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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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Harem. Dazu kann ich nur sagen: Wenn es wirklich so weit kommt, sieh zu, dass du nicht die Schlafkoje unter der aus Moab abkriegst.«
    »Ich lande auf gar keinen Fall in Salomos Harem, Bartimäus.«
    »Das sagst du jetzt, aber…«
    »Ich schlage sein Angebot aus.« Sie trank noch einen Schluck Wein.
    »Hä?« Hatte ich mich verhört? »Du nimmst es nicht an?«
    »Nein.«
    »Aber er ist nicht irgendwer. Er ist Salomo! Und er ist wirklich großzügig, egal was ich gerade gesagt habe.«
    »Das weiß ich ja. Trotzdem. Ich will nicht einfach von einem Herrn zum nächsten hüpfen.«
    Ich verzog das Gesicht. Ihre innere Kette war eindeutig zersprungen. »Bist du da ganz sicher?«, fragte ich. »Ich geb ja zu, er ist ein überkandidelter Aristokrat, und hat echt einen Sammeltick, was Ehefrauen angeht, aber er wäre garantiert ein wesentlich besserer Chef als Balkis. Zunächst einmal wärst du keine Skl… keine Erste Wächterin mehr. Das bedeutet für dich viel mehr Freiheit – und dann natürlich die gute Bezahlung nicht zu vergessen, falls dir das wichtig ist.«
    »Ich möchte aber nicht in Jerusalem bleiben.«
    »Warum denn nicht? Dank des Ringes ist die Stadt der Mittelpunkt der Welt!«
    »Jerusalem ist nicht Saba. Jerusalem ist nicht meine Heimat.« In ihrem Blick flammte das alte Feuer wieder auf, aber es loderte entschieden sanfter, aller Zorn und Fanatismus waren daraus verschwunden. Lächelnd fuhr sie fort: »Ich stehe immer noch zu dem, was ich gesagt habe. Ich bin gern Erste Wächterin gewesen, denn damit habe ich nicht nur der Königin, sondern auch meinem Land gedient. Ich liebe Sabas Berge und Wälder, die schimmernde Wüste hinter den grünen Feldern. Als ich noch ganz klein war, hat mir meine Mutter das alles gezeigt. Und die Vorstellung, meine Heimat, die Heimat meiner Mutter nie wiederzusehen…«, ihr versagte die Stimme. »Das kannst du natürlich nicht verstehen.«
    »Und ob! Dabei fällt mir ein…«
    »Stimmt.« Asmira stand rasch auf. »Es ist so weit. Ich muss dich entlassen.«
    Was wieder einmal bewies, dass sie keine richtige Zauberin war. Seit damals in Uruk endeten alle meine Arbeitsverhältnisse mit einer erbitterten Auseinandersetzung, weil sich mein jeweiliger Herr weigerte, mich freizugeben. Ich musste mich immer erst in einen kichernden Kadaver oder eine blutrünstige Lamia verwandeln, um den Betreffenden dazu zu »überreden«. Das Mädchen aber hatte sich selbst befreit und gönnte mir bereitwillig das Gleiche. Mir blieb echt die Spucke weg.
    Ich stellte mich in Positur. Das Mädchen schaute sich um. »Wir brauchen ein Pentagramm.«
    »Genau. Wenns geht gleich zwei. Hier sind bestimmt irgendwo welche.«
    Nach kurzer Suche entdeckten wir den Rand eines Beschwörungskreises, der unter einem der versengten Teppiche hervorschaute. Ich schleuderte die Möbel auf dem Teppich beiseite. Das Mädchen sah mir mit der gleichen beherrschten Haltung zu, die mir schon in der Schlucht an ihr aufgefallen war. Eine Frage beschäftigte mich noch.
    »Sag mal, Asmira…« Ich beförderte einen umgekippten Tisch mit einem Kick quer durch den Saal. »Wenn du nach Saba zurückkehrst… was willst du denn dort machen? Und wie sieht es mit der Königin aus? Nach ihrem momentanen Verhalten zu urteilen, dürfte sie nicht eben begeistert sein, dich dort zu sehen.«
    Erstaunlicherweise brauchte das Mädchen nicht lange zu überlegen. »Ich gehe nicht nach Marib zurück, sondern verdinge mich bei den Weihrauchhändlern. Ich beschütze ihre Karawanen auf dem Weg durch die Wüste vor Banditen und Dschinn. Auf dem Gebiet kann ich nämlich schon einige Erfahrung vorweisen.«
    Ich nickte und schleuderte einen antiken Diwan über meine Schulter. Das klang einleuchtend.
    »Außerdem kommt man auf diese Weise in der Welt herum«, fuhr sie fort. »Wer weiß, vielleicht führt mich mein Weg eines Tages sogar nach Himjar, dann kann ich mir die Felsenstadt anschauen, von der du erzählt hast. Auf jeden Fall bleibe ich auf diese Weise der Königin aus den Augen, und wenn sie trotzdem Anstoß an meiner Rückkehr nimmt…« Ihr Blick funkelte. »Dann muss ich eben damit klarkommen. Und mit ihr selber auch.«
    Ich war weder ein Hellseher noch ein Augur, aber ich hatte so eine Ahnung, dass Königin Balkis’ Zukunft nicht besonders rosig aussah. Ich pfefferte das letzte Möbelstück nach hinten, rollte den kostbaren Teppich zusammen und warf ihn im hohen Bogen ins Wasserbecken. Die beiden hellrosa Pentagramme waren in den Fußboden
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