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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising
Autoren: Glen Duncan
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ernsthafte Nebenwirkungen zeigten. Zu dem Zeitpunkt standen die Anhänger bereits Schlange, um die Gabe zu empfangen. Kein Wunder, dass die Fünfzig Familien dem ein Ende hatten bereiten wollen: Gegen eine Gruppe, die ihren Mitgliedern die Befreiung vom Nachtzwang versprach, gab es keine Konkurrenz. Jacquelines Spiel lautete, die Rezeptur weiter zu verbessern, bevor der Haken mit den Nebenwirkungen bekannt wurde; bis dahin würde ihre Position als Gattin des magischen Königs über jeden Zweifel hinaus gefestigt sein. Darüber hinaus wäre die Gabe auch keine Gabe mehr, sondern die Belohnung, die man nur durch völlige und unbegrenzte Unterwerfung unter den königlichen Willen erlangte. Die alte Oligarchie der Flattermänner würde einer neuen Monarchie weichen müssen. Das musste man Jaqueline lassen, wie Walker bemerkt hatte: Sie dachte nicht klein.
    »Ich würde gern wissen, wie das fehlende Verb lautet«, meinte Lucy.
    Walker nicht, das wusste ich.
    »Was immer es auch ist«, sagte Trish, »es ist wichtig genug, dass einer ihrer eigenen Priester dran glauben musste, als er es herausfand.«
    »Etwas Blasphemisches«, riet Lucy.
    Walker schenkte sich nach.
    »Vergiss es«, winkte ich ab. »Hauptsache ist doch, dass wir alle heil davongekommen sind.«
    »Darauf trinke ich«, erklärte Trish und schenkte Lucy und sich Bordeaux nach.
    »Cheers.«
    »Sláinte!«
    »Stin iya mas«, sagte Walker – und im selben Augenblick klingelte sein Handy.
    Er besah sich die Nummer. »Oh Scheiße«, sagte er. »Mike.«

67
    Walker hatte es gewusst; ich auch, und zwar seit dem Augenblick, als Jacqueline erklärt hatte, Natasha sei frei, wenn auch nicht mehr die Frau, die sie gewesen sei, als sie zu ihnen gekommen sei. Typisch Madame, sie ihrem Liebhaber als das zurückzugeben, was er auf keinen Fall wollte.
    Sie hatte die beiden unterschätzt. Sie hatte die Liebe unterschätzt.
    »Talulla Demetriou, Natasha Alexandrova«, stellte uns Mike vor. »Zweifellos das merkwürdigste Paar, das ich jemals miteinander bekannt gemacht habe.«
    Der für beide Seiten abstoßende Geruch war ein absurdes Problem für jeden von uns, wenn es auch wegen der Zeit in der engen Behausung mit Caleb für mich weniger schlimm war. Ich trat vor, Natasha und ich gaben uns die Hand, und wir beide unterdrückten den Reflex, uns nicht die Nasen zuzuhalten. Sie lächelte. »Es mag nicht so aussehen«, sagte sie mit einem leichtesten Hauch von russischem Akzent, »aber es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Mikhail hat mir gesagt, dass Sie ihm eine gute Freundin gewesen sind. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    Wir standen im Hintergarten des Hauses, in dem nun fünfundvierzig Zentimeter Schnee lagen. Natasha und Konstantinov würden nie wieder die Kälte spüren. ›Nicht viele schaffen es länger als tausend Jahre.‹ Diese beiden mochten es vielleicht schaffen.
    Trish und Lucy, jede mit einem in eine Decke gewickelten, hellwachen Zwilling auf dem Arm, standen in der Tür zum Wintergarten und sahen zu. Plötzlich tauchte Madeline in einem kurzen seidenen Morgenrock über weißen Dessous hinter ihnen auf. Sie sah aus wie die Pornoversion des Weihnachtsengels. »Himmel, riecht denn sonst keiner die – oh. Ach, herrje. Okay. Shit.«
    »Ich wollte nur sagen«, setzte Konstantinov an, »ich habe mich dazu entschieden. Es gibt keine andere Wahl.«
    Er war natürlich ein wenig blasser, aber abgesehen davon bei bester Gesundheit. Er hatte sich die Krankenbettstoppeln abrasiert, und in dem glatten Gesicht waren seine strahlenden schwarzen Augen aufpolierte Juwelen. Nach dem Aussehen allein zu urteilen, hätten Natasha und er Geschwister sein können. Ihre Liebe hatte auch einen Hauch von erregend inzestuöser Klaustrophobie. Es war nicht ihr Vampirdasein, warum diese beiden allen Gesetzen gegenüber transzendent gleichgültig waren, es war die Liebe. Neben ihrer Liebe war das Vampirdasein winzig.
    »Ich freue mich für euch«, erklärte ich. »Wirklich. Ich schulde euch so viel. Könnt ihr … wollt ihr reinkommen?«
    Angespannte Stille, dann mussten wir alle lachen.
    »Wir müssen noch weiter«, sagte Konstantinov. »Ich wollte nur, dass ihr Natasha kennenlernt, und ich wollte mich entschuldigen, dass ich einfach so klammheimlich verschwunden bin.«
    Er war gekommen, um Walker zu sehen, das wusste ich. Und plötzlich gab es zwischen beiden keine Worte mehr.
    Konstantinov streckte die Hand aus. Walker nahm sie, und nach einer Pause, in der ich erst spät bemerkte, dass
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