für Shaney arbeitete und ihn immer an eine hungrige Katze erinnerte - und wählte ein Mädchen, das zwar alt genug war, um sich geschmeichelt zu fühlen, als er sie um den Tanz bat, und doch jung genug, um nicht zu erwarten, dass er sie danach noch um ganz andere Dinge bitten würde.
    Nicht dass er sich nicht danach sehnte, eine Frau zu packen und sie zu küssen, bis ihr die Sinne schwanden. Die Musik war heiß. Die Atmosphäre war aufgeheizt. Und er wollte es mit einer Begierde, die ihn innerlich auffraß.
    Doch das, wonach er sich verzehrte, konnte er hier nicht finden, also gab er sich ganz der Musik hin.
    Das Essen wurde noch einmal aufgewärmt. Die Menschen zogen sich in die Ecken zurück, die am weitesten von den Musikern entfernt lagen, um sich miteinander zu unterhalten. Shaney öffnete ein paar der Räume im Obergeschoss, und einige Eltern legten ihre Kinder schlafen, aneinandergekuschelt wie Hundewelpen.
    Michael unterhielt sich. Er tanzte und lachte. Er aß. Er spielte. Und die ganze Zeit über trug er in Gedanken und im Herzen das Bild der Töne, die funkelnd die Nacht erhellten.
     Ihr Verstand erhob sich zu jenem Ort des Zwielichts, der weder wahres Erwachen noch richtigen Schlaf bedeutete. Glorianna träumte von Musik. Eine bekannte Weise, aber trotzdem anders als alles, das sie schon einmal gehört hatte. Die Trommel und die Violine klangen ein wenig  verändert. Doch es waren die hellen Töne der Flöte, die sie zum Lachen brachten, die ihre Füße zucken ließen, als wollten sie ganz von allein tanzen, und die Trommel brachte ihr Blut in Wallung, bis ihr Herz im selben Rhythmus schlug.
    Die Musik wurde leiser, als hätte jemand eine Tür geschlossen, und sie stand draußen, umhüllt von einem Nebel, der so dicht wie eine weiche Decke war. Sie war nicht überrascht, als sich seine Arme um sie schlossen und sie nach hinten gegen seine warme Brust zogen. Dann...
    Sie hörte die Trommel im Klopfen ihres Herzens, hörte das Seufzen der Violine in seinem Atem. Wusste, in seiner Stimme, in seinem Lachen, würden die hellen Töne der Flöte erklingen.
    »In dir spielt Musik«, sagte sie. »Ich kann die Musik in dir hören.«
    Sein Lächeln, diese Bewegung seiner Lippen an ihrer Wange, war seine einzige Antwort.
     An Körper, Geist und Herz völlig erschöpft, ließ Michael Stunden später die Flöte sinken und betrachtete die Männer, die um ihn herum auf den Stühlen hingen. »Na, Jungs? Sieht so aus, als seien wir hier fertig.«
    Einer der Männer blickte hinüber zu den Leuten, die an ihren Tischen eingeschlafen waren, und grinste. »Das würde ich auch sagen.«
    Michael sehnte sich nach ein wenig frischer Luft und schlängelte sich durch die Tische bis zur Tavernentür und stieß sie auf.
    »Herrin des Lichts«, flüsterte Shaney hinter ihm. »Schau dir das an.«
    Oh, er blickte hinaus - und war überwältigt von dem, was die Morgendämmerung enthüllte. Dicke Schwaden und Stränge des dichten Nebels ballten sich in der Straße, doch in den Lücken dazwischen stand ein leichterer Nebel - die Art von Nebel, die das Sonnenlicht lediglich dämpfte und Regenbogen entstehen ließ.
    »Du hast es geschafft, Michael«, sagte Shaney und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Wir alle haben es geschafft«, erwiderte er. Noch nie  hatte er einen Ort so stark, so offensichtlich beeinflusst. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte.
    »Aber ohne dich wäre das nicht passiert. Du bist ein guter Musiker. Der beste, den ich je gesehen habe.«
    »Und für die nächsten paar Stunden hast du mich zum letzten Mal gesehen.«
    »Du hast dir deinen Schlaf und
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