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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger
Autoren: Bernd Frenz
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noch am Lehnsherrn rächen konnte.
    Sosehr er jedoch sein Hirn zermarterte, ihm fiel nichts ein, womit er auch nur eine dieser Aufgaben bewältigen konnte.
     
    Nach Tagen sinnlosen Zechgelages, in dem mancher Rock dem brutalen Griff des Raubgrafen ausgeliefert war, ließ sich der Burgherr wieder des Öfteren verkatert auf dem Hof sehen. Auf Anraten der Wachen verschwand Ansgar in diesen Momenten von dem Kellerfenster, um den Herrscher nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen.
    Bei einer dieser Gelegenheiten, als der Tyrann sich seinen Weg durch die den Platz bevölkernden Tauben bahnte, um in seinen Burgfried zurückzuwanken, kam Ansgar eine Idee.
    Erst konnte er es selbst kaum fassen, was da in seinem Kopf heranreifte, doch dann rannte er aufgeregt in seinem Verlies umher, um die vielen Gedanken, die plötzlich auf ihn einstürzten, zu ordnen. Innerhalb kurzer Zeit nahm sein Plan Formen an, und als er abends Wies davon berichtete, hatte er auf dessen Einwände bereits die passenden Antworten.
    Als der erfahrene Barde schließlich die Tragweite von Ansgars Gedanken erkannte, welche die Macht der Legendenbildung einschlossen, war er begeistert. Umgehend besorgte Wies den Leinensack, den der Gefangene für seine Vorbereitungen benötigte. Anschließend weihte er die anderen Barden ein und auch Selina, eine Gauklerin, die in den vergangenen Tagen unter der Lüsternheit des Grafen zu leiden gehabt hatte und deshalb ebenfalls auf Rache sann.
    Einige Tage später waren die bestochenen Wachen endlich überzeugt, dass Ansgar beim Raubgrafen in Vergessenheit geraten war. In den frühen Morgenstunden ließen sie ihn gehen.
    Er floh geradezu aus der Burg, nur seine geflickte Laute und einen sich seltsam windenden Leinensack, aus dem ein gepresstes Gurren drang, unter die Arme geklemmt. Doch sein Weg führte ihn nur bis zu einem nahen Waldhain, in dem er sich keuchend niederließ.
    Kurze Zeit später gesellte sich Wies zu ihm, ebenfalls einen hüpfenden Sack auf dem Rücken, der ein ebenso unheimliches Eigenleben zu haben schien.
    Gemeinsam begannen sie die Vorbereitungen für die Nacht. Als es dämmerte, stießen weitere Musikanten zu ihnen. Sie alle hatten in den letzten Tagen vorgegeben, nach den Festtagen wieder in die Ferne zu ziehen, auf der Suche nach einer anderen großzügigen Seele, die sie freihalten würde.
    In Wirklichkeit hatten sie sich jedoch in der Nähe versteckt gehalten, um nun mit Ansgar und Wies zur Tat zu schreiten.
     
    Bei Anbruch der Nacht schlichen die Spielleute zurück zur Burg und versteckten sich in der Nähe eines Eckwachturms. Während sich einige der Verbündeten davonstahlen, um die Dorfjugend bei ihrer Flucht aus dem Lager der Landsknechte zu unterstützen, holten andere die ersten Tauben aus den Leinensäcken.
    Ansgar baute sich indes vor dem verschlossenen Burgtor auf und verlangte lauthals nach den Wachen. Es dauerte einige Zeit, bis diese sich mit Fackeln in der Hand über den Wehrgang beugten, um die Ursache der nächtlichen Störung zu erforschen.
    Da sie einen Hinterhalt befürchteten, waren sie bemüht, so wenig wie möglich von ihren Leibern oberhalb der Palisade zu präsentieren. Damit sie trotzdem sahen, mit wem sie es zu tun hatten, warfen sie schließlich zwei brennende Fackeln in den trockenen Burggraben, um die Umgebung des Tors zu erhellen.
    Ansgar wartete, bis sie ihn zweifelsfrei erkannten, dann zog er sich aus dem flackernden Lichtkreis zurück, denn die Dunkelheit schien ihm der beste Schutz vor einem Pfeil.
    Noch bevor sich die Wachen von ihrer Überraschung über sein erneutes freches Auftauchen erholen konnten, begann Ansgar mit einem finsteren Rachelied, in dem er die Mächte der Unterwelt anrief, damit sie ihm bei seinem feurigen Feldzug zur Seite standen. Seine vor Wut verzerrte Stimme glich der eines Dämons, die Töne, die er mit der gelähmten Hand auf der Laute hervorrief, erinnerten an das Kreischen mordgieriger Hexen.
    Die abergläubischen Wachen gerieten spätestens in Panik, als Wies und seine Kumpane den an die Krallen der Burgtauben gebundenen Zunder in Brand steckten. Jene Tiere, die sie tags zuvor gefangen und in Leinensäcke gesteckt hatten, wurden zusammen mit ihrer lodernden Last in die Luft geworfen, wo sie kreischend vor Schmerz mit angesengtem Federkleid in die Höhe stiegen, um instinktiv den Schutz des heimatlichen Schlags anzusteuern. Für die Wachen jedoch, die unter dem Bann von Ansgars fluchbeladenem Lied standen, sah es so aus, als würde
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