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Backstage

Backstage

Titel: Backstage
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Kunden, wenn er unterwegs ist. Ihr Mann hat eine Freundin, nicht?»
    «Ich weiß.»
    «Sie wissen es?»
    Sie nickte.
    «Und Sie können damit leben?»
    Gladys kam dazu, drückte der Teichert einen Becher Kaffee in die Hand.
    Melissa versorgte sich mit Kaffee und besah sich die auf dem Küchentresen ausgebreiteten Fotos.
    Gladys stellte sich neben Melissa.
    «Damit leben? Sie haben gut reden. Was soll ich machen? Scheidung? Früher war das kein Problem. Heute hätte ich nicht mal das Geld, für das, was hier eine Scheidung kostet. Früher hatte ich mein eigenes Geld, hatte Arbeit, kam raus, unter Leute, jetzt bin ich arbeitslos, etwas, das ich mir nie vorstellen konnte. Und nichts in Aussicht und immer älter werden und immer weniger Chancen. Jetzt muss ich ihn um Geld bitten. Sitze zu Hause. Seh niemand. Nur mein eigenes Auto gibt mir noch das Gefühl, beweglich zu sein, die olle Karre. Früher hatte ich Zuversicht, Elan, jetzt hab ich vor allem Angst. Ohne ihn, wie soll ich leben, ich schaff's ohne ihn nicht mehr.»
    «Und dann haben Sie angefangen, Tabletten zu nehmen? Hat Panitz Ihnen das Zeug besorgt?»
    «Ich wusste, dass er so was hatte. Ich wollte mal abschalten, ohne Angst sein. Nicht denken, nichts spüren.»
    «Wie lange nehmen Sie die schon?»
    «Deshalb war ich im Haus der Kulturen», überging die Teichert die Frage. «Ich war an dem Tag in der Stadt, auf einem Amt, mein Mann wollte mich abholen, rief aber an, er schaffe es nicht, die Konferenz sei umgelegt, alles dauere länger. Also bin ich dorthin gefahren, es war kein Problem, reinzukommen, ich kenne noch Leute von früher. Panitz hat mich ohne was sitzen lassen, ist einfach abgereist. Ich hab mich dort im Hintergrund gehalten, mein Mann sollte mich nicht sehen, der weiß doch von nischt. Mit einem ehemaligen Kollegen saß ich in seinem Büro, der ist nach der Wende gut auf die Füße gefallen, hat sich schnell selbständig gemacht. Und plötzlich hieß es, Panitz wäre tot. Ich hab gesehen, wie sie ihn raus trugen.»
    Teichert trank von dem Kaffee.
    «Ist das dieser Teichert?», fragte Gladys Melissa leise und deutete auf eines der Fotos.
    «Ja.»
    «Du weißt natürlich nicht, ob die Kleidungsstücke von Verdächtigen beschlagnahmt und untersucht wurden. Schau mal diese Jacke an, die er trägt. Wo ist die? Wenn man jemand ersticht, kann es Blutspritzer geben.»
    «Paula, kommst du mal?»
    Paula warf einen Blick auf die Teichert, die ihren Kaffee trank, ging zum Tresen.
    «Du hast doch mit Teichert gesprochen», flüsterte Melissa. «Wohin ist er gefahren, nachdem er im Haus der Kulturen war?»
    «Moment. In sein Büro, hat er gesagt, wenn ich mich recht erinnere, ja, in sein Büro.»
    «Bring sie dazu, dass sie mit mir in dieses Büro fährt. Ich will dort rein, aber legal, verstehst du. Teichert hat diese Jacke nicht weggeschmissen, die ist teuer, gehört zu einem Anzug, er muss befürchten, dass ein Verlust seiner Frau auffällt. Als Hausfrau weißt du, was dein Mann trägt.»
    Paula ging wieder zur Teichert.
    «Ihr Mann hat Tom Braun engagiert, hab ich gehört.»
    «Werbung ist alles, sagt er. Wohnen, wo die Stars leben, nach dem Motto, verstehen Sie?»
    «Aber Panitz wollte plötzlich für Braun arbeiten und mit ihm nach Köln ziehen.»
    «Das war ein Schlag, als der Anruf aus Amsterdam kam. Ein Vertrauensbruch.»
    «Vertrauensbruch?»
    «Seit der Zeit, als Panitz meinem Mann das Geld in die Hand drückte, um es auf unser Konto zu packen, damals, vor der Währungsumstellung, hat mein Mann Panitz vertraut. Einer, der ihm einen Batzen Geld anvertraute, ohne Papier, ohne Vertrag. Und so haben sie weitergemacht. Die Kredite laufen auf meinen Mann. Dieser Braun sollte doch die Rettung sein, nicht nur die große Wohnung kaufen, und plötzlich sagt Panitz, dass er mit ihm aus Berlin weggeht.»
    Jetzt weinte sie, in Paulas Arm, schluchzte herzzerbrechend. Sie ahnte womöglich, was ihr Mann getan hatte.
    Melissa, im Rücken der Teichert, forderte Paula gestenreich auf, Tempo zu machen.
    Teichert bekam einen regelrechten Weinkrampf und Paula Schuldgefühle, die Frau weiter auszufragen. Aber die Sorge um Tamara trieb sie an.
    «Sie brauchen Hilfe. Diese Tabletten sind doch auch keine Lösung.»
    Sie schob der Frau ein Taschentuch in die Hand, mit dem sie in ihrem Gesicht herumwischte, dann die Augen darunter verbarg. «Wir werden Sie zu einer Freundin bringen, die ist Ärztin, die versteht etwas von Tablettensucht, kann Sie beraten. Aber vorher sollten
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