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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger
Autoren: Bernd Frenz
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gewähren.
    Yakos Stupsnase war gerade unter einem schweren Brocken verschwunden, als ein flatternder, an den Rändern ausgefranst wirkender Schatten über den Steinhaufen fiel. Rorn wusste bereits, wer ihn warf, noch ehe er sich umdrehte und blinzelnd zu den Felskronen aufsah. Außer einer Phaa oder den elenden Lederhäutern gab es nur eine Person, die sich in derart unzugängliche Höhen verirren konnte.
    Hatra, die Hexe!
    Sie stieg nicht zu ihm herab, sondern blieb in sicherer Entfernung, vielleicht weil sie ihm immer noch den würgenden Griff seiner Hände verübelte.
    »Ich habe dich in jener Nacht gewarnt, kleiner Schmied!«, rief sie ohne jeden Triumph in der Stimme. »Aber vielleicht ist es gut, dass du nicht auf mich gehört hast. Der EINE ist besänftigt, denn die Urkräfte sind wieder im Gleichgewicht. Die Städte der Greifen, die sich aus den Trümmern erheben wollten, zerfallen wieder. Tausende von Kriegern, ja, ganze Völker wurden dank deines Kampfes verschont. Leider haben solche Taten stets einen Preis, der gezahlt werden muss. Darum sind Yako und Mea auch nicht umsonst gestorben, das musst du wissen.«
    Sie verstanden die Worte der Alten nur zur Hälfte, bis sie ihnen von dem berichtete, was in der Ebene vorgefallen war. Hatras Stimme geriet plötzlich ins Stocken, doch nach einem Räuspern fuhr sie fort: »Du hast viel Gutes getan, Rorn, aber du darfst nicht erwarten, dass dir jemand in deiner Heimat dafür danken wird. Von nun an müssen die Menschen in Baros wieder gegen die gleichen Plagen kämpfen wie alle anderen.«
    Rorn hatte nichts anderes erwartet, darum erschütterten ihn die Worte der Hexe auch nicht. Schweigend sah er auf die Staubwolken der abziehenden Truppen hinab.
    »Wenn Iskans Ernten in den nächsten Sommern besser ausfallen als in den letzten Jahrzehnten, wird man dort wissen, was du für uns getan hast«, versuchte Alvin ihn aufzumuntern.
    Rorn nickte nur, ohne ihn anzusehen. »Mein Bann«, fragte er laut, »wird er jemals wieder verschwinden? «
    »Nein«, lautete die Antwort der Hexe, deren Worte bereits wie aus weiter Ferne klangen. »Ein solcher Zauber hält bis zum Tode an.«
    Da wusste Rorn, was die Zukunft für ihn bereithielt.
    Ein Leben in Einsamkeit.
    Mit dem seelenfressenden Grimmschnitter als einzigen Gefährten.
     
    ENDE

Feuersänger
    Eine Legende der Gaukler und Spielensleut
     
    Die Ebene von Iskan ist ein raues, unwirtliches Land, in dem ein Reisender nicht viel Gastfreundschaft erwarten kann, da die Einwohner kaum selbst genug zum Leben haben. Einzig die umherziehenden Musikanten werden mit großer, geradezu ehrfurchtsvoller Zuvorkommenheit behandelt, die sie ihrem Schutzpatron, dem Feuersänger, verdanken.
    Nur wenige Menschen kennen den wahren Kern der Legende über den zornigen Barden, der einst grausame Rache an einem Raubgrafen übte. Doch jene, die um die Wahrheit wissen, halten ihr Geheimnis beharrlich für sich.
    Und das aus gutem Grund …

1.
     
    Es war ein langer trockener Sommer gewesen, in dem Regen so selten gewesen war, wie es Lehnsherren mit einem guten Herzen gab. Die Bauern der Ebene zitterten bereits seit Wochen vor den Eintreibern ihrer Grafen, denn die anhaltende Dürre hatte die ohnehin kargen Erträge des Landes zu nichts werden lassen. Doch die Erfahrung lehrte, dass weder Herren noch Kriegsknechte viel Verständnis für das Zusammenspiel von Witterung und Pflanzenwuchs aufbrachten und in der Regel nur an den mühsam erworbenen Früchten der Drei-Felder-Wirtschaft interessiert waren.
    Sinnlose Gewalt war in jenen Zeiten genauso an der Tagesordnung wie die Demut der Landbevölkerung, mit der sie das ihnen auferlegte Los der Unterdrückung hinnahm. Und so harrten sie der Schergen ihrer Grafen, die sie für etwas strafen würden, für das bestenfalls die launischen Götter die Verantwortung trugen.
    Eine Laune ebendieser Götter musste wohl auch Ansgars Wunsch entsprungen sein, bereits vor Sonnenaufgang zum nahe gelegenen See zu wandern, um, den ganzen Morgen im Schatten einer Linde verbringend, mit seiner Laute die Inspiration einer Muse zu suchen.
    Als ihn gegen Mittag der knurrende Magen wieder heimwärts trieb, beschlich ihn bereits von fern die Ahnung, dass etwas vorgefallen sein musste. Irgendetwas Fremdes , Störendes schien sich in die Mittagshitze zu mischen. Eine Spur greifbaren Schreckens, die sich heiß durch die Atemwege presste, um als schwelender Belag in den Lungen weiterzuglimmen.
    Von einer plötzlichen inneren Unruhe
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