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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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mir. Ich rollte mich auf den Rücken. Er holte mit dem Messer aus. Rein instinktiv trat und schlug ich wie wild um mich. Er kippte zur Seite. Ich versuchte, auf die Beine zu kommen, aber er stand schon wieder hinter mir. Ich konnte ihn dort fühlen, spürte seinen Atem in meinem Nacken und wie er nach mir packte. Wie verrückt schlug ich um mich. Meine Finger streiften etwas. Schmerz fuhr mir durch den Arm. Ich schrie, packte zu und wirbelte zu ihm herum. Der Ventilator schlug auf seinen Kopf auf. Ein widerliches Geräusch hallte durch den Raum. Er stolperte rückwärts. Blut lief ihm über die Stirn. Mit der freien Hand befühlte er seinen Kopf, dann stürzte er auf mich zu.
    »Chrissy«, presste er durch die zusammengebissenen Zähne, dann schlug ich erneut auf ihn ein.
    Er fiel auf die Knie. Genau in diesem Moment flogen die Türen auf.
    »LAPD!«, brüllte Rivera.
    »Aufhören! Aufhören!« Elaine heulte, und ich glaube - obwohl ich mir nicht ganz sicher bin -, dass sie David mit einer Nagelfeile bedrohte. Genau in diesem Augenblick wurde ich ohnmächtig.

29
    Vielleicht gibt es so was wie Glück »bis ans Ende aller Tage« gar nicht. Vielleicht ist ein momentanes »Okay« das Beste, was man erreichen kann.
    Mr. Howard Lepinski nach dreimonatiger Therapie
     
     
    W ährend der nächsten Tage ruhte ich mich aus. Elaine rief meine Mutter an und überzeugte sie, dass alles in Butter sei und sie trotz meines kleinen Unfalls wirklich nicht herkommen müsse. Elaine wich mir keinen Augenblick von der Seite, holte mir Eis, putzte mein Badezimmer und brachte mich zu der Erkenntnis, dass ich eine Vollzeitsklavin echt begrüßen würde. Aber alles Gute nimmt irgendwann ein Ende, und als Solberg vorbeikam, um sie abzuholen, wusste ich, dass das Märchen zu Ende war.
    Ich stand auf meiner Veranda, als sie mich vorsichtig umarmte, aber noch bevor sie abgefahren waren, kam Rivera angerollt. Er parkte im Halteverbot auf der anderen Straßenseite und stieg aus, schlank und athletisch.
    Er hatte eine Tüte mit »Chin Yung«-Aufdruck dabei und ein Sixpack Bier, aber ich verbot mir, mich darauf zu freuen, da mein letztes Geschenk definitiv zu wenig Rosen, dafür aber zu viele Stacheln gehabt hatte.
    »Raten Sie mal, was ich Ihnen mitgebracht habe«, rief er, als er in Hörweite kam. Seine Augen glänzten dunkel und ernst. Ich fragte mich, ob er sich wohl Sorgen um mich gemacht hatte und ob er von der Nacht träumte, in der wir es fast im Vestibül miteinander getrieben hätten. Ob er es bedauerte, dass er nicht mit mir geschlafen hatte, weil ich betrunken gewesen war?
    »Ein Stachelschwein?«, riet ich.
    Er sah mich schief an.
    Ein wenig nervös nickte ich zu meinem Vorgarten hin, wo der Kaktus treu und eindrucksvoll hinter einem Steintrio stand, das ich ihm zur Gesellschaft gegeben hatte.
    Er ließ den Blick über die Trümmerlandschaft meines Grundstücks schweifen. »Rosen hätten hier keinen Tag überlebt.«
    »Ich könnte hier Rosen züchten, wenn ich nur wollte.«
    Er grunzte. »Ich zünde jeden Abend eine Kerze für den Kaktus an!«
    »Sentimentalität!«, sagte ich und tat erstaunt. »Eine völlig neue Seite an Ihnen, Reebler.«
    Wir starrten einander an. Auf meiner Stirn wuchs eine farbenfrohe Beule, und ich hatte eine Schürfwunde am Kinn, aber das schien ihn nicht zu interessieren.
    »Na los, fragen Sie schon.«
    Ich starrte ihn noch ein paar Sekunden länger an, dann seufzte ich. »Okay. Warum haben Sie mein Haus beobachten lassen?«
    Seine Augen glänzten dunkel und grüblerisch. Und verdammt, dunkel und grüblerisch war einfach total sexy! Er schaute die Straße hinunter, als könne er in die Wohnzimmer meiner Nachbarn blicken und Verbrechen durch Telepathie aufdecken.
    »Wenn Sie mich hereinbitten, werde ich es Ihnen erklären«, antwortete er schließlich.
    »Ich will’s hier draußen hören.« Ich denke, ich war immer noch sauer auf ihn, weil er mich einfach hatte sitzen lassen, obwohl ich wusste, dass es in der Tat zu meinem Besten gewesen war … und dass er mir womöglich eben das Leben gerettet hatte.
    »Ich möchte das Stachelschwein mit Ihnen teilen«, sagte er und hob die Tüte. Ich roch Egg Foo Young. Ich bin wirklich nicht billig, aber manchmal käuflich.
    Ich öffnete die Tür und folgte ihm ins Haus.
    Er trug eine Jeans. Eine eng anliegende. Ich versuchte, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen, und holte zwei Teller. Wäre er nicht gewesen, dann hätten die Kartons die Tüte nicht eher
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