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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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der Einsamkeit einer Bohrinsel verschwunden.
    Ich konnte mir lebhaft vorstellen, in welche Szenen ich geraten würde. Du klingelst bei einer Frau, sie steht völlig überrascht und halbwach im Negligé blinzelnd in der Haustür, und du fragst schelmisch: »Na, mein Liebe, wo waren Sie denn heute Nacht?« Sie wird eine Pfanne auf meinem Kopf zerbeulen, wenn sie zufällig eine in der Hand hat. Vom wirklichen Leben jedenfalls hat Rodenstock nicht die geringste Ahnung.
    Ich fuhr also nach Daun-Boverath, suchte die Straße und die Hausnummer, stieg aus und stand vor einem weißverputzten, freundlichen Einfamilienhaus mit einem hübschen Vorgarten, in dem eine Menge rotblühender Stauden standen. Ich klingelte, ich klingelte noch einmal, ich klingelte weiter, es geschah nichts. Dann tuckerte ein kleiner, roter Renault heran, hielt hinter meinem Auto. Eine Frau stieg aus, füllig, das dunkle, lange Haar wild, aber ordentlich gekämmt. Fröhlich gekleidet war sie. Ein einfacher, schwarzer Pulli mit einem weiten Ausschnitt und einem bunten, langen Rock.
    Sie fragte: »Was wollen Sie denn bei uns?« Ihr Gesicht war rundlich, mit freundlichen, braunen Augen, ohne das geringste Misstrauen, ein hübsches Gesicht.
    Weil mir absolut nichts einfiel, fragte ich: »Haben Sie die Nacht woanders verbracht?« Es war die mit absoluter Sicherheit dämlichste Frage meines Lebens, zu einer eindeutig abartigen Tageszeit.
    Sie antwortete: »Ja, ich habe bei einer Freundin geschlafen. Was kann ich für Sie tun? Oder kommen Sie von meinem Mann? Aber der ist ja noch auf Schicht.«
    Ich dachte: Okay, sie war nicht hier in dieser Nacht. Und sie behauptet: bei einer Freundin. Also nehme ich das mal und verschwinde wieder.
    Dann bemerkte sie unvermittelt lebhaft: »Wissen Sie was, ich mache uns erst mal einen Kaffee!«
    »Das ist sehr nett!«, erwiderte ich zaghaft.
    In diesem Moment kam eine sehr schmale, kleine Gestalt am Ende der Straße auf uns zu. Ein Mädchen oder ein Junge, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Die Gestalt tanzte irgendwie, lief in Bögen, wirkte so, als wäre sie nicht von dieser Welt, als träumte sie.
    Bei der Frau neben mir ging etwas Erschreckendes vor sich. Sie straffte sich mit einem Ruck, sie hob schnell den Kopf, sie bog ihren ganzen Körper, sie schrie: »Das darf doch nicht wahr sein! Julian, du gehörst doch ins Krankenhaus!«
    Julian war blond, trug Wuschelhaare und einen reichlich zerbeulten, alten grünen Trainingsanzug. Er sagte sehr endgültig: »Krankenhaus ist scheiße, Mama!« Er war totenblass.
    »Junge, das geht aber doch nicht! Du bist einfach abgehauen!«
    »Ja, Mama«, sagte Julian und lehnte seinen Kopf an ihre Brüste.
    »Ich komme später wieder«, bemerkte ich hastig.
    »Da bin ich Ihnen dankbar«, sagte die Mutter und legte ihre Hände auf Julians Kopf. Sie setzte hinzu: »Dann ist auch mein Mann da, und wir können in Ruhe reden.«
    »So machen wir das!«, nickte ich.
    Ich wollte wütend Rodenstock anrufen und ihn darauf aufmerksam machen, dass seine Aufträge an mich geradezu idiotisch sind, aber ich dachte mir, dass er vermutlich nicht erreichbar sein würde. In derartig peinlichen Fällen war er niemals erreichbar.
    Also Gerd Bludenz, Oberstadtfeld, Kirchgasse 9.
    Es war nicht schwierig, das zu finden, aber die Adresse war eindeutig fragwürdig. Es war ein altes, vollkommen vergammeltes Bauernhaus mit anschließender, großer Scheune. Nach menschlichem Ermessen konnte niemand dort wohnen, denn die Gardinen in zwei Fenstern waren alt und gelb, und jemand hatte zwei Scheiben eingeworfen. Es gab keine Klingel, und die uralte Haustür war mit einem senkrecht über Tür und Zarge geschraubten Brett verschlossen. Die Tür stammte aus den Fünfzigern des vorigen Jahrhunderts. Das Brett war uralt, die Schrauben waren uralt, der Putz am Haus war bröckelig. Das Scheunentor war mit zwei schräg über die Torhälften geschraubten Latten gesichert. Das Tor selbst war vielleicht zum letzten Mal vor dreißig Jahren geöffnet worden, vor der linken Hälfte hatte sich ein Holunder angesiedelt, stolze vier Meter hoch, die Blütenstände würden viele Beeren tragen.
    Ich rief einige Male »Hallo!«, bekam aber kein Echo. Ich versuchte, das Haus von der linken Seite zu umrunden, hatte aber kein Glück. Der ehemalige Garten war ein Dschungel und unpassierbar. Ich versuchte es rechts und schaffte es immerhin zur Rückseite der Scheune und von dort hinter das kleine Wohnhaus.
    Da hatte jemand den wildwuchernden Rasen
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