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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt
Autoren: Wolf Schreiner
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zurückgegeben werden. Ihnen, Herr Eder, bleiben die Möbel und alle Einrichtungsgegenstände im Haus, ebenso natürlich Dinge wie Gläser, Geschirr und persönliche Wertsachen.«
    »Was … Was … soll das heißen?« Quirin Eders Gesicht hatte die Farbe gewechselt. »Bin ich enterbt worden?«
    »Im Gegenteil, Sie sind der Haupterbe. Nur ist eben wenig Erbmasse vorhanden.«
    »Und das Haus?«
    »Die Immobilie ist Eigentum von Frau Barbara Spirkl. Herr Graf hatte lediglich ein Wohnrecht auf Lebenszeit.«
    »Das ist korrekt«, sagte Barbara Spirkl. »Anton wollte es so.«
    »Das lasse ich mir nicht bieten. Man will mich reinlegen!« Quirin war aufgesprungen, sein Stuhl kippte um, er beachtete es nicht. »Komm, Mutter, wir gehen. Sie werden von unserem Anwalt hören.«
    *
    Die Straße zum Pfarrhof war von zwei Lkws blockiert. Baltasar hupte. Nichts tat sich. Er stieg aus, ging zur Fahrerkabine und gab dem Mann drinnen ein Zeichen.
    »Würden Sie bitte weiterfahren? Ich muss da rein, ich wohne hier.« Baltasar zeigte auf den Pfarrhof.
    Der Fahrer stieg aus.
    »Sind Sie Pfarrer Senner?«
    Baltasar bestätigte es.
    »Wunderbar, das Warten hat ein Ende. Wir kommen wegen des Kirchturms.«
    »Wie bitte?«
    »Seine Exzellenz hat uns geschickt. Wir sollen mit der Renovierung der kaputten Glockenhalterung beginnen.«
    Baltasar warf einen Blick auf die Ladefläche. »Haben Sie da Eisenbahnschienen geladen?«
    »Wo denken Sie hin, Hochwürden? Das sind T-Stahlträger, da können Sie zehn Elefanten dranhängen, die bewegen sich keinen Millimeter.«
    »Und was hat das mit unserem zerstörten Gebälk zu tun?«
    »Wir ziehen die Stahlträger oben im Turm ein, hängen die Glocken dran, und – klingeling – haben Sie wieder den gewohnten Sound. Der andere Lastwagen hat einen Kran geladen. Wir fangen gleich an abzuladen und aufzubauen.«
    »Langsam, langsam.« Baltasar konnte es immer noch nicht fassen. »Sie wollen das historische Gebälk durch Eisenschienen ersetzen?«
    »Ganz genau.« Der Mann strahlte. »Sie haben es verstanden!«
    »Wie kam Herr Siebenhaar denn auf diese Idee?«
    »Die Teile sind auf einer anderen Baustelle übrig geblieben. Weil die Rechnung schon bezahlt war, verlangte Seine Exzellenz, dass wir die Reste hier bei Ihnen anbringen. Mein Chef hat nach einigen Verhandlungen nachgegeben. Wer kann schon einem Bischof was abschlagen?«
    Baltasar wollte sich das nicht länger anhören. Er stürmte ins Haus und lief Teresa direkt in die Arme.
    »Herr Pfarrer, ich mit Ihnen sprechen muss.«
    Er seufzte. »Kann das nicht warten?«
    »Der Kommissar hat angerufen, Herr Dix. Die französische Polizei hat Johann Helfer aus einem Zug geholt. Er hatte eine Fahrkarte nach Paris in der Tasche.«
    »Gute Nachricht. Aber war das so eilig?«
    »Ich … wollen beichten.«
    »Also gut, ich höre.«
    »Das mit … Karol tut mir leid. Ich muss Ihnen gestehen, er ist gar nicht mein Cousin.«
    »Sondern?«
    »Mein früherer Freund aus Krakau. Wir längst haben Schluss gemacht. Aber er hat angerufen und gesagt, er will mich sehen. Da bin ich schwach geworden.«
    »Warum haben Sie nicht gleich die Wahrheit gesagt?«
    »Ich … Ich hatte Angst, Sie würden nein sagen, wenn ich meinen Freund einlade. Darum habe ich die Geschichte erfunden.«
    »Und was ist mit Jana und Lenka, mit Pavel und Jan, wie stehen die zu Ihnen?«
    »Das sind Verwandte von Karol, wirklich. Wollten die Gelegenheit nutzen, wenn sie mitfahren durften. Verzeihen Sie mir?«
    Baltasar schwieg einen Moment lang und sagte dann: »Ja, ich verzeihe Ihnen. Aber künftig bitte keine Lügen mehr. Und bitte sag deinen Gästen, dass sie sich, wenn sie noch länger bleiben wollen, ein Quartier suchen müssen. Aber ich brauche meine Räume ab sofort wieder für mich.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede. Helfen Sie ihnen beim Packen.«
    Zwanzig Minuten später standen die fünf Gäste mit hängenden Köpfen vor dem Auto und verstauten ihr Gepäck im Kofferraum.
    »Ich komme mit«, sagte Baltasar, »alles einsteigen!«
    Alle starrten ihn verwundert an, trauten sich jedoch nichts zu sagen. Die Fahrt war nur kurz – Baltasar hielt vor dem Gasthaus »Einkehr« an.
    »Bitte alles aussteigen, die Reise ist beendet.«
    Victoria Stowasser kam aus dem Lokal.
    »Das sind also die Gäste, von denen Sie mir erzählt haben, Herr Senner?« Sie schüttelte allen die Hand, auch Teresa. »Herzlich willkommen, bitte treten Sie ein!«
    In der Gaststube klärte Baltasar sie über seinen Plan auf: Er hatte
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