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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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verlassen, bevor der Inhalt verzehrt war. Aber ich bin eine elegante Frau, wenn ich Gesellschaft habe, trotz meiner schillernden Blutergüsse.
    Entweder hatte er heimlich meine Schränke durchsucht, oder er war einfach nur verdammt gut darin, zu erraten, wo sich die Gläser befanden. Er stellte das Bier auf den Tisch, aber die Erinnerung an meine letzte Begegnung mit Alkohol überzeugte mich, mir ein Glas Milch einzuschütten. Keine Minute später stieg mir das verlockende Aroma der chinesischen Küche in die Nase.
    Ich verkniff es mir, den Geruch aus den Kartons zu inhalieren, und nahm damenhaft ein paar Bissen. »Und?«, fragte ich schließlich.
    »Zuerst hatte ich vermutet, dass Sie was mit Bomstad hatten und ihn getötet haben. Denn weiß Gott wollten ihn die meisten lieber tot als lebendig sehen.«
    Ich dachte einen Moment lang darüber nach, während ich kaute. »Zuerst?«
    »Ja.«
    »Wie lange dauerte ›zuerst‹?«
    Er zuckte mit der Schulter und aß weiter.
    »Wie lange -«
    »Bis ich Sie in Ihrem Pyjama gesehen habe.«
    Mit klopfendem Herzen fragte ich mich, ob er sich da schon zu mir hingezogen gefühlt hatte.
    Fand er mich so unwiderstehlich, dass er sich geweigert hatte zu glauben, ich könnte möglicherweise schuldig sein?
    »Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass jemand, der so wenig auf seine äußere Erscheinung gab, was mit dem Bomber laufen hatte.«
    Ich hätte ihn am liebsten auf der Stelle rausgeschmissen, hätte ich nicht Angst gehabt, er würde das Essen wieder mitnehmen. »Ich gebe sehr wohl etwas auf mein Äußeres«, korrigierte ich ihn stattdessen.
    »Sie trugen ein Shirt mit einem Esel drauf!«
    »Das war kein Shirt mit irgendeinem Esel. Das war I-aah!«
    Einige Sekunden lang sah er mich ausdruckslos an. »Ah ja. Wie auch immer, nachdem ich herausgefunden hatte, dass Sie Hawkins kannten, brauchte ich Sie.«
    »Warum?«
    »Ich hatte den guten Doktor schon lange in Verdacht.«
    Ich starrte ihn an, konnte dabei aber nicht aufhören zu essen. Es würde eine ganze Weile dauern, um über den Krankenhausfraß hinwegzukommen. »Und Sie haben mich nicht gewarnt?«
    »Hawkins war die Verbindung«, gab er zurück. »Zwischen Stephanie Meyers und Bomstad. Aber ich konnte ihm nichts nachweisen.«
    »Darum haben Sie mich als Lockvogel benutzt.«
    Er schnaubte. »Lockvogel!« Er schaufelte sich gebratenen Reis auf die Gabel, während er mich ansah. »Außer Sie mit Handschellen an die Spüle zu ketten, habe ich so ziemlich alles versucht, um Sie aus der Sache rauszuhalten.«
    War es verwerflich, dass ich diese Vorstellung total erotisch fand?
    »Aber nein, Sie waren ja nicht zurückzuhalten!«, fügte er hinzu.
    »Sie hätten mir zum Beispiel sagen können, dass Sie David verdächtigen.«
    »Damit Sie mir dann alles vermasseln?«, fragte er und goss sich ein Glas Bier ein. »So, wie die Dinge lagen, waren Sie schon gefährlich genug für mich.«
    »Ich war nicht gefährlich.«
    »Sie wären fast tot gewesen!« Er sah mir in die Augen. Sie waren dunkler als die Hölle. Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. »Zweimal sogar!«
    »Sie hätten mir sagen müssen, dass sich jemand an meinen Bremsen zu schaffen gemacht hatte! Dann hätte ich wenigstens nicht Sie in Verdacht gehabt, mich töten zu wollen.«
    Seine Augen lächelten. »Das haben Sie doch nicht ernsthaft angenommen, oder?«
    »Was hätte ich denn glauben sollen? Ganz offensichtlich empfanden Sie etwas für die Meyers. Sie hassten Bomstad. Die beiden hatten was miteinander.« Ich zuckte mit den Schultern.
    Seine Mundwinkel zuckten. »Und was war mit Hawkins’ Ehefrau? Wie passte sie da Ihrer Meinung nach hinein?«
    Lachte er mich etwa aus? »Sie haben David auch gehasst.«
    »Deswegen haben Sie angenommen, ich hätte auch seine Frau umgebracht? Bei der guten Meinung, die Sie von mir haben, war es ja kein Wunder, dass Sie sich in Ihrer Diele auf mich gestürzt haben.«
    Ich stocherte in meinen Nudeln herum. »Ich habe mich nicht auf Sie gestürzt«, murmelte ich. Die nun folgende Stille war fast schmerzhaft. »Jedenfalls nicht richtig!«
    Er lachte.
    »Verzeihen Sie mir bitte, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, dass L.A.s angesehenster Psychologe ein Mörder sein könnte!«, sagte ich beleidigt.
    Als Zugeständnis nickte er mir kurz mit einem finsteren Blick zu, obwohl ich stark vermutete, dass ihm insgeheim immer noch eher nach Lachen zumute war. Mistkerl. »Wie sich herausgestellt hat, war Hawkins aber nicht derjenige, der Ihre Bremsen
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