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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust
Autoren: Mari Mancusi
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verlassen.«
    Magnus runzelt die Stirn und ein Schweigen senkt sich über das Gefängnis. Einen Moment lang denke ich, er wird es ihnen verweigern und sie zwingen, trotzdem mit Tanner und Jareth zurückzukehren.
    »Bitte«, fleht Mom. »Schließlich bist du nicht der Einzige, der gelobt hat, Sunny zu beschützen.«
    Magnus wendet sich ihr zu und seine Miene wird weicher. Dann nickt er dankbar. »Also schön«, sagt er. »Geht voran, Elfen. Retten wir eure Tochter.«

29
    Mom, die im Elfenland aufgewachsen ist, kennt alle Schleichwege. Und nebenbei auch alle Tricks, um den Wachen aus dem Weg zu gehen.
    Sie sagt, sie und mein Dad hätten sich als ver-liebte Teenager immer spätnachts in diese Tunnel geschlichen, weil es ihnen verboten war, sich zu treffen. Sie schlenderten Hand in Hand durch die Dunkelheit, redeten über alles und nichts und schmiedeten große Zukunftspläne.
    »Dein Vater hat mich oft an eine entlegene Stelle im Labyrinth geführt und mich mit brennenden Kerzen und Nektarpicknicks überrascht«, schwelgt Mom in Erinnerungen. »Er war so romantisch damals.«
    Ich schiele zu Dad, der Mom mit seinen Augen anhimmelt. Wie es scheint, haben sie ihre Zeit im Gefängnis genutzt. Das ist großartig. Beinahe so großartig, wie zu wissen, dass Dad uns nicht im Stich gelassen hat, wie wir lange Zeit dachten. Er liebt mich. Er liebt Mom. Und wenn wir jetzt noch meine Schwester zurückholen könnten, hätten wir tatsächlich eine Chance auf ein Happy End.
    Mom bleibt an einer Weggabelung stehen und blickt nach links und rechts. »Wir sind fast da«, verkündet sie. »Der Schlosseingang liegt gleich dort drüben .. .«
    »Nicht so hastig!«, ertönt da eine irgendwie bekannt klingende Stimme. Wir fahren herum und mein verblüffter Blick fällt auf keinen Geringeren als unseren Freund Apfelgelee. Anscheinend hat er meinen Angriff mit dem Pflock in Dads Wohnung überlebt. Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht oder erleichtert sein soll. Hinter ihm stehen ungefähr zwanzig Elfenkrieger, bewaffnet mit flammenden Schwertern und blutrünstigen Mienen. Also stimmt »enttäuscht« vielleicht doch am ehesten.
    »Ihr seid verhaftet«, informiert Apfelkompott uns überflüssigerweise. »Wegen unerlaubten Betretens von Elfgebiet.« Dann starrt er Mom und Dad böse an und schüttelt den Kopf. »Ihr habt Vampire ins Elfenreich gebracht. Ihr solltet euch schämen.«
    Doch Mom wirkt nicht allzu beschämt, als sie mit zornsprühenden Augen vor ihn hintritt. »Du bist es, der sich schämen sollte, Apfelblüte«, sagt sie streng. In dem Ton, den sie gewöhnlich für mich reserviert. »Ein unschuldiges Mädchen zu ent-führen und gegen ihren Willen in eine Elfe zu verwandeln. Und uns ohne fairen Prozess im Gefängnis verfaulen zu lassen. Zu meiner Zeit hielten sich die Soldaten des Lichthofes an die geltenden Gesetze. Sie waren die Guten. Heute jedoch seid ihr offenbar nicht besser als die Agenten des Dunkelhofes.«
    Apfelblüte guckt ein wenig betroffen drein, erholt sich aber schnell. »Zu deiner Zeit«, höhnt er, »ha!
    Du hast das Elfenreich verlassen und damit das Recht verloren, über uns zu urteilen. Wir hatten keine andere Wahl, als deine Tochter zu rekru-tieren. Sie ist eine der beiden einzigen Elfen von königlichem Geblüt, die noch übrig sind, dank deiner Pflichtversäumnis. Wenn irgendjemand die Schuld an Sonnenscheins Zwangslage trägt, dann bist du es.«
    Mom macht ein niedergeschlagenes Gesicht, das hat gesessen. Schwankend weicht sie zurück und ich muss sie am Arm festhalten, damit sie nicht das Gleichgewicht verliert. »Hör nicht auf ihn, Mom«, sage ich. »Er will dich nur provozieren.«
    »Aber er hat recht«, flüstert sie heiser. »Es ist meine Schuld. Alles.«
    Ich kann es nicht ertragen, sie so bedrückt zu sehen. Also wende ich mich an Apfelpfann-kuchen, um ihm die Leviten zu lesen, aber Dad kommt mir zuvor.
    »Wie kannst du es wagen, so mit meiner Frau zu sprechen?«» knurrt er den Elfenmann an. »Bist du etwa immer noch eifersüchtig, weil sie mich dir vorgezogen hat? Du hast sie doch sowieso nie geliebt. Du wolltest bloß die Macht, die an den Thron des Lichthofes geknüpft ist.«
    Apfelblüte läuft purpurrot an vor Zorn. Zuerst denke ich, er wird alles abstreiten, aber natürlich können Elfen nicht lügen. Also hebt er einfach sein Schwert. »Und jetzt werde ich diese Macht bekommen«, sagt er. »Sobald eure jämmerliche kleine Tochter meinen Sohn geheiratet hat.« Er blickt auf seine Armbanduhr. »Was
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