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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition)
Autoren: Thomas Reich
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Er wollte Sabrina beschützen. Vor sich selbst und den Geistern, die sie rief.
    Er schaffte es immerhin bis zur Lobby des Hotels. Weiter ließ ihn der Concierge nicht kommen. Er bot ihm an, auf einem der Plüschsofas in der Empfangshalle Platz zu nehmen. Brian verzichtete darauf. Er wollte alleine sein zum Weinen.
     
    *
     
    Sabrina machte in dieser Nacht kein Auge zu. Es war wie ein umgekehrter Harem, wo die Männer in der Überzahl waren. Manchmal stieg einer der Jungs von ihr runter und spielte eine Runde auf der Playstation. Dann fügte er sich wieder ein in den Reigen. So vergnügten sie sich an ihr bis zum Morgen.
    Als das Tageslicht durch das Fenster kam, geleiteten die Jungs sie zur Tür. Mit einem letzten freundschaftlichen Klaps auf den Hintern ließen sie sie frei. Auf den Gängen begegnete sie eifrigen Zimmermädchen, die strahlend weiße Bettlaken in kleinen Wägen aus Edelstahl vor sich her fuhren. Sie wagte es nicht, ihnen in die Augen zu sehen. Nie in ihrem Leben hatte sie sich so billig gefühlt. Ihre Möse und ihr Arsch fühlten sich wund an. Selbst ihr Rachen schien aufgeschürft zu sein. Auf ihrem Körper klebten Spuren getrockneten Spermas, die zu einer rissigen Glasur erstarrten. Ihre Haut spannte. Sie stank. Am Ende hatten sie über ihr uriniert. Sich bepisst vor Lachen. Sie wollte jetzt nur noch schlafen, aber zuerst musste sie den Spießrutenlauf durch belebte Korridore ertragen. Rascal war ein hohler Lügner. Er hatte sie um ihre Träume betrogen. Nie mehr könnte er die Sabrina in ihr sehen, die sie wirklich war. Nicht, nachdem sie die Bandschlampe des Abends gewesen war. Und was würde aus ihr, wenn Emo Engine die Stadt verlassen hatten? Eine von Vielen. Sie fühlte sich innerlich leer.
     
     
    Kater Carlo
     
    Als die Schulglocke das Ende der Pause einläutete, setzten sich auch Kater Carlo und die Monochrome Men in Bewegung. Allerdings nicht in Richtung der Klassenzimmer. Die große Pause diente nur einer der Säulen ihrer privaten Marktwirtschaft: Dem Drogenhandel. Sie besuchten jetzt das letzte Jahr an der High School, und es war fraglich, ob sie ihren Abschluss schaffen würden. Doch auf welches Leben wollte sie das Bildungssystem denn vorbereiten? Sie waren bereits jetzt größere Geschäftsleute als es manche je werden würden. Kater Carlo, der King der Straße, von seinen Gangmitgliedern respektvoll auch Kitty genannt, bündelte die Scheine in seiner Tasche. Die Drogen kamen von seinem Cousin Smitty, der in seinem Keller ein wahres Wunderwerk von Labor stehen hatte. Uppers für die Downside und Downers für die Upside. Die Monochrome Men versorgten die halbe Stadt. Auf Smittys Dachboden ging das Licht der Höhensonne nie aus. Bis zu den Holzbalken aus den Gründertagen bauschten sich die Hanfpflanzen. Wenn die Erntezeit anstand, bewaffneten sie sich alle mit Macheten und pflügten durch Smittys Urwald. Am Ende eines solchen Erntedankfestes saßen sie alle in seinem Wohnzimmer, ließen die Joints kreisen und waren breiter als der alte Hollywoodschinken im Fernseher. Ansonsten übten sie sich eher in Mäßigung. Mal einen durchzuziehen war okay, aber man durfte nicht die Kontrolle verlieren. Sie wollten ja nicht so enden wie ihre Kunden. Ein bisschen Geschäftssinn musste sein.
     
    *
     
    „Bist du sicher, dass  die Lambornes nicht zu Hause sind?“
    „ Ich habe einen sicheren Tipp von einem meiner Informanten bekommen.“
    „ Wie sicher ist dein Tipp?“
    „ Sehr sicher. Kommt direkt vom Hausmeister, der sich gerne ein kleines Zubrot verdient.“
    „ Und der verpfeift uns nicht?“
    „ Er bekommt zehn Prozent Gewinnbeteiligung. Da wird er gut daran tun, sein Maul zu halten.“
    „ Und die anderen Hausbewohner?“
    „ Berufstätig. Ein Kinderspiel.“
    „ Okay. Dann mal alle Mann nach oben, solange uns das Glück gewogen ist.“
    Auf Zehenspitzen schlichen sie durchs Treppenhaus.  Vorbei an Briefkästen ohne Namensschild, deren Türen verbogen in den Angeln hingen. Abgeblättertem Putz. Bei den Reichen wäre mehr zu holen gewesen, da waren aber auch die Häuser besser gesichert. Doch auch der Mittelstand war durch Babylons brummende Industrie zu Geld gekommen. Und manch einer, der sich eine bessere Gegend leisten konnte, lebte immer noch in seinem alten Umfeld. Der Mensch war eben ein Gewohnheitstier.
    Trotz der passablen wirtschaftlichen Verhältnisse war die Tür der Lambornes mit einem Schloss der alten Generation verriegelt. Bestimmt würden sie es bald gegen ein
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