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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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ich in meinem Sessel und packte schließlich die Telefonschnur, um mich daran festzuhalten. »Können Sie sich an den Zustand des Wagens erinnern?«
    »Hmmm, mal sehen. Scheint, als hätte Billy den Bericht geschrieben. Hier steht, dass das Auto einen Totalschaden hatte.«
    »Ja, ich weiß, aber ich würde gerne wissen, ob man einen Grund für den Unfall feststellen konnte?«
    »Hä?«, fragte er, hielt dann eine Hand über den Hörer und rief jemandem im Hintergrund etwas zu. »Ja, dir auch. Bis Montag dann!«
    »Entschuldigung, was wollten Sie noch mal wissen?«
    »Den Grund«, wiederholte ich, atemlos und fast in Panik, »den Grund des Unfalls.«
    »Das ist nicht unsere Sache. Wir schleppen die Wagen nur ab und stellen sie sicher.«
    »Meinen Sie, jemand anders könnte mehr darüber wissen?«
    »Hören Sie, wir haben jetzt Feierabend. Reeves ist am Montag hier. Sie können ja dann gerne mal vorbeikommen.«
    Eine Superidee. Vielleicht war ich am Montag aber auch schon lange tot. »Ist denn niemand da, mit dem ich heute noch sprechen könnte?«
    »Ich bin der Letzte hier, und ich muss jetzt wirklich nach Hause. Meine Frau macht Spare Rips.«
    Er legte auf. Ich starrte auf das Telefon, aber meine Nerven und der noch nervösere Magen ließen mir keine Ruhe. Ich drehte eine Runde durch das Wohnzimmer und betrachtete meinen Saguaro durchs Fenster. Vielleicht befand sich ja eine Kamera darin? Vielleicht bewachten sie ja mein Haus rund um die Uhr? Schon möglich, dachte ich - und dann entdeckte ich das Auto, das einen halben Block entfernt auf der anderen Seite der Opus Street parkte. Ein blauer Mazda. Jemand saß hinter dem Lenker.
    Übelkeit stieg in mir hoch. Verdammt! Ich hatte also Recht gehabt. Ich wurde tatsächlich verfolgt. Aber warum? Ich brauchte Antworten, und zwar schnell, vorzugsweise so lange ich noch atmete.
    Meine Gedanken kreisten um das Gespräch, das ich gerade geführt hatte, und suchten verzweifelt nach Anhaltspunkten.
    Eine halbe Minute später überflog ich die R’s im Telefonbuch. Vollkommen problemlos fand ich einen William Reeves. Er wohnte am Wilbur Drive, Fontana.
     
    »Elaine.« Mein Herz schlug wie eine afrikanische Kriegstrommel.
    »Chrissy. Was ist los?«
    »Nichts! Alles!« Ich widerstand dem Drang, wieder aus dem Fenster zu sehen. Das hatte ich schon ein Dutzend Mal getan. Der Mazda war immer noch da. »Elaine«, sagte ich, »ich brauche Hilfe.«
     
    Es dauerte eine Weile, bis ich einen Rock gefunden hatte, der denen ähnlich sah, die Mrs. Al-Sadr zu tragen pflegte. Ich wusste ein wenig über muslimische Gewänder von einer Frau, mit der ich einmal zusammengearbeitet hatte. Tagsüber hatte sie jeden Zentimeter ihrer Haut bedeckt, während sie die Nächte in lustvoller Unzucht verbrachte.
    Als Hijab band ich mir ein Geschirrtuch um die Stirn, darüber ein Bettlaken als Khimar. Es fiel bis über meine Hüften und sah einfach nur lächerlich aus. Der Schleier, den ich aus einem alten Schal schnitt, wirkte genauso idiotisch, aber ich hoffte inständig, dass jeder, der mich sah, mich für meine allahfürchtige Nachbarin hielt.
    Als ich durch die Hintertür trat, war weit und breit keine Menschenseele in Sicht. Das Haus stand zwischen mir und dem blauen Mazda. Trotzdem schlug mir das Herz wie ein Kugelhammer gegen die Rippen, als ich über den Zaun in den Garten der Al-Sadrs hinüberkletterte, an dessen Ende Elaine in ihrem Mustang wartete. Ohne mich umzudrehen, schritt ich über den ordentlich gepflegten Rasen meiner Nachbarn, öffnete ihr Gartentor und musste mich zügeln, nicht in Elaines Auto zu hasten wie eine verkleidete Ratte.
    Elaine hatte ihre Haare unter eine Baseball-Kappe gesteckt. Sie trug eine ausgebeulte Jeans und eine bis obenhin geschlossene Sweatshirt-Jacke. »Wohin?«, fragte sie und wendete mitten auf der Opus Street.
    Ich schwitzte wie ein Tier, als wir an dem Mazda vorbeifuhren, aber ich schaffte es, nicht hinzustarren. Stattdessen beobachtete ich ihn im Seitenspiegel, bis wir außer Sichtweite gerieten. Er verließ seinen Parkplatz nicht.
    Es war relativ einfach, William Reeves’ Haus zu finden. Ihn zu überzeugen, dass ich keine Massenmörderin war, gestaltete sich da schon schwieriger. Glücklicherweise trug Elaine unter ihrem Sweatshirt ein trägerloses Schlauch-Top. Kaum hatte sie ihre Sweatshirt-Jacke geöffnet, saßen wir auch schon in Billys Wohnzimmer.
    »Genau, hier steht, dass ich das Auto am siebzehnten reinbekommen habe, wie Gilly Ihnen schon gesagt
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