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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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hat.« Er hockte vor seinem PC.
    Mir wurde schwindelig, und mir stockte der Atem. »Können Sie sich an den Zustand des Wagens erinnern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nee. Darum kümmern wir uns nicht. Hört mal, ihr zwei, ich hab ein paar Kumpels von mir versprochen, mich mit ihnen in’ner halben Stunde zu treffen, und -«
    »Das hier ist wirklich wichtig«, sagte ich. »Es geht um Leben oder Tod.«
    »Entschuldigung.«
    Ich sah zu Elaine hinüber. Sie beugte sich vor, so dass ihr Busen fast seine Schulter streifte, als sie auf den Monitor zeigte. »Mack Brady«, sagte sie. »Ist das der Kerl, der den Wagen danach untersucht hat?«
    Er hätte geantwortet, wäre nicht seine Kinnlade heruntergeklappt.
    Wir brauchten nicht lange, bis wir an Bradys Haus ankamen. Er saß auf seiner Veranda auf einem Schaukelstuhl und teilte sich ein Bud Lite mit seinem Labrador. Wir unterhielten uns nur kurz, aber sein Gedächtnis war phänomenal. »Da brauche ich nicht nachzugucken«, meinte er. »Ich kann mich noch gut an das Auto erinnern. Verdammt schade drum. Hatte Sitze wie aus Butter, aber die Bremsen waren vollkommen im Eimer. Wenn’s steil bergab geht, muss man abbremsen. Man sollte denken, die Leute wüssten das, wenn sie siebzigtausend für so ein Auto hinblättern.«
    Knappe zehn Minuten später fuhren wir auf der 10 Richtung Westen. Meine Gedanken rasten. Jemand hatte Victorias Bremsen untauglich gemacht. Da war ich mir sicher. Aber wer? Rivera war es sicherlich nicht gewesen. Immerhin war er ein Bulle. Und so was passierte doch nur im Krimi. Außerdem hätte ich fast den Horizontalmambo mit ihm auf dem Fußboden meines Vestibüls getanzt. Nicht, dass ich ihm verfallen wäre, aber falls doch, und er wäre ein Mörder, was würde das für ein Licht auf mich werfen?
    »Du musst die Polizei anrufen!« Elaines Stimme klang angespannt. Mir war schlecht.
    »Das kann ich nicht«, antwortete ich. Ich hatte ihr alles erzählt, was ich wusste. Laut ausgesprochen hatte es sich genauso wirr angehört wie in meinem Kopf.
    Sie behielt die Straße im Blick und nickte schließlich. »Nach Hause kannst du aber nicht mehr.«
    Ich wollte tapfer sein und ihr versichern, es würde schon werden, aber ich hatte keinen Grund für diesen selbstmörderischen Optimismus.
    »Du kannst gerne bei mir bleiben«, fügte sie hinzu.
    Das klang verlockend, aber ich schüttelte dennoch den Kopf. Sie war schon mit Solberg ausgegangen. Man konnte ihr nicht noch mehr Opfer abverlangen. »Ich werde mir ein Zimmer in einem Hotel nehmen.«
    »Okay.« Ich merkte, dass ihr das nicht besonders gefiel, aber sie stimmte trotzdem zu. »In welchem?«
    Mein Verstand war viel zu beschäftigt, um eine solch banale Entscheidung zu treffen. »Ich muss noch ein paar Dinge einpacken. Zahnbürste und so was.« Mein Kopf fühlte sich an, als würde er zerquetscht werden.
    »Der Mazda ist verschwunden«, bemerkte Elaine, als sie die Opus Street absuchte.
    Ich fragte mich, ob sie dachte, ich hätte den Verstand verloren, und ob sie damit Recht hatte. Ich sah die Vine Avenue entlang. Sieben Autos parkten dort, aber ich konnte nicht erkennen, ob in einem davon jemand saß.
    »Lass mich bei den Al-Sadrs raus«, sagte ich. »Ich werde auf dem gleichen Weg reingehen, auf dem ich auch rausgekommen bin.«
    Sie sah mich besorgt an.
    »Tut mir leid, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe, Elaine.«
    »Machst du Witze?«, fragte sie, senkte ihre Stimme und sprach wie jemand, den ich vielleicht hätte erkennen sollen. »Ich steh auf so’n Scheiß! Soll ich hier im Auto warten oder mit dir reingehen?« Sie war zwar blass, aber ihre Stimme klang ruhig. Eine Freundin durch und durch.
    »Hol mich hier ab, in ungefähr einer Viertelstunde«, antwortete ich ihr.
    Es fiel mir schwer, mich zu überwinden und aus dem Auto auszusteigen. Ich fühlte mich ungeschützt und verwundbar, selbst hinter dem Gesichtsschleier. Falls mich meine Nachbarn dabei gesehen und sich gefragt hatten, warum ich in ein Betttuch gehüllt und mit einem Omarock bekleidet über ihren Zaun geklettert war, so hatten sie es später mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt. Den Straßenblock hinunter wurde eine Verandatür zugeknallt, und irgendjemand schrie etwas. Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich ging weiter, direkt zu meiner Hintertür. Dort angekommen, presste ich mich flach an die Wand und schaute nach links und rechts. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte oder was ich damit bezweckte, aber ich hielt mein
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