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Beim ersten Om wird alles anders

Titel: Beim ersten Om wird alles anders
Autoren: Rainer Dresen
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Menschen getroffen, die auf spürbare Weise in sich ruhten und als Grund dafür ihre regelmäßige Yoga-Praxis angaben. Ich wurde neugierig und habe es selbst ausprobiert. Bereits nach nur wenigen Übungsstunden im heimischen Yoga-Studio übermütig geworden, meldete ich mich zu einem zweiwöchigen Intensiv-Yoga-Retreat mit Kirtan-Singen an. In einer an einem menschenleeren, windumtosten südeuropäischen
Strand gelegenen Yoga-Schule erlebte ich seltsame Dinge und kehrte nicht nur um Batik-T-Shirts und Henna-Tätowierung, sondern auch um tief greifende Erkenntnisse bereichert wieder zurück.
    Seitdem vermisse ich etwas, wenn ich nicht mindestens einmal pro Woche meine rosa Matte ausrollen kann. Ich verbringe einen Großteil meiner Freizeit im Hand- und Kopfstand und sehe die Welt auch sonst aus einer ganz anderen, gelasseneren und bewussteren Perspektive.
    Vieles von dem, was ich in den letzten Monaten erlebt habe, war höchst seltsam und befremdlich, nicht weniges sehr witzig, und manches einfach nur schön. Da ich wie viele andere Neu-Yogis manchmal von nichts anderem mehr redete als von meinen neuesten Yoga-Erfahrungen, haben mir selbst wohlmeinende Zeitgenossen empfohlen: „Erzähl das doch besser deinem Friseur oder schreib ein Buch.“
    Mein Friseur betreibt lieber Kampfsport und ist auch sonst nicht an Yoga interessiert. Deshalb habe ich beschlossen, meine Erlebnisse als Mann in dieser Welt der Frauen und derjenigen, die sie zumindest bezüglich ihrer Vorliebe für Yoga verstehen, aufzuschreiben.
    Dabei habe ich unwissentlich wohl dieselbe Methode anzuwenden versucht, die Julia Schaaf, Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung , bei den neuerdings überhandnehmenden Erziehungsratgebern von Vätern ausgemacht hat: Der männliche Autor betritt eine Welt, deren heilige Ernsthaftigkeit für ihn erschreckend ist, und er versucht, dem Wandel im eigenen Leben durch Humor, genauer gesagt durch Hinschauen, Staunen, Lustigmachen, Selbstironie und Ehrlichkeit zu begegnen.
    Sollte mir das die eine Leserin oder der andere Leser so bescheinigen, würde ich mich sehr freuen.

    Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen ist darauf hinzuweisen, dass alles in diesem Buch entweder selbst erlebt oder selbst erfunden wurde. Die meisten Namen sind geändert.

Yoga ist Frauensache, das steht fest
    Viele Jahre lang hatte ich zu Yoga in etwa dieselbe Einstellung wie zu der Pflege bayerischen Brauchtums in einem Trachtenverein: Mir war bekannt und ich tolerierte, dass es Menschen gibt, die derartige Aktivitäten betreiben und daraus persönliche Befriedigung ziehen. Aktiv teilnehmen aber, da war ich sicher, würde ich an derartig sonderbaren Betätigungen niemals.
    Diese Einstellung behielt ich mehr als 30 Jahre lang, nachdem ich als Kind in den 70er-Jahren von den Fernsehsendungen und Büchern der Yoga-Pionierin Kareen Zebroff nachhaltig abgeschreckt wurde. Eigentlich hieß sie Helge-Kareen Brüggemann und stammte aus Windsbach
bei Ansbach in Mittelfranken. Das aber wusste ich damals nicht, obwohl ich es hätte ahnen können, denn genau so wie eine Helge-Kareen Brüggemann vom Land sah sie aus mit ihrer blonden Dauerwellen-Muttifrisur, der schwarzen Gymnastikhose und dem lilafarbenen, hautengen und trotzdem irgendwie AOK-mäßigen Oberteil. Genau genommen trat sie auch nicht in mein Leben, sondern sie lag, nicht untypisch für Yoga-Frauen, wie wir noch sehen werden, einfach so da. Nämlich im Wohnzimmer meiner Eltern. Sie lag dort natürlich nicht persönlich, sondern in ihrer Funktion als Autorin und Covermodel eines Yoga-Buchs mit dem schönen Titel Yoga für Yeden .
    Oft stand sie auch da, und zwar im Fernseher, einmal pro Woche, drei Jahre lang, immer freitags um 16.30 Uhr, wenn ihre fünfminütige Yoga-Sendung lief. Das war wie sonst samstags, wenn Raumschiff Enterprise oder ZDF- Hitparade kamen, ein Fixpunkt der Fernsehwoche. Allerdings in diesem Fall nur für meine Mutter, die gebannt zuschaute und mehr oder weniger geschickt jede Bewegung der Vorturnerin zu imitieren versuchte. Genaueres entzog sich unserer direkten Anschauung, denn wir Kinder wurden mit Beginn der Sendung immer sofort aus dem Wohnzimmer geschickt. Die Aufforderung erübrigte sich rasch, bald schon gingen wir automatisch aus dem Raum, sobald sich Mama in Sportkleidung, mit Lockenwicklern und zu allem entschlossen zur wöchentlichen Turnstunde dem Wohnzimmer näherte.
    Kareen Zebroff war eine Deutschkanadierin, die nach eigenen Angaben als
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