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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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höfliche Verbeugung. »Das wundert mich nicht. Wir haben Euch ja auch wirklich überrumpelt.« Er hielt der Königin wieder das Weinglas hin und schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. Diesmal nahm Balkis das Glas entgegen. »Darf ich vorschlagen«, sagte Salomo, »dass Ihr mich auf einen Rundgang durch meinen Palast begleitet, wo zurzeit grundlegende Renovierungsarbeiten stattfinden? Dabei kann ich Euch alles ausführlicher erzählen, und wir können uns auch über die Beziehungen zwischen unseren Ländern unterhalten, die dringend der Verbesserung bedürfen, in welchem Punkt Ihr mir sicherlich beipflichtet.«
    Die Königin hatte sich einigermaßen wieder gefasst und verbeugte sich steif. »Einverstanden.«
    »So lange kann Eure Wächterin…«
    Balkis schüttelte energisch den Kopf. »Sie ist nicht mehr meine Wächterin. Ich habe keine Ahnung, in wessen Dienst sie jetzt steht.«
    Asmira empfand einen stechenden Schmerz, als bohrte sich eine Messerklinge in ihre Brust. Dann verebbten der Schmerz und damit ihre ganze Aufregung über das Wiedersehen mit der Königin. Sie war selbst darüber verwundert und erwiderte Balkis’ Blick gleichmütig. Die Königin trank einen Schluck Wein und wandte sich von ihr ab.
    »Dann habt Ihr gewiss nichts dagegen, Gnädigste, wenn ich dem Mädchen einen Vorschlag unterbreite«, sagte Salomo schmunzelnd. »Hör zu, Asmira…« – nun galt ihr das strahlende Lächeln auf dem trügerisch faltenlosen Gesicht – »ich möchte dir ein Angebot machen. Tritt in meine Dienste ein und werde meine Leibwächterin. Ich habe aus nächster Nähe erlebt, wie fähig du bist, und bin ganz sicher, auch wenn das nach den Geschehnissen der vergangenen Nacht höchst merkwürdig klingen mag, dass ich dir mein Leben bedenkenlos anvertrauen kann. Du sollst mir dabei helfen, meine Herrschaft wieder zu festigen und mein Land mit Verstand zu regieren. In den nächsten Tagen und Wochen brauche ich viel Unterstützung, denn meine Diener sind in alle Winde zerstreut, und falls noch einer meiner Zauberer am Leben ist, muss man ihn nach seiner Rückkehr gut im Auge behalten. Sei meine Stütze, Asmira! Fang in Jerusalem noch einmal von vorn an! Und sei versichert«, lächelte er, »dass ich dich fürstlich dafür belohnen werde.«
    Der König stellte sein Weinglas ab. »Aber jetzt muss ich mich endlich meinem Staatsgast widmen! Schöne Balkis, nach unserem Rundgang wollen wir uns in einem meiner Pavillons mit einem Fruchtsorbet erfrischen. Das Eis dafür wird mir täglich von den Gipfeln des Libanon-Gebirges geliefert. Es wird Euch trefflich munden. Darf ich bitten…«
    Salomo bot der Königin von Saba den Arm und sie legte ihre Hand darauf. So schritten sie durch den Saal, wobei sie den Schutthaufen und den umgestürzten Möbeln geschickt auswichen. Dann traten sie durch die gegenüberhegende Tür und entschwanden den Blicken. Das Rauschen ihrer Gewänder wurde leiser, ihr Geplauder verklang. Sie waren fort.
    Asmira und der Dschinn wechselten einen langen Blick.
    »Tja, so viel zum Thema Könige und Königinnen«, sagte Bartimäus.
     

Bartimäus
     
    38
     
    W enn der mächtige Ringgeist Uraziel einen Palast wieder aufzubauen hatte, wurde nicht gekleckert, sondern gleich geklotzt. Die Arbeiten am Fuß des Turmes hatten bereits begonnen, die am schwersten beschädigten Gebäude rings um die Gartenanlagen waren mit bedenklich schwankenden Bambuskonstruktionen eingerüstet, auf denen unzählige Geistwesen auf und ab flitzten. Sie räumten den Schutt weg, zogen verbrannte Balken aus den Trümmern und löschten noch schwelende Magierreste. Aus dem Steinbruch hörte man es eifrig hämmern, Afriten flogen westwärts und schlugen in den Wäldern Bauholz. In den Höfen standen reihenweise Mauler 122 an Zementbottichen und rührten die Masse mit ihren Schwänzen um, während in den weitläufigen Gartenanlagen ganze Koboldhorden damit beschäftigt waren, die versengten Rasenflächen neu einzusäen.
    Salomo hatte der Königin von Saba die Hand gereicht und führte sie überall herum.
    Vom Balkon aus, wo ich an der Brüstung lehnte, erschien sogar Salomos und Balkis’ monumentale Selbstbezogenheit unbedeutend. Die beiden winzigen, in Gold und Weiß gewandeten Gestalten gingen in der Menge der Schaulustigen fast unter, die ihnen auf Schritt und Tritt folgte. 123 Balkis war der Inbegriff spröden Stolzes und bewegte sich, als hätte sie einen Stock verschluckt, Salomo hingegen schritt lässiger einher. Ab und zu wies er
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