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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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1. Kapitel
    Es gibt Tage, die so verquer beginnen, dass man sie am besten ausfallen lässt. Dies war so einer.
    Das Telefon schrillte, ich linste auf die Uhr und stammelte irgendetwas. Es war 5.28 Uhr.
    Rodenstock bestimmte mit seiner fiesesten Militärstimme: »Hör zu, du musst in drei Minuten in deinem Auto sitzen. Du fährst zu einer Familie namens Horst Walbusch in Daun-Boverath und stellst fest, wo die Ehefrau namens Nicole Walbusch, siebenunddreißig Jahre alt, heute Nacht war. Dann fährst du weiter nach Oberstadtfeld. Dort in der Kirchgasse 9 wohnt ein Mann namens Gerd Bludenz. Du stellst fest, wo der heute Nacht war und fragst ihn …«
    »Moment, Moment! Diese Nacht ist doch noch gar nicht zu Ende, und ich muss schließlich wissen, was ich denn …«
    »Keine Zeit, Junge«, schnarrte er und legte auf. So ist er nun mal, wenn die Pflicht ruft, unhöflich und beleidigend, impertinent und kulturlos.
    Wie üblich schaltete ich meinen Heimatsender SWR 1 ein, und unser geliebter alter Barde Udo Nuschel Lindenberg kam mit
Hinterm Horizont geht’s weiter
. Für Sekunden fasste ich wieder Mut, wurde geradezu fröhlich, aber gleich darauf dachte ich wieder: Wenn Rodenstock um 5.28 Uhr auf der Matte steht, kannst du alle Hoffnung fahren lassen.
    Ich war in jenen Tagen ohnehin etwas melancholisch, möglicherweise war es eine durchreisende Depression. Wahrscheinlich hatte das mit politischen Nachrichten zu tun, in die ich zuweilen hineinrutsche wie in einen bösen Film. Mein Landesvater hatte verkünden müssen, dass der Nürburgring endgültig pleite war. Es standen runde 330 Millionen staatliche Euro im Raum und das Versprechen, dass kein Cent davon den Bürgern aus der Tasche gezogen werde. Dann war die Rede von insgesamt über fünfhundert Millionen Hilfen. Jetzt bezahlten wir Bürger alles, der Eifel war im Grunde nichts zugutegekommen, nicht einmal eine Bretterbude, die Currywurst anbot. Ein paar Manager würden reiche Beute machen, und wahrscheinlich waren ihre Verträge so fein ziseliert, dass auch noch ihre Enkel absahnen könnten. So etwas macht missmutig.
    Kam hinzu, dass die Nachrichten aus aller Welt auch keine Hoffnung machten. Ein Syrer namens Baschar al Assad mit erheblichem Fluchtkinn und dem kindlichen Benehmen eines erfolglosen Seelsorgers bombardierte und massakrierte seine Bürger mithilfe der eigenen Armee und der ständigen Behauptung, es handele sich um aus dem Ausland eingeschleuste Terroristen. Und als feststand, dass dieser Syrer über Unmassen an Senfgas verfügten, tönte unser Außenminister jeden Tag zweimal äußerst drohend: Jetzt aber! Und es geschah gar nichts, außer dass die Syrer voller Angst versuchten, in die Nachbarländer zu fliehen und in Zeltlagern unterzukriechen, in denen es kein Trinkwasser gab und keine medizinische Versorgung. Dann wurde, als aktueller Höhepunkt die »Entscheidungsschlacht um Aleppo« angeboten.
    Sagen Sie selbst: Macht das hoffnungsfroh?
    In der Küchentür stolperte ich beinahe über meinen Kater Satchmo, der beleidigt mit erhobenem Schwanz vor mir herdackelte und mich keines Blickes würdigte. Er war aus irgendeinem Grund gekränkt, wandte mir grundsätzlich den Hintern zu, gab keinen Ton von sich, erzählte auch nichts von seinem Leben. Schmal war er geworden, hager fast, buchstäblich nur Haut und Knochen.
    »Hör zu, wir sind mittags bei der Tierärztin, und du wirst gründlich durchgecheckt. Also lass deine Allüren sein und benimm dich gut. Das Leben ist keine Südseeinsel. Versuch also erst gar nicht, mich mit schlechter Laune zu beeindrucken.«
    Er drehte nur demonstrativ den Kopf weg, Katzen sind ekelhaft arrogant.
    Unter Verzicht auf Wasser machte ich mich mit ein paar Kleidungsstücken schön und nahm den Weg zu meinem Auto über die Terrasse. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in meine Bäume, und in diesen Strahlen tanzten unzählige Insekten, die im Morgenlicht wie Kometen aufblitzten. Das Pärchen Zaunkönige war schon wach und suchte nach Fressbarem, huschte pfeilschnell durch die Äste der Bäume. Der Dompfaff war auch da, auch das Pärchen Rotschwänzchen. Die Bachstelze demonstrierte wippend ihre ungeheure Schrittgeschwindigkeit im tiefen Gras an der Mauer. Die Amseln flogen ein, die im Frühjahr unter meinem Dach ihre Jungen großgezogen hatten.
    Da atmete ich langsam aus und dachte: Also, hier ist die Welt noch in Ordnung. Ich hatte keine Ahnung, wie falsch das war. Hätte ich das gewusst, oder auch nur geahnt, wäre ich in
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