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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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kann.«
    So sei es, verkündete der Ringgeist. Eine durchaus angemessene Strafe, wenn ich das anmerken darf.
    Durch die Öffnung sah ich bunte Lichter in dem Weinkrug flackern und spürte, wie sich die Ebenen verbogen. Ich bildete mir ein, den letzten Schrei des Schattens zu vernehmen, aber vielleicht hallte auch nur das Kreischen der Seevögel übers Wasser. Das geschmolzene Blei im Hals des Kruges blinkte auf, Salzwasser zischte und dampfte. Dann war der Pfropfen abgekühlt, nur die neun eingeritzten Binderunen glühten noch. Der Krug fing an, sich zu drehen, erst langsam, dann immer schneller, bis sich im Meer ein dunkelblauer Trichter auftat. In diesem Trichter wirbelte die Flasche tiefer und tiefer hinab, dann schloss sich das Meer über ihr.
    Das Wasser wallte noch einmal auf und spritzte bis an meine Füße, dann lag das Meer wieder ruhig da.
    »Großer Geist«, sagte ich, »ich danke dir. Das war mein letzter Wunsch. Ehe ich den Ring abstreife – willst du, dass ich ihn zerbreche und dich in die Freiheit entlasse?«
    Ich möchte dich nicht kränken, entgegnete der Ringgeist, aber das liegt nicht in deiner Macht. Der Ring kann noch nicht zerbrochen werden.
    »Wie schade. Das tut mir leid für dich.«
    Meine Zeit kommt noch. Eines Tages werde auch ich frei sein, entgegnete der Geist. Was bedeutet Zeit schon für unsereinen …
    Ich wandte mich um und blickte zur Sonne empor. »Ach, manchmal kann auch unsereinem die Zeit ganz schön lang werden.«
    Ich nahm den Ring ab. Der Geist verschwand. Ich schwebte allein über dem friedlich vor sich hin schwappenden Meer.
     

Asmira
     
    37
     
    S chon als sie loslief, wusste Asmira, dass es aussichtslos war. Sie konnte nicht vor dem Schatten bei Khaba sein. Sie konnte den Zauberer nicht daran hindern, den Ring wieder an sich zu nehmen.
    Zu langsam, zu schwach, zu weit weg – dieses Gefühl kannte sie nur zu gut. Sie lief trotzdem weiter. Vielleicht konnte sie Khaba wenigstens ablenken, damit Salomo seine Waffe zum Einsatz bringen oder fliehen konnte. Sie lief weiter, weil sie damit das Richtige tat. In jenen letzten Augenblicken nahm Asmira ihre Umgebung geradezu überdeutlich wahr: die Morgensonne, die durch den Vorhang fiel, die vier Affendämonen, die sich in einem Winkel aneinanderdrängten, den mit offenem Mund, funkelndem Blick und gierig ausgestreckter Hand nach vorne wankenden Zauberer…
    Und den Schatten, Khabas dunkles Spiegelbild, das seinem Herrn entgegeneilte.
    Trotz der Schäden an seiner Substanz war der Schatten nach wie vor ein getreues Abbild seines Herrn. Doch jetzt bemerkte Asmira, dass seine Nase plötzlich länger als die des Ägypters war und dass mehrere gewaltige Warzen darauf sprossen, außerdem standen ihm zwei riesige Schlappohren, die an einen Elefanten erinnerten, vom Kopf ab.
    Der Schatten und sein Herr trafen aufeinander. Khaba streckte die Hand aus. Der Schatten tat so, als wollte er den Ring hineinfallen lassen, zog die Hand jedoch unvermittelt wieder zurück und hielt den Ring in die Höhe.
    Khaba griff nach dem Ring, verfehlte ihn aber. Er kreischte vor Wut auf und vollführte verzweifelte Luftsprünge, aber der Schatten hielt den Ring hoch über seinen Kopf und schwenkte ihn aufreizend.
    »Knapp daneben ist auch vorbei!«, sagte er. »He – guter Sprung. Wenn du nur ein bisschen größer wärst.«
    »Was soll das, Sklave?«, brüllte Khaba. »Gib mir sofort den Ring!«
    Der Schatten legte die Hand an das Riesenohr. »Wie bitte? Ich bin leider ein bisschen schwerhörig. Was hast du gesagt?«
    »Gib das Ding her! Los, gib’s mir!«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Der Schatten holte mit der Faust aus und verpasste dem Ägypter einen schwungvollen Kinnhaken. Der Zauberer segelte rückwärts durch die Luft und landete auf einem der goldenen Tische, der unter dem Zuviel an Gewicht zusammenbrach.
    Khaba der Grausame lag bewusstlos zwischen dem Obst. Violetter Traubensaft breitete sich wie eine Blutlache unter ihm aus.
    Asmira traute ihren Augen nicht. Auch die anderen Anwesenden rangen nach Luft.
    Der Schatten deutete eine Verbeugung an. »Vielen Dank. Bei meinem nächsten Trick wird ein Ring seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben und anschließend ein bekannter Dschinn in die Freiheit entlassen. Autogramme auf Anfrage.«
    »Bartimäus…?«, fragte Asmira ungläubig.
    Der Schatten verbeugte sich abermals. »Guten Morgen. Ich habe dir etwas mitgebracht.«
    »Aber… wie… wir dachten, dass du ganz bestimmt…«
    »Ich weiß,
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