Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
wohl für eher durchschnittlich halten, das Tragen von H&M - T -Shirts hingegen für ziemlich abgefahren).
    Fellberg wußte, daß es nicht immer Menschen beziehungsweise reine Menschen waren, die er da tötete, sondern sich darunter gewissermaßen auch verschmutzte befanden, von Engeln verschmutzte. Zudem war ihm bekannt, daß nicht jeder Mensch sich eignete, von einem solchen auf die Erde gelangten oder geflüchteten Geistwesen in Besitz genommen zu werden. Daß nur zutiefst unglückliche Menschen in Frage kamen, Menschen, die ihrerseits schon halb im Jenseits standen. Nicht, daß Fellberg beim Töten einen Unterschied machte. Engel oder Mensch oder beides – egal. Doch ein Punkt bereitete ihm ein gewisses Vergnügen. Denn er haßte Schauspieler. Ohne seine Aversion genau definieren zu können. Es war wohl ihre übertriebene Art, ihr Auftreten, dieses Herausstellen der eigenen Besonderheit, ihre Anmaßung.
    Nicht wenige Menschen, in die ein Engel fuhr, waren entweder bereits zu diesem Zeitpunkt Schauspieler oder wurden es im Zuge ihrer »Gesundung«. Höchstwahrscheinlich war dies dem Umstand zu verdanken, daß ein Engel, der in einem fremden Menschen steckte, ohnehin zur Schauspielerei gezwungen war. Im Fall der androgynen Engel ergab sich sogar die Notwendigkeit, einen Mann oder eine Frau darzustellen, ohne das eine oder das andere zu sein. Jedenfalls schien es den solcherart in ihrem Wesen »verstümmelten« und zur Travestie menschlichen Daseins angehaltenen Engeln leicht zu fallen, sich in einem Beruf zu verdingen, dessen Thema die Präsentation fremden, fiktiven Lebens war.
    (Es zeugt übrigens von nicht geringer Weitsicht, wenn Wim Wenders in seinem Film Der Himmel über Berlin den amerikanischen Schauspieler Peter Falk sich selbst spielen läßt, und zwar als einen ehemaligen Engel, der auf die Erde kam, um dort der Schauspieler Peter Falk zu werden. Unrichtig ist dabei nur, daß die Engel in dieser Geschichte sich selbst materialisieren können. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Engel sind auf Naturgesetze angewiesen. Sie sind außerstande, irgendeinen Hokuspokus zu fabrizieren. Sie benötigen einen Körper, den es auch wirklich gibt. Aber wie gesagt, die Wahl eines Schauspielers in diesem Film stimmt absolut mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein.)
    Auch wenn Fellberg natürlich niemals die Anweisungen mißachtete, nach denen eine Tötung vorzunehmen war, also etwa sich gegenüber Schauspielern extra sadistisch verhielt, so war in diesen Fällen sein Mitleid noch geringer als sonst schon üblich.
    Kein Wunder also, daß nicht wenige Film- und Bühnenkünstler zu denen gehörten, die Fellberg auf diese oder jene Weise umgebracht hatte – mal ein anderes Verbrechen vortäuschend, als das, das es war, dann wieder einen tödlichen Unfall inszenierend. Wobei es unmöglich war, ständig immer nur Schauspieler zu töten. Obschon dies alles mit einem Krieg zusammenhing, eben dem Krieg der Engel, dem Krieg zwischen Himmel und Hölle, dem Krieg zwischen Jägern und Gejagten, so war es trotzdem nicht wie im Krieg der Menschen, wo jeder alles darf, wenn er nur kann, was er mag.
    Es versteht sich, daß kaum einer ahnte, wer Swedenborg tatsächlich war, welch jenseitiger Kerl da in ihm steckte. Die meisten hielten ihn für ein so imponierendes wie arschlochhaftes Individuum und dessen Unmenschlichkeit als deutliches Kennzeichen seines lupenreinen Menschseins. Fellberg freilich wußte es besser, ohne daß ihn das aber kümmerte.
    Angesichts dieser ganzen Geschichte hätte man eigentlich vermuten dürfen, auch Fellberg sei kein Mensch, allerdings nicht einmal ein Engel, sondern eher eine Pflanze, genauer gesagt eine böse Pflanze. Klar, das ist natürlich Unsinn, Pflanzen verwandeln sich so wenig in Menschen, wie Aliens oder Computer das tun. Nur Engel, die schon.
    Fellberg schoß. Er schoß wie immer mit äußerster Präzision, ein Ritual, ein Konzept, eine signifikante Methode vortäuschend, den Serienmörder spielend, der er ja nicht wirklich war. Somit ebenfalls – wenngleich uneingestanden – ein Schauspiel vornehmend. Wobei er nicht hätte sagen können, inwieweit dieses umständliche Verfahren gezielten Danebenschießens, also die Anordnung, die Opfer langsam verbluten zu lassen, eventuell auch eine praktische Notwendigkeit darstellte, eine Praktik im Krieg der Engel. Fellberg tat allein, wie ihm geheißen. Nicht zuletzt das Narkosemittel einsetzend, das er nach dem dritten, aus einem Schalldämpfer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher