Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad
Autoren: Thomas Pramendorfer
Vom Netzwerk:
aber davon abgesehen wär's nett, wenn er - und obendrein vielleicht gleich auch noch meine Frau - mal die Klappe halten könnten. Diese permanente Unterbrechungen bei der Arbeit machen mich ganz mürbe! Es hilft auch nicht, dass ich schon seit einigen Tagen ohne Glimmstengel leben muss und stattdessen manisch an meiner Elektro-Zigarette nuckle. Funktionieren tut die ja, immerhin habe ich bislang nur eine einzige (echte) Kippe pro Tag in meinem Gesicht verbrannt. Allerdings fehlen natürlich die geilen Vergiftungserscheinungen des Tabakrauchs und der geliebte Kohlenmonoxid-Sauerstoffmangel. Ich sauge dafür umso intensiver an meiner E-Cig, es dampft aus meiner Nase.  
    Safer Mund-Sex.
    Das arme Kind jault immer noch vor sich hin, als hätte es ein Jodel-Diplom. Auch Mutters Hätschel- und Tätschel Strategien erweisen sich als nutzlos. Na super, mehr Lärm für mich.  

    Dabei scheinen wir ja ein vergleichsweise "ruhiges" Baby zu haben, das nicht oft maunzt. Aber zwischen Gugu-Gaga Dialogen, Windelwechsel-Aufforderungen, Rülpsmaster Spezialeinsätzen und dem üblichen Säuglingsgeheul sinkt die Produktivität locker so auf 20 % ab. Ich schwöre, ich sitze hier und tippe mit Ohropax in den Gehörgängen! Kein Scherz.  
    In der eigenen Bude ist Freizeit oft nur schwer von Arbeitszeit zu unterscheiden, das habe ich auch eindringlich und des öfteren meiner Frau erklärt. Aber da spielt einem dann als Lebenspartner wahrscheinlich die Macht der Gewohnheit einen Streich und so läppern sich im Laufe des Tages, vermeintlich wenige, gut gemeinte Fragen ("Magst eine Birne?") zu einer beachtlichen Kette an Unterbrechungen zusammen, die einen echt verrückt machen kann.  
    Sehnsüchtig denke ich immer wieder an die Lohnsklaven in Grossraumbüros: Freundliches Mobbing, Kantinenessen, Toiletten mit Wänden die so dünn sind, dass man den Stuhlgang im ganzen Gebäude schallen hört und totales Säuglingsverbot! Seufz.  
    Die guten alten Zeiten...  
    Zumindest wären sie das, hätte ich jemals für jemand anderen als mich selbst gearbeitet. Wehmütig sehe ich um sechs Uhr morgens, auf meinem Weg zum Klo, Menschen in Busse steigen, dann gehe ich pinkeln und leg mich bis zehn wieder ins Bett. Die haben's gut, denke ich mir, acht Stunden ohne Babygequake, acht erholsame Stunden ohne Frau und Kind. So aber bin ich hier 24 Stunden am Tag in Bereitschaftsdienst und die - aus naiver Hoffnung - geschlossene Bürotüre, könnte ich realistischerweise eigentlich durch einen Perlenvorhang ersetzen.

49. TAG: HELMPFLICHT

    Ich drehe die Glotze ab. Im Fernsehen läuft, wie üblich, nur die neueste Folge von "CSI Vampire Superstar". Besser bekannt als "CSIVS". Wer hätte gedacht, dass blutsaugende Forensik Experten mit Gesangstalent mal das Hauptabend Programm erobern würden? Was kommt als nächstes?
    "Law & Order Special Cooking Unit?" 
    "Dancing Stars Dschungel Camp Galileo?"
    Aber egal, denn eigentlich brennt mir ja eine ganz andere Frage auf den Nägeln. - Ok, kleines Gedankenexperiement: Wieviele von Deinen Vorfahren haben zumindest bist zu ihrer Geschlechtreife, bzw. der Zeugung/Aufzucht ihres ersten Kindes überlebt?
    Hm?
    Richtig: Alle.  
    Das ist schon mal eine recht beeindruckende Überlegung. Zweite Frage: Was hatten diese vielen Generationen an Überlebenskünstlern in deiner Familie nicht?
    Hm?
    Richtig: Helme. 

    Heute scheint es allerdings für so ziemlich jeden Scheiss einen Helm zu geben. Sicherlich, für Motorradfahrer eine feine Sache, auch für Radfahrer - sowohl auf der Rennstrecke als auch im Strassenverkehr. Ansonsten, behaupte ich mal ganz unüberlegt, reine Panikmache und Abzocke. Das wissen die Hersteller auch sehr genau, andernfalls sähen die Dinger nicht aus wie neonfarbig lackierte Weidenkörbe. Ich behaupte ausserdem, dass da in den Chefetagen laufend Wetten abgeschlossen werden, ob man nicht zumindest 50.000 Stück des Modells "Lila-Wassermelone" bis Jahresende auf die Köpfe von eben so vielen Nordic-Walkern pflanzen könnte.
    Im Ernst, ist das noch nie wem seltsam vorgekommen, dass es unterschiedliche Helme für Inline-Skater, Skateboarder, BMX-Biker, Ski-Fahrer, Snowboarder usw. gibt, obwohl man ja in jedem dieser Fälle flott unterwegs ist und dabei auch immer nur der selbe Körperteil geschützt werden soll? Schliesslich ist der (statistisch gesehen eher seltene) Ernstfall in jedem Szenario gleich. Kopf trifft auf härteres Material. End of Story.
    Meine Frage also: Warum sehen Helme für Kinder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher