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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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richteten.
    Barakuda bewunderte die komplizierten jahrelangen Ma növer des alten Mannes; gleichzeitig mißbilligte er sie. Ziel des Schachspiels war es gewesen, dafür zu sorgen, daß die Aktionen dann stattfanden, wenn in Cadhras noch die Gouverneurin Hsiang und der Sekretär Barakuda saßen – nicht erst zu Zeiten ihrer möglicherweise weniger fähigen Nachfolger. Ferner hatte das vielschichtige Spiel Saravyis dafür gesorgt, daß die Aktionen der Räuber und der Mütter sich zumindest teilweise gegeneinander und nicht nur gegen Cadhras und die Shil richteten. Entscheidend war jedoch etwas anderes. Hätte Saravyi, vielleicht mit glaubhaften Be weisen, frühzeitig das Gouvernement informiert, so wäre viel Blut nicht geflossen, Cadhras hätte die Waffen beschlagnahmt, die Pläne vereitelt – und Pasdan hätte weiterhin existiert. Saravyi hatte offenbar das Problem definitiv lösen, nicht nur bis zum nächsten Anschlag aufschieben wollen.
    »Wir sind alle nur Bauern auf seinem Brett gewesen«, sagte Lydia Hsiang nachdenklich. Sie trug keine Kopfbedeckung. Regenperlen rollten durch ihr aschblondes Haar. »Trotzdem – ich glaube nicht, daß Pasdan jemals zu friedli cher Koexistenz bereit gewesen wäre.«
    Barakuda nickte und dachte an die Toten. Pinqo und Fimfinella, die suldaus Henty und Pfoong, die in den Höhlen am Golzain gestorben waren; den gutmütigen dicken Korporal Vanzuid und Aram Elorz, den Mann mit dem Hufeisenkinn und ihre Gräber in den Pasdantiri-Bergen, wo sie mit den anderen von Bondaks Bande und einigen Shil-Jägern den letzten Sturm der Räuber abgewehrt hatten. Er dachte an all die anderen, die nicht mehr mit von der Partie waren. Dann dachte er an die Hunderttausende, die in den Jahrhunderten durch das Matriarchat von Pasdan gefoltert, verstümmelt, ermordet worden waren, an den Plan, der den ganzen Plane ten hatte entvölkern sollen, an all jene, die in den kommenden Jahrhunderten nach und nach getötet worden wären, falls Pasdan weiterexistiert hätte.
    Die Gouverneurin warf ihm einen Seitenblick zu. Barakudas Haar war grau geworden, die Narbe auf der Wange schien nur eine von vielen eingekerbten Falten zu sein. »Was wirst du jetzt machen?«
    Sie befanden sich mitten auf der leeren Esplanade; nie mand hörte sie außer dem Wind.
    »Schlafen, lesen, essen, vielleicht ein bißchen vergessen«, sagte Dante. »Und sobald das Wetter besser wird, beginnt die Arbeit der TraPaSoc in Shontar.«
    Sie hatten eine Transport- und Passage-Gesellschaft gegründet – Barakuda, die sieben Überlebenden von Bondaks Bande und fünf Frauen der alten A- centuria. Mit der wun derlichen Logik von Regierungen hatte die Administration des Commonwealth beschlossen, die Garnison zu verkleinern. In Zukunft würde dort ein normales Bataillon mit drei Kompanien stationiert sein – zwei wechselnde Ausbildungseinheiten und eine centuria , die aus überlebenden jüngeren Frauen und Männern der beiden alten Einsatzkompanien gebildet war. Begründung: »Es hat sich gezeigt, daß derarti ge Konflikte auch von einem vierzügigen Bataillon nicht vermieden oder gelöst werden können. Eine Verminderung der centurias verringert also die Leistungsfähigkeit der Garnison für einen weiteren Ernstfall nicht.«
    »Und du?« fragte er.
    Lydia Hsiang lächelte müde. »Drei Jahre bin ich nun hier; die Amtszeit der Gouverneure beträgt fünf Jahre. Danach? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, wir werden zwei ruhige Jahre haben, um Trümmer beseitigen und Wunden verbinden zu können.«
    Alle waren ausgebrannt und wünschten sich genau das: ruhige Jahre. Und keiner wußte, daß die Ruhe exakt ein hal bes Standardjahr dauern würde.
    »Weißt du, was Saravyi jetzt macht?«
    Barakuda seufzte. »Er ist mit Sarela durch die Steppe ge zogen, um ihr zu zeigen, worauf sie sich eingelassen hat. In einigen Zehntagen wird er nach Cadhras kommen und dann weiter nach Süden reiten. Ich weiß nicht, wohin – Kelgarla, Sa’orq, vielleicht sogar Golgit oder Bu’ndai.«
    Lydia blieb nachdenklich stehen. »Du weißt, er reitet immer dahin, wo Katastrophen sich ereignen könnten«, murmelte sie.
    Dante lachte freudlos. »Ich hoffe für ihn und alle, daß er einfach nur in seinen Lebensabend reitet.«
    Das Hafenbecken war gefüllt mit vertäuten Schiffen, die auf dem unruhigen, aufgewühlten Brackwasser tanzten. Un ter den Arkaden vor dem Meeresleuchten hockten auf Querstreben aufgeplusterte Möwen.
    In der Taverne war nicht viel Betrieb. Mutter Schwabbel
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