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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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muss gestehen, dass ich jetzt mehr erwartet hätte.«
    Er lachte. »Meine Frau war eine habgierige Ziege. Kleider, Clubs, Autos. Sie hatte zweiundvierzig Handtaschen. Nicht vierzig, nicht einundvierzig, sondern zweiundvierzig. Sie starb auf dem Rückweg von einem Wochenende, bei dem sie sich wieder dumm und dusselig gekauft hatte.«
    »Du hast sie getötet wegen einer … Handtasche?«
    »Komm schon, Chrissy, es sind schon für weitaus trivialere Dinge Morde begangen worden.«
    »Und Stephanie?«
    »Sie war labil. Ich konnte ihr nicht mehr vertrauen, dass sie unsere kleine Affäre für sich behielt. So launisch. So dramatisch.«
    »Aber du warst in Washington, als sie starb.« Ich blinzelte wie ein Idiot. »Hast du jedenfalls behauptet.«
    »Seattle.« Er lachte. »Ja, da war ich auch. Schön zu wissen, dass du zugehört hast. Ich habe dort sogar eine Rede gehalten. Später in der Nacht, als ihr Anrufbeantworter meine im Voraus aufgezeichnete Nachricht aufnahm, habe ich dafür gesorgt, dass sie ihre verordnete Medizin einnahm. Das war ein ziemlich raffinierter Schachzug. Eine Überdosis war für sie der perfekte Tod.«
    »Und Viagra für Bomstad.«
    »Ganz genau. Er hat dich zum ersten Mal bei mir in der Praxis gesehen, als du mich besucht hast. Wusstest du das? Schon damals drohte er damit, mich auffliegen zu lassen. Er meinte, du wärst ziemlich -«, mit den Fingern malte er Gänsefüßchen in die Luft, »- heiß. Deswegen hatte er sich die verrückte Idee einfallen lassen, sich wegen Impotenz bei dir in Behandlung zu begeben.« Er schüttelte den Kopf und gluckste ein wenig. »Der Bomber war weiß Gott keine Leuchte, dafür aber sehr unterhaltsam.«
    »Deswegen hast du ihn umgebracht?«, fragte ich, noch immer wie gelähmt.
    »Und ich hatte dabei nicht mal ein schlechtes Gewissen«, gab er zu. »Aber wenn es dich glücklich macht: Deinen Tod bedauere ich zutiefst.«
    »Glücklich macht mich das nicht gerade.«
    Er kam auf mich zu. Ich wich zurück.
    »Was sagst du dazu, dass dich dein eigener Intellekt in den Tod führt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das bringt mir gar nichts.«
    »Aber es wird der perfekte Tod für dich sein.«
    »Und der wäre?«
    »Ein Einbruch, der schiefgegangen ist.«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
    »Sieh dich doch bloß mal um, Chrissy. Trotz deiner überdurchschnittlichen Fähigkeit, logisch zu denken, hast du nichts. Ein völlig heruntergekommenes Haus, keine Alarmanlage, gar nichts. Und dein Garten …« Er schüttelte sich. »Stell’ne Waschmaschine und ein paar Dosen Bier nach draußen, und schon bist du im Ghetto.«
    »Du bringst mich um, weil dir mein Garten nicht gefällt?«
    Er schien sich über seinen Witz und Esprit köstlich zu amüsieren. »Ich bringe dich um, weil du dich überall einmischen musst«, erklärte er. »Ich werd’s hiermit tun« - er holte ein Messer hinter seinem Rücken hervor -, »weil du keine Stereoanlage hast!«
    In mir stieg Übelkeit auf. Übelkeit und ein Ohnmachtsgefühl. »Du bist ja vollkommen wahnsinnig!«
    Er lachte. »Wahnsinn, wie du selbst genau weißt, ist eine höchst subjektive Sache«, gab er zurück und hob das Messer.
    Ich war vor Angst wie gelähmt. »Bitte!«, flehte ich, aber ich sah es in seinen Augen, dass ich keine Chance hatte. Er würde mich umbringen … eiskalt.
    Ich machte einen Satz auf die Eingangstür zu, doch schon war er hinter mir her. Ich spürte, wie etwas meinen Rücken streifte, und schrie auf. Er lachte. Der Klang hallte mir durch den Kopf. Zitternd und nach Luft schnappend stürzte ich um den La-Z-Boy herum.
    Mit gezücktem Messer hielt er auf der anderen Seite des Sessels inne.
    Die Tür war nur ein paar Schritte entfernt, und ich war durch meine Jugend klar im Vorteil. Er war dagegen nur wenige Schritte weiter entfernt und hatte dafür den Wahnsinn auf seiner Seite.
    »Ich weiß genau, was du jetzt denkst, Chrissy!«, sagte er. »Ich kann jeden Gedanken lesen, der dir durch den Kopf geht. Du wägst deine Chancen ab. Aber du kannst nur verlieren. Und das weißt du. Ich muss gewinnen. Denn wenn ich verliere, werde ich alles verlieren, und ich habe zu hart gearbeitet, um das zuzulassen. Es tut mir leid. Wirklich«, sagte er und sprang um den Sessel herum.
    Ich sprang auf die andere Seite, aber schon hatte er seine Richtung geändert. Ich versuchte, zu entkommen und zur Tür zu hasten, aber der lange Rock wickelte sich um meine Beine, und ich fiel der Länge nach hin. Innerhalb einer Sekunde war er direkt über
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