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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt
Autoren: Wolf Schreiner
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Lebens, spricht,
    du willst den Tod des Sünders nicht.
    Er beendete seine Predigt mit einem Lob an die Gemeinde. Der Erfolg der Benefizaktion sei überwältigend gewesen, dank des Engagements und der Spendierlaune der Gäste, der Grundstock für die Renovierung des Glockenturms sei gelegt.
    Auch wenn sich mit der Summe die Reparatur noch nicht finanzieren ließ – doch das behielt Baltasar für sich. Er brachte es nicht übers Herz, die Freude, die er in den Gesichtern der Gemeindemitglieder sah, zu dämpfen.
    Nach dem Gottesdienst standen die Menschen in kleinen Gruppen zusammen und tauschten die Neuigkeiten aus.
    »Weiß man schon, was aus Grafs Haus wird?«, fragte der Sparkassendirektor.
    »Das Testament ist noch nicht verlesen. Wahrscheinlich wird sein Sohn Quirin Eder der Erbe.«
    »Wenn Sie mich rechtzeitig informieren könnten? Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, meinte Trumpisch. »Unsere Bank bietet eine Reihe von Dienstleistungen rund ums Kaufen und Verkaufen von Immobilien, wie Sie wissen. Ein Tipp sollte Ihnen nicht zum Schaden gereichen.«
    »Ich werde es weitergeben.« Baltasar wandte sich an den Bürgermeister. »Warum sind die Investoren heute nicht dabei? Denen würde so eine Messe mit den Einheimischen sicher gefallen.«
    »Die sind abgereist. Sie haben das Projekt ganz aufgegeben.« Xaver Wohlrab sah verdrießlich drein. »Die ganze Arbeit, für nichts.«
    »Was hat denn die Meinungsänderung bewirkt?«
    »Die Soft Facts waren ihnen zu hart. Nachdem der Einbruch in Anton Grafs Haus publik wurde, die Schmierereien an der Wand zu sehen waren und die Tatsache sich bis zu den Investoren herumsprach, dass Graf einem Mord zum Opfer gefallen war, meinten sie, unser Ort wäre wohl doch nicht das richtige Umfeld für ihre Klientel. So etwas würde sie abstoßen, es gebe genug andere Gemeinden, die nur so danach lechzten, eine Seniorenresidenz beherbergen zu dürfen.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Mir wird schon was einfallen. Ich werde eine Kerze für die Heilige Jungfrau Maria anzünden, vielleicht habe ich dann eine Eingebung.«
    »Und ein Gebet dazu. Das erhöht die Chancen.«
    Baltasar lächelte. Er sah Barbara Spirkl auf sich zukommen.
    »Frau Spirkl, grüß Gott. Ich freue mich, dass Sie aus Regensburg den Weg in unsere Kirche gefunden haben.«
    »Ich wollte Ihnen nur etwas geben.« Sie öffnete ihre Tasche und drückte ihm ein zerknittertes Papier in die Hand. »Für Ihren Glockenturm.«
    Baltasar wusste, dass es Antons Scheck war. Er strich ihn glatt und las nochmals die Summe: 15.000 Euro.
    »Ich habe Rücksprache mit der Bank gehalten. Sie können den Scheck einlösen. Anton hat es so gewollt.«
    Doch Baltasar gab ihr den Scheck zurück. »Ich kann dieses Geld leider nicht annehmen.«
    »Aber … Aber warum nicht?«
    »Der Betrag gehört eigentlich der Glasfabrik und den damals dort Angestellten. Dorthin sollte das Geld fließen. Sorgen Sie bitte dafür.«
    Er verabschiedete sich.
    Hauptkommissar Wolfram Dix und Oliver Mirwald winkten ihm zu.
    »Herr Senner, wie immer eine schöne Predigt. Deshalb verzeihen wir Ihnen, was Sie sich mit Ihrem Alleingang in der Glasfachschule wieder geleistet haben.«
    »Immerhin haben Sie jetzt Ihren Mörder. Das kommt bei Ihren Vorgesetzten sicher gut an.«
    »Noch haben wir ihn nicht verhaftet«, sagte Dix. »Aber Johann Helfer alias Louis Manrique ist zur Fahndung ausgeschrieben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Trotzdem. Sie hätten uns vor Ihrem Abenteuer informieren müssen. Wir haben die Mittel und die Fachleute, die für solche Einsätze ausgebildet sind«, sagte Mirwald. »Die wissen, wie man mit solchen Leuten umgeht.«
    »Ich werde mich bessern.«
    »Warum glaube ich nicht daran?« Dix verdrehte die Augen.
    »Direktor Feuerlein hat sich übrigens beschwert, dass in der Werkstatt mehrere unwiederbringliche Kunstwerke zerstört wurden. Wir konnten ihn soweit beruhigen, dass er keine Anzeige erstatten wird«, sagte Mirwald. »Er hofft, dass wir im Gegenzug der Presse unterschlagen, dass der Täter als Lehrer in der Schule tätig war. Das sei schlecht fürs Image, meinte er.«
    Baltasar schüttelte ihnen die Hände. »Wenigstens konnten Sie heute den Ausflug aufs Land und die gute Luft genießen. Bis zum nächsten Mal.«
    »Bloß kein nächstes Mal!« Mirwald erschrak. »Bitte konzentrieren Sie sich lieber auf Ihre Gemeindearbeit. Da gibt’s genug zu tun für Sie.«
    43
    S onnenstrahlen fanden den Weg durchs Fenster und malten Lichtflecken auf
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