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Autofab

Autofab

Titel: Autofab
Autoren: Philip K. Dick
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Krötenmännchen? An den Flecken, oder was?«
    »Wieso?« fragte der Mann, der ein Stückchen hinter ihm stand, so daß er ihn nicht sehen konnte.
    »Hier ist ‘ne Kröte.«
    »Nur der Vollständigkeit halber«, sagte der Mann, »darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« »Klar«, sagte Wiseman. »Wie alt sind Sie?«
    Das war leicht. »Zehn Jahre und vier Monate«, antwortete er stolz.
    »Wo genau sind Sie im Augenblick?«
    »Draußen auf dem Land, auf Mr. Gaylords Ranch; wenn’s geht, fährt mein Dad mit mir und meiner Mutter jedes Wochenende hierhin.«
    »Drehen Sie sich um, und schauen Sie mich an«, sagte der Mann. »Und sagen Sie mir, ob Sie mich kennen.«
    Widerwillig wandte er sich von der halb in die Erde eingegrabenen Kröte ab und schaute. Er sah einen Erwachsenen mit schmalem Gesicht und einer langen, irgendwie unförmigen Nase. »Sie sind der Mann, der immer das Butangas bringt«, meinte er. »Von der Butanfirma.« Er blickte sich um, und natürlich, da stand ja auch der Laster, neben dem Butantank. »Mein Dad sagt immer, Butan ist zwar teuer, aber es gibt keine andere – «
    Der Mann fuhr dazwischen. »Nur aus Neugier, wie heißt denn die Butanfirma?«
    »Das steht doch auf dem Laster«, sagte Wiseman und las die großen aufgemalten Buchstaben. »Pinario Butanhandel, Petaluma, Kalifornien. Und Sie sind Mr. Pinario.«
    »Wären Sie bereit zu schwören, daß Sie zehn Jahre alt sind und auf einem Feld in der Nähe von Petaluma, Kalifornien, stehen?« fragte Mr. Pinario.
    »Klar.« Jenseits des Feldes konnte er eine bewaldete Hügelkette erkennen. Die wollte er jetzt erforschen; er hatte keine Lust mehr, hier herumzustehen und zu quasseln. »Bis später«, sagte er und ging los. »Ich hab noch einen langen Marsch vor mir.«
    Er fing an zu laufen, fort von Pinario, den Kiesweg entlang. Vor seinen Füßen sprangen Grashüpfer davon. Keuchend lief er immer schneller.
    »Leon!« rief Mr. Pinario ihm hinterher. »Das können Sie sich sparen! Hören Sie mit der Rennerei auf!«
    »Ich hab in den Hügeln was zu erledigen«, japste Wiseman und trabte weiter. Plötzlich traf ihn irgend etwas mit voller Wucht; er stützte sich mit den Händen auf, versuchte wieder hochzukommen. In der trockenen Mittagsluft schimmerte etwas; er hatte Angst und wich davor zurück. Umrisse nahmen langsam Gestalt an, eine glatte Wand…
    »Sie kommen nicht bis zu den Hügeln«, sagte Mr. Pinario hinter ihm. »Bleiben Sie lieber mehr oder weniger an einer Stelle. Sonst knallen Sie noch irgendwo dagegen.«
    Wisemans Hände waren feucht von Blut; er hatte sich beim Aufprall geschnitten. Verblüfft starrte er auf das Blut hinunter …
    Pinario half ihm aus dem Cowboyanzug. »Das ist das schädlichste Spielzeug, das man sich vorstellen kann«, sagte er. »Wenn ein Kind das Kostüm auch nur kurze Zeit anhätte, wäre es nicht mehr in der Lage, sich der jetzigen Realität zu stellen. Schauen Sie sich an.«
    Nur mit Mühe hielt Wiseman sich aufrecht und inspizierte den Anzug; Pinario hatte ihn ihm gewaltsam abgenommen.
    »Nicht übel«, sagte er mit zitternder Stimme. »Er stimuliert offenbar bereits vorhandene Rückzugstendenzen. Ich weiß, daß ich immer schon die latente Fantasie hatte, mich in meine Kindheit zurückzuziehen. Besonders in die Zeit, als wir auf dem Land gelebt haben.«
    »Haben Sie gemerkt, wie Sie reale Elemente integriert haben«, meinte Pinario, »um die Fantasie so lange wie möglich am Laufen zu halten? Wenn Sie genügend Zeit gehabt hätten, wäre es Ihnen irgendwann gelungen, auch die Wand des Labors zu integrieren, zum Beispiel als Scheunenwand.«
    »Ich – konnte schon fast die alte Molkerei sehen«, räumte Wiseman ein, »wo die Farmer immer ihre Milch hinbrachten.«
    »Irgendwann«, meinte Pinario, »wäre es so gut wie unmöglich gewesen, Sie da wieder rauszuholen.«
    Wenn es mit einem Erwachsenen schon so etwas anstellen
    kann, was mag es dann erst auf ein Kind für eine Wirkung haben? dachte Wiseman.
    »Das andere Ding da«, sagte Pinario, »dieses Spiel, das ist vielleicht ‘ne bekloppte Idee. Sind Sie soweit in Ordnung, daß Sie sich das mal eben anschauen können? Es kann aber auch warten.« -
    »Mir geht’s gut«, meinte Wiseman. Er griff zu dem dritten Artikel und machte ihn langsam auf.
    »Fast genauso wie das alte Monopoly-Spiel«, sagte Pinario. »Es nennt sich Syndrom.«
    Das Spiel bestand aus einem Brett und Spielgeld, Würfeln, einer Figur für jeden Spieler. Und Aktienzertifikaten.
    »Offenbar
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