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Backstage

Backstage

Titel: Backstage
Autoren: Marion Schwarzwälder
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auf dem Weg zu einem Beweismittel; vermutlich hat er Panitz umgebracht. Bleib draußen. Ich bin unterwegs zu dir und schicke jemand.»
    Kaum aufgelegt, wählte sie Ehlers' Nummer.
    «Ich brauch deine Hilfe. Polizeihilfe.»
    Also noch kein Geständnis? Der Polizei das überlassen?
    Tamara stieg aus, nahm den Minidisc-Recorder aus dem Kofferraum und steckte ihn in die Tasche, verbarg das winzige Mikro an der Jacke, machte alles bereit für eine Aufnahme.
    Auf dem Nachbargrundstück klaute Tamara die Leiter, die an der Bretterbude lehnte, eine kurze Leiter, aber immerhin. Sie lehnte sie an die Hauswand, unter einen Balkon, sprang nach oben und griff nach der Eisenstange, die das niedrige Geländer begrenzte, schwang sich hoch und hinüber, duckte sich und verharrte so eine Zeit lang. Dann hörte sie seine Schritte, von oben. Sie stieg ein, durch das offene Fenster neben der Balkontür, die Teichert zugelassen hatte.
    Tamara stand in einem Zimmer im ersten Stock, bemühte sich, zu hören, wo Teichert sich gerade befand. Sie vibrierte vor Erregung, wie in der Ausbildung, als sie probehalber in die dunklen Ausbildungsräume unter der Erde geschickt wurde, um jemanden zu verhaften: Hinter jeder Ecke konnte der Gesuchte stehen, einen Hund auf sie hetzen, sie mit einer Waffe angreifen. Sie war bekannt für ihre kühlen, unerschrockenen und schnellen Reaktionen.
    Er war oben, in der Penthousewohnung, wenn sie ihr Gehör nicht trog.
    Sie schlich ins Treppenhaus, hinauf, Turnschuhe auf Steinstufen, bis oben. Die Wohnungstür aus schwerem Holz stand offen. Tamara lugte hinein, zog blitzschnell den Kopf zurück, aber der Flur war leer. Sie huschte hinein.
    An der Wand entlang, dorthin, woher die Geräusche kamen. Worte, gemurmelt, der Mann redete mit sich.
    Wieder um die Ecke spähen, den Kopf zurückziehen.
    Teichert drehte ihr den Rücken zu, fummelte an einem Safe, in die Wand eingelassen.
    Tamara wollte sich durch die andere Tür bessere Sicht verschaffen, schlich zurück, in die Küche, stieß mit dem Schienbein gegen den Herd, der schon eingebaut, gegen die offene Tür des Backofens. Ein Schmerzlaut, zu spät abgebrochen. Teichert drehte sich um, mit einem Messer in der Hand.
    «Sachte», schluckte Tamara. «Ich bin es. Tamara Hermann, die Mitarbeiterin von Frau von Oshinski. Nehmen Sie doch das Ding runter, Herr Teichert.»
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu, er hob die Hand, richtete die Messerspitze auf sie.
    «Vorsicht. Sie wollen sich doch nicht noch mehr Kummer machen.»
    «Bleiben Sie stehen.»
    «In Ordnung. Lassen Sie uns in Ruhe reden. Kann ich mich setzen,ja?»
    Tamara ließ sich an der Wand herunter, setzte sich mit angezogenen Beinen, auf Lauerstellung, drückte den Aufnahmeknopf.
    Er starrte sie an, dann auf die Waffe. Langsam senkte er die Hand.
    «Woher haben Sie das?»
    «Das gehört mir nicht. Das muss ihm gehören. Er hat den Safe einbauen lassen.»
    «Ist Ihnen nicht gut? Sie sind ganz bleich. Setzen Sie sich doch.»
    Teichert hob den Kopf, sah durch sie hindurch.
    Tamara rutschte zentimeterweise näher zu Teichert.
    «Das ist doch das Messer, sieht aus wie ein Dolch. Hatten Sie Angst, dass man Sie beobachtet, wenn Sie es verschwinden lassen?»
    Der Protest kam lahm.
    «Ich versteh nicht, was Sie meinen.»
    «Das lässt sich leicht feststellen, wenn man die Blutspuren untersucht, die mit Sicherheit noch zu finden sind, auch wenn man mit bloßem Auge nichts mehr sieht.»
    Teichert besah sich das Messer, schwankte, ging in die Knie, fiel zur Seite, das Messer glitt ihm aus der Hand.
    Sofort war Tamara an seiner Seite, kickte das Messer weg, bückte sich, er atmete, hatte die Augen geschlossen. Tamara hockte sich zu ihm, öffnete die oberen Hemdknöpfe. Der Mann brauchte einen Arzt, und ihr Handy war im Auto. Sie nahm seine Hand.
    «Atmen Sie gut durch. Haben Sie ein Handy bei sich?»
    «Im Auto», sagte er.
    Die Fenster geöffnet. Sonst gab es nichts zu tun.
    «Ich geh jetzt einen Arzt holen, bin gleich zurück.»
    Er packte zu, drückte ihre Hand, wollte nicht loslassen. Was tun, was nur tun, warum war sie nicht draußen geblieben.
    Der Mann griff sich an die Kehle.
    «Haben Sie Schmerzen?»
    Er öffnete die Augen.
    «Nein. Geht schon wieder. Helfen Sie mir auf.»
    «Langsam.»
    Er setzte sich auf, von Tamara gestützt, lehnte den Oberkörper an die Wand.
    «Der Kreislauf. Ich hab damit Probleme.»
    «Ich werde doch besser einen Arzt anrufen.»
    «Bleiben Sie, bitte. Mit mir ist es ...», er brach ab.
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