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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit
Autoren: Heinrich Steinfest
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geschehen können, daß Cheng und Straka ertrunken wären.
    So aber gelang es, die beiden rechtzeitig zu bergen. Straka allerdings befand sich bereits in einem kritischen Zustand. Nicht das Herz, nicht die Lunge, sondern eine Sache mit seiner Niere, wie er jetzt mit schwacher Stimme seinen Rettern offenbarte.
    »Sofort ins Krankenhaus«, gab Hillrod wieder einmal die richtige Richtung an. »Und Sie auch, Cheng. Ihre Nase!«
    »Dafür ist keine Zeit«, antwortete Cheng, der in diesen Stunden das Verrinnen eben dieser Zeit schmerzlich wahrgenommen hatte, immerhin aber einige Überlegungen angestellt hatte. Wesentliche Überlegungen.
    »Geben Sie mir ein Aspirin, was Trockenes zum Anziehen und dann fahren Sie mich in die Stadt«, wies er Hillrod an, mehr als daß er sie darum bat.
    »Wohin?«
    »Ins Kaiserin Elisabeth .«
    »Das Hotel?«
    »Das Hotel«, bestätigte Cheng.
    »Sie fahren wie die Sau«, sagte Cheng, als man wenig später über die Donau raste.
    »Ich dachte, wir haben es eilig«, erwiderte Elly.
    »Wenn wir rechtzeitig kommen, kommen wir rechtzeitig«, erklärte Cheng. »Wenn wir aber vorher in der Donau landen oder gegen einen LKW prallen oder so, dann kommen wir wohl eher nicht rechtzeitig.«
    »Na gut«, sagte Elly und drosselte ein wenig das Tempo. »Aber daß ich Sie gerettet habe, finden Sie hoffentlich schon okay, oder?«
    »Absolut. Sie kommen auf die Liste der zehn besten Frauen in meinem Leben.«
    »Und wer fliegt raus?« fragte Elly.
    Darauf Cheng: »Ich habe nicht gesagt, daß schon zehn beisammen sind.«
    Und die Zahl Zehn ist ja in der Tat eine ziemlich große Zahl.
    »Was jetzt?« fragte Elly, die Nummer vier oder fünf in Chengs Best-of, nachdem man das Foyer des Hotels betreten hatte, im Blickfeld von zwei erwartungsvoll grüßenden Portiers stehend.
    »Zeigen Sie denen Ihren Polizeiausweis«, antwortete Cheng, »und fragen Sie, welches Zimmer ein gewisser Red hat.«
    »Aha! Und wer ist das?«
    »Quintus! Der Fünfte! Das fünfte Opfer«, erklärte Cheng, der nicht ahnte, daß in Wirklichkeit die Zahl Sechs das Spiel bestimmte: sechs Cheng-Romane, sechs Briefmarken.
    »Na gut«, sagte Elly, zückte ihren Ausweis und erkundigte sich bei dem Mann an der Rezeption, ob Mr. Red in seinem Zimmer sei.
    » Herr Red«, korrigierte der Portier, nickte aber gleichzeitig.
    »Geben Sie mir einen Zweitschlüssel«, sagte Elly.
    »Heute noch«, ergänzte Cheng eingedenk jener zügig schrumpfenden Zeit. Immerhin war hier nirgends eine Donau, in die man bei einem Überholmanöver hätte stürzen können. Etwas Beeilung konnte sicher nicht schaden.
    Kurz darauf standen die beiden vor Reds Türe. Natürlich, man hätte klopfen und sich davon überzeugen können, daß alles in Ordnung war. Aber davon riet Cheng ab. Er meinte, es sei besser, auf Nummer Sicher zu gehen. Red würde es verstehen, wenn man sich überfallartig Eintritt verschaffte.
    Elly war einverstanden, entsicherte ihre Waffe und hielt den Lauf in Richtung eines möglichen Ziels, während Cheng, so leise es ging, mit der Schlüsselkarte das Schloß entriegelte und die Klinke drückte.
    »Also los«, sagte Elly, gab der Tür einen Stoß und marschierte mit jener bereits erwähnten ambivalenten Todesverachtung durch den kurzen Flur hinein in das Zimmer.
    Sie schoß augenblicklich.
    Sie besaß genau die richtige Denkweise für eine solche Situation. Nämlich gar nicht erst auf die Idee zu kommen, einen Gefangenen machen zu wollen, wo jede Einsicht in die Gefangenschaft fehlte.
    Hätte Elly nicht sofort abgedrückt und stattdessen eine Warnung oder Anweisung in den Raum gerufen, Fellberg wäre ihr ganz sicher zuvorgekommen. Er war mit Abstand der beste Schütze hier. Schon gar nicht hätte geholfen, auf sein Bein zu zielen und ihn solcherart außer Gefecht setzen zu wollen. Selbst mit einem verletzten Bein oder einer verletzten Schulter wäre er in der Lage gewesen, das Feuer zu erwidern und Elly und Cheng zu treffen, und ganz sicher nicht deren Beine oder Schultern. Nein, indem Elly – ohne eine einzige Sekunde zuviel verstreichen zu lassen – die gerade Linie, die zwischen ihr und Fellberg lag, dazu nutzte, eine Schuß auf den Schädel des Kontrahenten abzugeben, tat sie das einzig Notwendige. Fellberg hatte nämlich noch die Waffe in der Hand, mit der er soeben fünf Mal auf Red geschossen hatte. Er wollte gerade darangehen, den Schalldämpfer zu lösen, als durch die sich öffnende Türe Elly Hillrod mit den drei, vier sichersten Schritten,
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