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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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seine Begleiterin mit schwungvoller Gebärde auf irgendeine Sehenswürdigkeit hin. Dann blitzte es an seiner Hand golden auf.
    Man muss Salomo zugutehalten, dass er nach menschlichen Maßstäben bewundernswert zurückhaltend war, schließlich war er der mächtigste Mann der Welt. Fast alle seine Anweisungen dienten mehr oder weniger dem Gemeinwohl, und auch privat mangelte es ihm nicht an Großmut – wie Asmira und ich bezeugen konnten. Trotzdem war und blieb er ein König und liebte von daher Prunk und Protz. Seine wie beiläufig gewährte Großzügigkeit uns beiden gegenüber war in gewisser Weise grandioser und protziger als alle seine Juwelen. Was nicht heißen soll, dass ich mich darüber beschweren möchte.
    Was dagegen die Königin von Saba anging… na ja.
    Der sumerische Jüngling auf seinem Ausguck schnitt eine Grimasse und schleppte seine lädierte Substanz nach drinnen.
    Es war Zeit für mich zu gehen.
    Ich fand Asmira im Saal, wo sie auf einem goldenen Stuhl saß und mit der Vornehmheit und Zurückhaltung eines halb verhungerten Wolfes einen Honigkuchen nach dem anderen in sich hinein stopfte. 124 Als ich eintrat, unterbrach sie ihre Schlingerei nicht etwa, sondern mampfte unbeirrt weiter. Ich setzte mich ihr gegenüber und betrachtete sie zum ersten Mal seit meiner Rückkehr etwas genauer.
    Sie sah einigermaßen mitgenommen aus, aber immerhin besaß sie noch die vorschriftsmäßige Anzahl Arme und Beine. Ihre Kleidung war zerrissen und versengt, die Haut zerschrammt, ihre Oberlippe geschwollen. Ein magischer Blitz hatte ihr Haar grün verfärbt. Nichts davon konnte man ehrlicherweise als Verbesserung ansehen, andererseits war das natürlich längst noch nicht alles. Während sie einen tiefen Schluck von Salomos Wein zu sich nahm und anschließend die klebrigen Hände an einem seiner Seidenkissen abwischte, hätte einem aufmerksamen Beobachter (mir) durchaus auffallen können, dass sie entschieden lebendiger und fideler wirkte, als während unseres ersten Zusammentreffens am Tag zuvor, bei dem sie steif und abweisend auf ihrem Kamel gesessen hatte.
    Ihr Äußeres mochte unter den Ereignissen der Nacht gelitten haben, aber es hatte ganz den Anschein, als sei in ihrem Inneren eine Kette zersprungen. Und das war ganz gewiss eine Verbesserung.
    Sie griff sich eine Handvoll Weintrauben und ein Mandelbrötchen. »Spazieren die beiden immer noch unten herum?«
    »Ja, sie absolvieren das volle Programm.« Ich kniff meine hübschen, ausdrucksvollen Mandelaugen nachdenklich zusammen. »Täusche ich mich, oder ist deine geliebte Königin Balkis eine ziemlich blöde Ziege?«
    Asmira grinste mich schief an. »Ich muss zugeben, dass sie nicht ganz so… großzügig gewesen ist, wie ich es mir erhofft hatte.«
    »Vornehm ausgedrückt.«
    »Aber das ist eigentlich auch kein Wunder.« Das Mädchen schnippte sich ein paar Krümel vom Schoß. »Sie hat mich losgeschickt, damit ich ein Attentat begehe und den Ring klaue. Dann muss sie plötzlich erleben, dass mich Salomo in den höchsten Tönen lobt, der Ring immer noch an seinem Finger steckt und sie selbst wie der dumpfbackigste Kobold nach Jerusalem zitiert wird.«
    Keine schlechte Zusammenfassung. »Ach, er wird sie schon noch besänftigen«, entgegnete ich. »Das schafft er jedes Mal.«
    »Da mache ich mir auch keine Sorgen. Salomo wird die Königin irgendwann verzeihen. Nur mir nicht.«
    Sie nahm sich das nächste Brötchen. Eine Pause trat ein.
    »Nur gut, dass du inzwischen eine Alternative vor Augen hast«, sagte ich dann.
    »Was meinst du?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Salomo hat dir doch angeboten, dich einzustellen. Er will dich reich entlohnen, wenn du ihm beim Aufbau eines fortschrittlicheren Staates oder so ähnlich zur Seite stehst. Das klingt in meinen Ohren zwar alles ein bisschen nach Wischiwaschi, aber nicht unbedingt so abgrundtief übel.« Ich wandte den Blick gen Himmel beziehungsweise Zimmerdecke.
    »Du klingst ja nicht besonders überzeugt«, sagte das Mädchen.
    »Na ja, er hat halt mal wieder seinen ganzen Zauber aufgeboten und dich mit seiner Wir-beide-gegen-den-Rest-der-Welt-Masche geködert«, erwiderte ich mürrisch. »Dir sein Strahlemannlächeln geschenkt und gesäuselt, dass er dir bedenkenlos sein Leben anvertraut… Das klingt ja ganz knackig, aber worauf läuft es denn jede Wette raus? Erst wirst du seine Leibwächterin, dann ernennt er dich zur ›persönlichen‹ Beraterin, und zack, ehe du dich’s versiehst, landest du in seinem
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