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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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anderweitig beschäftigt waren, halfen sie einander beim Musikhören, Weintrinken und Überbrücken der Zeit zwischen Mitternacht und Morgengrauen.
    Sie waren noch bei alten Anekdoten, als einer der Ärzte erschien, leidlich erholt vom Besuch der »Banditen«. Er nickte Begheli zu und reichte Barakuda ein Päckchen Verbandmull. »Hätten wir ja fast vergessen«, sagte er. »Das haben wir aus Ihrer Schulter geholt, Sekretär. Ich nehme an, Sie wollen es entweder aufheben oder selbst wegwerfen, ja?«
    Dante bedankte sich. Als der Arzt gegangen war, wickelte er das Päckchen aus. Es enthielt die Karabinerkugel, die Barakuda seit seinem Ritt durch die Steppe in sich getragen hatte. Mit spitzen Fingern hob er das kleine Stückchen Metall hoch.
    Plötzlich lachte er. Es war kein fröhliches Lachen, und Begheli musterte das Gesicht mit der geraden Nase und der Narbe. Es war zu einer Dämonenfratze geworden, und die Narbe pulsierte.
    Dante ließ die Hand mit der Kugel sinken. Dann bemerkte er den besorgten Blick der grünen Augen. Er legte die Kugel auf die Bettdecke, streckte die Hand aus und legte sie an Beghelis Wange. »Du scheinst immer dabei zu sein, wenn die wilden Dinge passieren«, murmelte er.
    Die junge Frau sah ihn fragend an. Barakudas Augen wanderten zwischen dem häßlichen Projektil und dem aparten Gesicht hin und her, zwischen dem grauen Metall und der olivrosa Mischlingshaut und dem Kupferschopf. Zufällig hatte Begheli die entscheidende Entdeckung gemacht, die die Aktionen gegen die waffenschmuggelnden Wegelagerer ausgelöst hatte.
    »Was meinst du?« fragte sie.
    Er deutete auf die Kugel. »Es ist ein anderes Kaliber«, knurrte er.
     
    Am Morgen des fünften Tages wurde Dante entlassen. Abends zuvor hatte er einige Gespräche geführt und darum gebeten, am Vormittag den Krisenrat einzuberufen.
    Begheli holte ihn ab, zusammen mit Learoyd und Nardini.
    »Nicht vor Freude singen, René«, sagte Learoyd, als sie mit Barakuda die Treppe zum Park hinabstiegen. »Sonst fällt er um. Er ist noch ein wenig schwach. Wohin, Chef?«
    Dante stützte sich auf die beiden Soldaten; seine Beine waren weich. »Zur Esplanade«, sagte er. »Ich möchte den Geschmack von Pflegekaffee und Krankenhaus loswerden.«
    Auf der Terrasse des Vistamari saßen sie unter den ausladenden Zweigen eines Eisenbaums und tranken kräftigen Kaffee und importierten Rum. Begheli beschaffte Zigaretten. Dante blickte aufs dunstige Binnenmeer, wo einer der luxuriösen Passagierclipper lag. Touristen wurden mit kleinen Ruderbooten von einer Landestelle an der südlichen Hafenmole zum Segler hinausgebracht. Das Schiff würde sie zur Insel Huasiringa bringen, wo die Leute aus dem Commonwealth baden oder bei der Raubtierjagd ohne moderne Waffen für teures Geld ihr Leben riskieren konnten.
    Auf der Esplanade herrschte lebhafter Betrieb. Die Cafés waren gut besucht, Straßenverkäufer wanderten auf und ab und priesen ihre Waren an, meist Souvenirs oder geröstete Tegobi-Nüsse.
    Barakuda seufzte plötzlich. »Man könnte«, sagte er dü ster, »auch einfach hier sitzen und alt werden.«
    Kurz vor elf brachen sie auf. Begheli wanderte mit Dantes leichtem Gepäck zum Hafen, um es in seiner Wohnung zu verstauen. Dante ging mit den beiden Soldaten langsam durch den blühenden Park nach Süden. Einer der Ausgänge führte zur kreisrunden Plaza Atenoa, vor dem H-förmigen Raumhafenkomplex. Die Männer brachten ihn bis zur Rechnersektion.
    Er war der letzte; die anderen Mitglieder des Krisenrats waren bereits versammelt.
    Die Erste Operatorin des Rechners, Leontia Vilgram, hat te das Hauptbüro umräumen und einen größeren Tisch und Sessel herbeischaffen lassen, die zu den Bildschirmen, Terminals und Schaltwänden der Zentrale unter dem Raumhafen gar nicht passen wollten. Sie war seit nicht ganz drei Jahren auf Shilgat. Barakuda, der ihre sachliche Art schätzte, hatte kaum je mit ihr persönlich zu tun gehabt; die meisten Kontakte waren über das Visifon gelaufen. Leontia nickte ihm zur Begrüßung lächelnd zu und deutete auf einen bequemen Sessel. Dante registrierte bei diesem Lächeln, daß die hübsche, üppige Frau kleine weiße Zähne hatte, was ihn irgendwie irritierte.
    Die Gouverneurin drückte ihm die Hand. Sie lächelte kurz und setzte sich dann. Neben der alten Richterin war sie die kleinste Person im Raum; trotzdem strahlte sie so viel aus, daß sie das Zentrum der planetaren Schwerkraft zu sein schien. Sie trug einen hellen Hosenanzug. Die
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