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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust
Autoren: Mari Mancusi
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weise an. »Das stimmt nicht ganz«, erklärt sie.
    Er sieht überrascht auf. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Sonnenschein erlauben werden zu bleiben?«
    »Nein. Ich will damit sagen, dass ich selbst bleiben werde.«
    Ich starre sie ungläubig an. Moment mal, wie bitte? Hat sie gerade gesagt...
    »Schließlich bin ich immer noch die Nächste in der Thronfolge, nicht wahr?«, erklärt sie. »Und meine Mutter hat mich von Geburt an auf dieses Amt vorbereitet, sodass ich durchaus qualifiziert bin, die Krone zu tragen.«
    Die Miene des Premierministers hellt sich auf und er lächelt breit. »Natürlich! Das ist eine groß-
    artige Nachricht! Die Krone gehört Ihnen. Wie es von jeher hätte sein sollen.« Er wendet sich an das Volk. »Meine Damen und Herren, ich präsen-tiere Ihnen Königin Mimose!«, tönt er. Die Menge bricht in ohrenbetäubenden Jubel aus.
    Nur ich nicht. »Mom!«, rufe ich schockiert. »Du kannst doch nicht. ..«
    Sie dreht sich zu mir um, ihr Blick ist voller Zuneigung. »Mein Schatz, ich habe keine andere Wahl«, sagt sie. »Diese Leute brauchen mich und es ist meine Pflicht, ihnen beizustehen. Ich kann hier viel Gutes bewirken - viel mehr als auf der Erde. Zum Beispiel kann ich dafür sorgen, dass die verfeindeten Höfe endlich Frieden schließen, der Korruption ein Ende machen und all die bestrafen, die uns hintergangen haben - all das, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen, anstatt wegzulaufen.« Sie legt mir zärtlich eine Hand auf den Arm. »Es tut mir leid. Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit.«
    »Heißt das, du wirst hier leben?«, ruft Sunny, die genauso durcheinander aussieht, wie ich mich fühle. »Und nicht bei uns?«
    Sie nickt. »Heather wird sich um euch kümmern, bis ihr achtzehn seid und aufs College gehen könnt. Wir haben darüber schon vor einiger Zeit gesprochen und sie hat sich bereit erklärt, uns zu helfen.«
    »Du hast das schon lange geplant«, begreife ich mit einem Mal. »Schon bevor die Elfen überhaupt aufgetaucht sind.«
    Mom nickt. »Als euer Vater nach Massachusetts kam und mir berichtete, was im Elfenland vor-ging, wurde mir klar, was getan werden musste.
    Wir hatten bereits angefangen, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, wurden aber durch Apfelblütes Angriff unterbrochen.«
    »Wow. Ich hatte ja keine Ahnung . . .« Jetzt bin ich echt sprachlos. Unser Leben, meins und Sunnys - ist nun wirklich vollkommen auf den Kopf gestellt.
    »Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht für euch da sein werde. Wir können jeden Abend skypen und ihr könnt mich im Sommer besuchen kommen. Und ich will Kopien von all euren Zeugnissen gefaxt bekommen. Ihr werdet nicht rumgammeln, nur weil ich nicht da bin, um euch Hausarrest aufzubrummen.« Sie sieht uns an, Tränen in den Augen. »Ich weiß, es ist schwer.
    Und ich fühle mich schrecklich, weil ich euch verlassen muss. Aber ich hoffe, ihr versteht, dass es dem Wohlergehen vieler dient. Es ist mein Schicksal. Und ich habe erfahren, dass man vor seinem Schicksal nicht davonlaufen kann.«
    Als ich sie ansehe, wie sie aufrecht und stolz vor mir steht, begreife ich, dass sie recht hat. Dieses Volk braucht sie und ich darf nicht selbstsüchtig sein. Sunny und ich wollen leben, wie wir es für richtig halten, und Mom muss das Gleiche tun dürfen.
    »Ach, Mom«, rufe ich und werfe mich in ihre Arme. »Ich werde dich so sehr vermissen.«
    »Nicht mehr, als ich euch vermissen werde.
    Meine Süßen.« Sie umarmt uns. »Meine geliebten, zauberhaften Mädchen.«
    Unsere Umarmung scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis wir uns endlich voneinander lösen können. Sunny nimmt die goldene Krone von ihrem Kopf und setzt sie mit einem stolzen Lächeln meiner Mutter auf. Ich schnappe nach Luft. Sie sieht wunderschön aus. Wie eine Märchenkönigin. Ich platze fast vor Stolz, als sie sich an die Bewohner des Elfenreichs wendet.
    Sie beugen alle die Knie und verneigen sich respektvoll. Dann richten sie sich wieder auf und brechen in lauten Jubel aus.
    Und ich merke, wie ich mitjubele.

Epilog  

    Sunny Rayne sieht endlich mal ein bisschen gesünder aus als sonst, als sie mich im Freizeitraum der Bloody-Ford-Klinik begrüßt, der Vampirentzugs-klinik in Vegas, in der sie sich zurzeit aufhält. Sie ist natürlich immer noch ziemlich bleich - was soll man auch von einem Goth-Vampir wie ihr erwarten? -, aber ihre Wangen haben trotzdem einen leichten rosigen Schimmer. Wahrscheinlich von all dem legalen Blutkonsum. Sie muss nicht
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