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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad
Autoren: Thomas Pramendorfer
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wichtiges ereignet. Schliesslich will ich ja nicht für meine Impertinenz auf offener Strasse niedergestochen werden. Mit Leuten, deren Lebensmittelpunkt das Handy ist, sollte man nie spassen. Eine Lektion, die man als Großstädter schnell lernt. Rein ins sichere Stiegenhaus, rauf und duschen. Heute möchte ich noch meine Kräfte sammeln, körperlich und mental, denn morgen am Sonntag fahren wir heim zur Familie. 

40. TAG: HIGHWAY TOO SCHNELL

    Ich fahre gemütliche 120 Km/h auf der Autobahn, hinter mir auf der Rückbank die Mami mit dem Söhnchen, das artgerecht verzurrt in seinem Rennsitz schläft. Autofahren scheint den Jungen zu beruhigen, meist schreit er erst, wenn man anhält. Mal sehen, wie die Situation nach zweieinhalb Stunden aussieht, schliesslich ist das unser allererster Road Trip als dreiköpfige Familie und es gibt noch keine Erfahrungswerte. Die Sonne scheint, der Asphalt ist trocken, eigentlich bin ich besser drauf, als ich befürchtet hatte. So um Mittag werden wir ankommen und uns höflich durch die Familienansammlung küssen. Laut SMS warten dann auch schon die Grillwürstel auf uns, ebenso der erstkommunizierte Neffe mit seiner Zauberkerze. Vielleicht war ich neulich zu pessimistisch mit meinen Erwartungen, der Tag ist strahlend schön und wir hocken nicht in der stickigen Bude. So viel kann da auch wieder nicht schiefgehen. So denkt man sich zumindest.
    Ich bin ein vorsichtiger Autofahrer und beachte immer und überall die goldene Regel des Strassenverkehrs: Abstand halten. Deswegen sehe ich auch sehr bald, dass sich etwas seltsames vor mir zusammenbraut. Drei mit "JO" beginnende Kennzeichen an den Autos vor mir deuten darauf hin, dass es sich bei dem Trio um einen Konvoi handeln muss. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, würden die Fahrzeuge nicht nebeneinander (auf gleicher Höhe) alle drei Fahrspuren bei einer Geschwindigkeit von etwa 130 Km/h blockieren. Ein Überholmanöver sieht anders aus. Mir wird etwas mulmig, dann noch mulmiger, als die Fenster runtergekurbelt werden und man beginnt, sich während der Fahrt, von Fahrzeug zu Fahrzeug, zu unterhalten. Stehenbleiben oder Ausweichen sind keine Option, ich vergrössere den Abstand nach vorne so weit ich kann, werde aber, früher als mir lieb ist, vom nachkommenden Verkehr in die Zange genommen. No way out. Ich mache mir fast in die Hose, als die drei Wahnsinnigen plötzlich beginnen, Schlangenlinien zu fahren. Was bei "Fast & Furious" im Fernsehen cool aussieht, ist auf der Autobahn im echten Leben eine ziemlich erschreckende Angelegenheit. Die Situation scheint ausweglos, buchstäblich, dann formiert sich der Konvoi neu, diesmal hintereinander auf der rechten Spur. Soll ich überholen? Wenn die sich überschlagen, dann sind wir wenigsten auf der richtigen Seite des Desasters. Andererseits rechne ich schon beim Beschleunigen damit, dass ich in den nächsten Sekunden zu einem Duell provoziert werde, oder Schlimmeres. Die unüberlegte Aufforderung meiner beunruhigten Frau, zu hupen, ignoriere ich geflissentlich, vor allem weil ich noch nicht sterben will. Mein Überholmanöver glückt, und zwar noch bevor wir die angekündigte Baustelle mit der Spurverengung erreichen. Kaum will ich wieder atmen, sehe ich im Rückspiegel zwei der drei Todesfahrer in die gesperrte Spur einlenken und zwischen den aufgestellten Warnpfosten Slalom fahren. "Du heilige Scheisse," sage ich zu meiner Frau, "kannst du dir eine der Nummern Merken?". Ja, eine hat sie. Ich dränge darauf den Polizeinotruf übers Handy anzuwählen. Jetzt, wo ich meine Familie da durch kutschiert habe, ist es eine Frage der Zivilcourage für mich, die Arschlöcher anzuzeigen. Ich hoffe, dass wir nicht die einzigen sind und auch noch andere Beifahrer die Autobahnpolizei verständigen. Wir geben jedenfalls das Kennzeichen und unsere ungefähre Position durch. Unfassbar. 

    Ich überspringe jetzt unsere Ankunft und das ereignislose Mittagessen aus dramaturgischen Gründen. Schliesslich sitzt uns ja noch allen - nach vorhergegangener Lektüre - das Adrenalin in den Knochen. Stattdessen möchte ich eine kurze Schilderung jenes privaten Fussballspiels im Garten anbieten, das sich so etwa um zwei Uhr zwischen Kugelgrill und Rosenstrauch ereignete. Vier gegen vier, mit vollem Magen. Jeweils zwei Erwachsene und zwei Kinder im Alter von 6, 7, 8, und 9 Jahren; oder so. Keine Ahnung, ich kann das Alter von Kindern nicht einschätzen. Sagen wir kniehoch bis hüfthoch.  
    Ich spiele mit der
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