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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt
Autoren: Wolf Schreiner
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Unverschämtheit, Geld von mir zu verlangen. Sonst würde ich meine frühen Werke nie mehr wiedersehen, das waren seine Worte. Da hätte er mir gleich das Herz aus dem Leib reißen können!«
    »Jedenfalls wollte Anton Ihnen einen Deal vorschlagen. Er brauchte Geld, weil er wegziehen wollte. Für ihn waren die Kunstwerke nur totes Kapital. Und deshalb haben Sie sich mit ihm getroffen.«
    »Er sagte, es wäre meine letzte Chance, die Entwürfe zu bekommen. Sonst würde er alles vernichten. Er schlug einen Treffpunkt vor.«
    »Den Hirtenbrunnen im Stadtpark von Zwiesel.«
    »Der Ort war ideal, nur wenige Meter von der Schule entfernt. Ich konnte für kurze Zeit verschwinden, ohne dass es jemandem auffiel.«
    »Und Ihren Eiszapfen aus der Gruft haben Sie mitgenommen.« Baltasar bewegte sich langsam Richtung Ausgang.
    »Das war Zufall. Die Skulptur lag in Reichweite, sie war eines meiner wenig geglückten Werke und hätte längst vernichtet gehört. Außerdem ließ sie sich problemlos unter der Jacke hinausschmuggeln.«
    »Hatten Sie zu dem Zeitpunkt schon geplant, Anton Graf umzubringen?«
    »Ich wollte … etwas dabeihaben, eine Art Waffe, zur Selbstverteidigung.«
    »Das klingt aber nicht sehr überzeugend. Was passierte dann?«
    Johann Helfer drehte die Lanze im Ofen und zog sie heraus. An der Spitze klebte ein glühender Ball.
    »Sehen Sie sich diese Masse an, Hochwürden. Ist sie nicht faszinierend? Ihr habe ich mein ganzes Künstlerleben gewidmet. Diese Farbe, dieses Leuchten! Doch würde eine kleine Berührung mit der menschlichen Haut diese Schönheit in ein Brenneisen verwandeln, das das Fleisch sekundenschnell bis auf die Knochen verdampfen lässt. Kunst ist mein Leben. Niemand wird das zerstören. Anton Graf nicht, und Sie auch nicht.«
    »Sie trafen sich am Brunnen und dann …«
    Baltasar machte zwei weitere Schritte nach links.
    »Herr Graf kam gleich zur Sache, er hielt sich nicht lange mit Smalltalk auf. Er forderte eine horrende Summe als Ausgleich für gezahlte Honorare, dafür, dass ich meine Werke zurückerhalte, und für die Rechte an dem Markennamen Johann Helfer. Er bezeichnete das als ›Angebot‹.«
    Der Künstler kam näher, spielerisch drehte er die Eisenlanze.
    »Dieser Idiot! Hätte er mir dieses ›Angebot‹ früher gemacht, wäre ich in einer schwachen Stunde vielleicht sogar darauf eingegangen. Aber jetzt, nach all der Zeit? Es war eine Beleidigung. Eine Schmähung sondergleichen. Mir wurde plötzlich klar, wie viele Jahre ich seinetwegen verloren habe. Dass er allein schuld war an meiner ruinierten Karriere. Bayerischer Wald statt Paris. Dieses so genannte Angebot machte mich unfassbar wütend.«
    »Und dann haben Sie zugestochen.«
    »Anton konnte es zuerst nicht glauben, er sah an sich herab und versuchte, den Glaszapfen aus seinem Körper zu ziehen. Er wankte ein paar Meter, und ich sage Ihnen, Herr Senner, es war ein Genuss, ihn sterben zu sehen. Ja, das war es. Dann ging ich zurück in die Schule. Ich bereue keine Sekunde lang, was ich getan habe.«
    »Gut. Ich denke, wir haben genug geplaudert. Ich gehe jetzt.« Baltasar machte einen Schritt weiter Richtung Tür. »Wenn Sie Frieden mit sich schließen wollen, gehen Sie zur Polizei und stellen Sie sich.«
    »Aber wo bleiben die Beweise? Ich habe noch viel vor im Leben. Ich lasse mich von niemandem davon abhalten, auch von Ihnen nicht, Herr Senner.«
    Baltasar machte einen Satz zur Tür. Doch Johann Helfer war schneller. Er wirbelte seine Lanze in Baltasars Richtung und schnitt ihm damit den Weg ab.
    Baltasar duckte sich und fiel nach hinten, fing sich aber gleich und kam wieder auf die Beine. Er wich zurück hinter eine Werkbank.
    »Sehen Sie die Ironie, Hochwürden, dass der Glasfabrikant durch ein Glasmodell seines Künstlers starb? Wie würden Sie am liebsten sterben? Denken Sie darüber nach.«
    Mit der glühenden Lanze kam Helfer direkt auf Baltasar zu. Baltasar wich noch weiter zurück. Seine Hände berührten etwas. Es war Glas. Es waren die Objekte, die er aus der Gruft geräumt hatte. Er griff nach einer Vase und schleuderte sie in Helfers Richtung. Doch der konnte ausweichen und kam unbeeindruckt näher. Baltasar ließ einen Teller folgen, dann einen Becher. Auch diese verfehlten das Ziel und zerschellten an der Wand.
    »Schade um die Stücke.«
    Helfer stieß zu und streifte Baltasars Ärmel.
    Baltasar roch den verbrannten Stoff. Er tastete nach hinten, bekam eine Flasche zu fassen und schlug zu.
    Es war ein hässliches
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