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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition)
Autoren: Thomas Reich
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Moderneres austauschen. Sobald sie aus dem Urlaub zurückkamen. Der dritte Dietrich von Carlos universellem Schlüsselbund passte. Willkommen zuhause!
    „ Bluetron, du übernimmst das Schlaf-zimmer. Fishface die Küche. Threepac das Bad. Ich werde das Wohnzimmer filzen.“
    Sie alle trugen Handschuhe. Seit Kittys kleinem Ausflug in die Besserungsanstalt waren sie vorsichtiger geworden. Man konnte gut mit der Polizei zusammen-arbeiten, wenn man die Maschine genügend schmierte. Man durfte sie bloß nicht zu sehr reizen. Wenn sie einmal im Besitz deiner Fingerabdrücke waren, hattest du es bei ihnen verschissen. Und wenn man diese auch noch bei Einbrüchen in der halben Stadt verteilte, konnte man sich die Handschellen gleich selbst anlegen.
    Kater Carlo wollte nie wieder einfahren. Ein dummer Fehler, den er seiner Jugend zuschreiben konnte. Er war der König der Straße. Und Könige brauchten Gold und Diamanten. Die Schatzkammer seines Hofstaats. Lag in den verlassenen Häusern. Daran dachte Kitty, während er den Sekretär mit einem Schraubenzieher aufbrach. Mister Lamborne musste ein Mann vom alten Schlag sein. Der seine Briefe immer noch von Hand schrieb. Kitty steckte einen vergoldeten Füllfederhalter ein. Tintenglas und Briefbeschwerer waren so schwer, dass sie nur aus Bleikristall sein konnten. Er würde die heiße Ware beim alten Jones zu Geld machen. Jones fragte nie, woher die Ware kam. Er führte einen unscheinbaren kleinen Ramschladen in der Achtunddreißigsten. Von Außen mochte das An-und-Verkauf-Schild kein Wasser trüben. Die Polizei hatte von Jones bisher keine Notiz genommen. Zu unübersichtlich die staubigen Regale mit kaputten Spieluhren, alten Automagazinen und Stoffblumen. Doch wenn man sich wirklich die Mühe machte, fielen einem auch andere Waren auf. Gebrauchte Autoradios. Pokale. Münzsammlungen. Die Vitrine mit dem Goldschmuck. Kater Carlo mochte Jones Laden. Manchmal stöberte er auch privat in dem Sammelsurium, wenn er seine Hehlerware an den Mann gebracht hatte. Letztens hatte er ein wunderschönes Schnappmesser mit perlmuttverziertem Griff gefunden. Im Sonnenlicht schimmerte es in allen Farben des Regenbogens. Viel zu schade für die Arbeit.
    „ Okay Jungs, was habt ihr?“
    „ Vier Halsketten, Manschettenknöpfe und Ohrringe mit Edelsteinen.“
    „ Eine Geldbörse mit fünfhundert Dollar.“
    „ Einen Palm Organizer.“
    „ Sehr gut. Dann Abmarsch.“
    „ Sollen wir nicht den Fernseher mitnehmen?“
    „ Ne, Bildröhren lohnen sich nicht. Da bekommen wir nur ein Taschengeld. Wenn’s ein Flachschirm wäre…“
    Jones schien sie fast zu erwarten. Auf seinem Tresen standen vier Tassen schwarzer Kaffee, stark wie nur Jones ihn machen konnte.
     
    *
     
    „ Lasst uns die neue Eisdiele in der neunundvierzigsten besuchen gehen.“
    „ Gute Idee. Mir fließt der Schweiß in Strömen.“
    „ Ich dachte nicht an eine Erfrischung. Vielmehr an eine Abreibung.“
    Kater Carlo streichelte fast zärtlich seinen Baseballschläger. Er erinnerte sich an seinen Großvater, der nie ohne seinen Gehstock aus polierter Esche sein Haus verließ. Als Carlo ein kleiner Junge war, hatte er ihn sonntags immer zum Spiel der Hooters mitgenommen. So wurde seine Begeisterung zum Sport früh geweckt. In dem Jahr, welches er in der Besserungsanstalt St. Bartholome verbrachte, begann er, Gewichte zu stemmen. Schnell bekam er das breite Kreuz, auf das er sich jetzt stützen konnte. In der Anstalt hatte er auch seinen späteren Kumpel Threepac kennen gelernt, mit dem er die Monochrome Men gründete.
    „Was darf’s sein, Jungs?“
    „ Sie haben ihren Mitgliedsbeitrag noch nicht entrichtet.“
    „ Welchen Beitrag?“
    „ Den allgemeinen Obolus der Babyloner Geschäfte zur Friedenssicherung.“
    „ Nie gehört.“
    „ Sie sind nicht von hier, was?“
    „ Nicht aus dem Viertel, nein. Ich bin in Pleasantville aufgewachsen.“
    „ Na, dann wundert mich gar nichts mehr. Ein Vorstädtler. Nun, jeder Ladeninhaber in diesem Viertel zahlt eine Schutzgebühr an uns. In ihrem Fall wären das dreihundert Dollar für diesen Monat. Zusätzlich kämen noch mal dreihundert rückwirkend für den letzten Monat hinzu. Macht summa summarum sechshundert.“
    „ Kreditkarten nehmen wir keine.“
    Fishface grinste. Der Eisverkäufer ebenfalls.
    „Ich denke nicht.“
    „ Hören sie guter Mann, der Pfarrer predigt auch nur einmal in der Kirche. Rücken sie die Kohle raus, oder wir schlagen ihnen ihre Einrichtung kurz und
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