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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising
Autoren: Glen Duncan
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Mia hat sich nicht blicken lassen, aber ich weiß, dass sie schon ganz nah war. Die Schwesternschaft verrät mir, dass sie es nicht über sich bringt, die Frau zu ermorden, die ihr und ihrem Sohn das Leben gerettet hat. Wolf sagt, sie verhöhnt mich zum Spaß. Etwas zwischen Schwesternschaft und Wolf sagt mir, dass im Augenblick wohl die Faszination größer ist als die Rachegelüste. Der Tod von einem von uns beiden wäre eine Verarmung für die andere, die Subtraktion eines bitteren, aber unwiderstehlichen Zaubers.
    Nach dem Essen nimmt Walker die Kinder mit nach oben ins Bad (sie lassen mich nicht aus den Augen, es sei denn Cloquet oder Walker sind bei ihnen; wenn das neurotisch ist, fein, dann bin ich eben neurotisch), und mein Dad schläft im Sessel vor dem Fernseher ein. Ich gehe mit einem neuen Drink nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Darauf warte ich schon den ganzen Tag, aber ich kann nicht vor den Augen meines Dads rauchen. Krebs; meine Mutter; Sakrileg.
    Barfuß und nach zwei Zügen selig, spaziere ich am Pool vorbei über den Rasen zum Tor hinaus, das auf einen Weg geht, der ein kleines Stück den Hügel hinauf zwischen den Kiefern zur Straße führt. Die Sonne ist untergegangen, die Luft ist blaugolden, weich, warm. Ein paar Meter entfernt schwirrt eine Wolke Mücken in scheinbar zielloser Raserei.
    ›Wir sehen uns ein andermal wieder.‹
    Das war vor acht Monaten, aber seitdem habe ich ihn nicht gesehen.
    Ich kann nicht so tun, als wäre ich nicht ein wenig enttäuscht.
    Vor klez fanim va gargim din gammou-jhi . ›Wenn er sich mit dem Blut des Werwolfs verbindet.‹ Wenn er sich verbindet. Wie in … verbinden. Aber was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen …
    Ich hätte es Walker in jener Nacht beinahe nicht gesagt. Die fünf Minuten der völlig surrealen Unterhaltung mit einem Vampir in der Küche hatten sich angefühlt wie eine unheilige Untreue. Aber ich habe es ihm gesagt. Zumindest diesmal hatte ich die Gnade, das Richtige zu tun. Zitternd und mit rotem Gesicht platzte ich mit der ganzen Geschichte heraus. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre aus dem Geheimnis schnell Verachtung geworden. So etwas passiert, wenn man vor jemandem, den man liebt, ein Geheimnis hat: Man fängt an, den anderen dafür zu hassen, dass er es einem erlaubt, sich selbst die eigene Bereitschaft zu beweisen, ihn betrügen zu können.
    Ich erzählte es ihm, aber das Gefühl der Untreue ist nicht ganz verschwunden. Bis heute nicht.
    Ich rauche zu Ende und kehre zum Pool zurück. Die Gerüche auf der Terrasse sind freundlich: Chlor; sauberer Stein; Sonnencreme; Lavendel. Drinnen im Haus kann ich einen Basketballkommentator hören.
    ›Wir sehen uns ein andermal wieder.‹
    Acht Monate. Zwanzigtausend Jahre.
    Ich kann nicht so tun, als würde nicht ein Teil von mir noch immer warten.

    Im Haus entdecke ich, dass Walker in Unterwäsche auf meinem Bett eingeschlafen ist, ein Zwilling schlummert in jeder seiner Armbeuge. Ich decke sie zu und schalte das Licht aus. Sie werden schon nicht aus dem Bett fallen. Er wird sie nicht erdrücken. Artengewissheit. Artenschwerkraft.
    Im Wohnzimmer schnarcht mein Dad mit offenem Mund im Fernsehsessel. Ich decke ihn zu, schalte den Fernseher stumm und stelle ihm ein Glas Wasser auf den Beistelltisch neben ihm, damit er etwas zu trinken hat, wenn er ausgedörrt aufwacht. Ich selbst sollte müde sein nach all dem Alkohol und dem Essen, aber ich bin nicht müde. Ich bin wach, ruhelos, komme mir irgendwie beraubt vor. Mir geht auf, dass ich mir zum ersten Mal seit langem keine Sorgen mache.
    Ich hätte nicht gedacht, dass sich Frieden so anfühlt.
    Es wird natürlich nicht lang anhalten.

Danksagung
    Mein Dank gilt allen bei Canongate in Großbritannien, Knopf in den USA und Text Publishing in Australien, vor allem Francis Bickmore, Jamie Byng, Jenny Todd, Norah Perkins, Lorraine McCann, Angela Robertson, Cate Cannon, Jaz Lacey-Campbell, Polly Collingridge, Andrea Joyce, Morven Dooner, Marty Asher, Sonny Mehta, Diana Coglianese, Kim Thornton, Ruth Liebmann, Peter Mendelsund, Mandy Brett und Jane Novak. Wieder stehe ich in der Schuld meiner herausragenden Agenten Jonny Geller in London und Jane Gelfman in New York, ebenso bei meinen Freunden und meiner Familie, ohne deren Unterstützung und gelegentlichen heilsamen Spott ich wohl schon längst den Verstand verloren hätte. Es handelt sich um Louise Maker, Mark Duncan, Marina Hardiman, Stephen Coates, Nicola Stewart,
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