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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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fuhr der König fort. »Du hast mich nicht umgebracht. Weshalb nicht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber vielleicht hast du ja schon geahnt, dass du unter falschen Voraussetzungen hergekommen bist. Als Khaba sich dann einmischte und dir das ganze Ausmaß deines Irrtums bewusst wurde, hast du ihn außer Gefecht gesetzt und Bartimäus mit dem Ring weggeschickt. Damit hast du den unmittelbaren Triumph des Verräters vereitelt. Zudem hast du meine Person auch gegen Khabas jüngste Attacke verteidigt, die ich sonst sicherlich nicht überlebt hätte. Zu guter Letzt hast du mir den Ring zurückerstattet. Es fällt mir wirklich schwer, dich einzuschätzen und ein Urteil über dich zu fällen.«
    »Stimmt, das Mädel ist in der Beziehung echt schräg drauf«, warf Bartimäus ein.
    Der König überhörte die Unterbrechung geflissentlich. »Wie schon gesagt, Asmira, du hast mich wachgerüttelt. Mir ist klar geworden, dass ich, unter der drückenden Last des Ringes, allzu vieles vernachlässigt und die Korruption unter meinen Günstlingen gefördert habe. Das muss sich ändern! Ich werde mir etwas einfallen lassen, wie ich den Ring sicher verwahren kann, und werde das verfluchte Ding nicht mehr so oft tragen, komme, was wolle. Mein Königreich soll aus dem, was geschehen ist, gestärkt hervorgehen«, schloss Salomo.
    Er ging zu einem noch unversehrten Tisch und goss aus einem Krug roten Wein in zwei Gläser. »Noch etwas anderes muss ich in Betracht ziehen. Das Attentat auf mich hast du nicht aus eigenem Antrieb verübt, und ich gehe nicht davon aus, dass du in dieser Hinsicht irgendeine Wahl hattest. Auch du, Asmira, hast auf fremden Befehl gehandelt. Da ging es dir nicht viel anders als Bartimäus.«
    Der Dschinn verpasste dem Mädchen noch einen Rippenstoß. »Meine Rede!«
    »Daraus folgt, dass jemand anders dafür zur Verantwortung zu ziehen ist. Uraziel!«
    Herr?
    »Schaff mir die Königin von Saba herbei.«
    Der Geist verschwand. Bartimäus stieß einen leisen Pfiff aus. Asmira wurde ganz flau im Magen und die eigenartige Gelassenheit, die sie während der ganzen Urteilsverkündung empfunden hatte, war jäh verflogen. Salomo pflückte eine Weintraube aus einer Obstschale und kaute nachdenklich. Dann nahm er die beiden Gläser und drehte sich um.
    Ein Blitz, der Duft von Sahne und Rosen und Königin Balkis stand auf einem der Teppiche. Sie trug ein langes weißes, mit Goldborten besetztes Gewand und um den Hals Ketten aus Gold und Elfenbein. Ihr Haar war über einem goldenen Diadem aufgetürmt, goldene Ohrringe schaukelten links und rechts neben ihrem wohlgeformten Hals. Ihre Schönheit und Eleganz wurden nur von ihrem entgeisterten Blick und ihrer grünlichen Gesichtsfarbe beeinträchtigt. Sie stand ein wenig schwankend da, schluckte und schaute benommen um sich.
    Der sumerische Jüngling beugte sich zu Asmira hinüber. »Den meisten wird bei einer spontanen Materieübertragung übel«, raunte Bartimäus. »Aber sie behält alles drin. Kein unkontrolliertes Reihern. Darin zeigt sich wahre Majestät.«
    »Willkommen in Jerusalem, Gnädigste.« Salomo hielt ihr ein Glas hin. »Ein Schluck Wein gefällig?«
    Balkis gab ihm keine Antwort. Ihr Blick streifte Asmira und es dauerte einen Moment, bis sie sie erkannte. Ein Laut der Verblüffung entfuhr ihr.
    »Herrin…«, setzte Asmira an.
    »Elendes Mädchen, du hast mich hintergangen!« Die Königin wurde leichenblass, nur auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken. Sie machte einen unsicheren Schritt auf Asmira zu und holte mit der Hand aus.
    Salomo schob sich zwischen die beiden. »Im Gegenteil! Diese junge Frau ist Eure treueste Dienerin. Sie hat die Feinde vernichtet, die Euch in meinem Namen erpresst haben. Ohne ihr Eingreifen hätte Israel – und auch Euer schönes Saba, liebe Balkis – ein schreckliches Ende genommen. Ich stehe tief in Asmiras Schuld«, verkündete Salomo. »Und Ihr ebenso.«
    Königin Balkis schwieg wieder. Sie musterte Asmira feindselig, ihre Lippen bildeten nur einen schmalen Strich. Asmira versuchte sich daran zu erinnern, wie die Königin ausgesehen hatte, als sie sich vor zwei Wochen unterhalten hatten. Sie versuchte sich an das Lächeln und die Schmeicheleien zu erinnern, an die Vertrautheit. Wie stolz war Asmira damals gewesen…
    Es klappte nicht. Die Erinnerung hatte keine Macht mehr über Asmira.
    Balkis wandte sich dem König zu. »Das behauptet Ihr, mein Herr. Ich bin noch nicht davon überzeugt.«
    »Ach nein?« Salomo machte eine
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