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Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Herbstferien
    »Geschafft!« Jesahja Sturmwagner warf übermütig seine Schultasche in die Luft. »Herbstferien!«
    Lilli stürmte mit ihm aus der Schule. »Ja, endlich!«, fiel sie ein und begann, vor Begeisterung zu hüpfen. Ihr buschiger, rostroter Zopf wippte dabei ungestüm auf und ab.
    Jesahja betrachtete sie grinsend. »Wer zuerst zu Hause ist!«, rief er, sprintete los und zischte an ihr vorbei. Lilli kicherte und machte, dass sie hinterherkam. Sie jagten durch den Park und die Straße entlang zum Haus der Susewinds. Kaum waren sie dort, schlüpften sie zwischen die Büsche am Rande des Gartens. Hier war ihr geheimes Versteck, in das sie sich für all ihre wichtigen Besprechungen zurückzogen.
    Jesahja ließ sich im Schneidersitz nieder. Lilli warf ihren Schulranzen auf den Boden und setzte sich oben drauf, denn es war ein bisschen kalt auf dem Erdboden – immerhin war es schon Oktober.
    »Also«, begann Jesahja, »wir haben zwei Wochen frei. Was wollen wir machen?«
    Lilli griff nach einem heruntergefallenen Zweig und spielte damit herum. »Ich schlafe jeden Tag aus. Mindestens bis elf Uhr. Oder bis zwölf!«
    Jesahja lachte und fuhr sich durch das dunkle, lockige Haar. Dabei sah er wieder einmal umwerfend gut aus. »Ich werde ganz viel lesen!«, sagte er.
    »Ich auch!«, pflichtete Lilli ihm bei. »Und jeden Tag reiten! Wenn wir nicht in die Schule müssen, könnte ich schon morgens zum Reiterhof fahren und mit Merlin trainieren!« Reiten war seit ein paar Wochen Lillis größte Leidenschaft.
    »Ich dachte, du willst jeden Tag ausschlafen …«
    Lilli grinste und bewarf Jesahja mit dem Zweig. »Du bist einfach zu schlau.«
    »Erzähl mir was Neues«, erwiderte er und warf den Zweig zurück. Lilli fing ihn auf und lachte. Im gleichen Augenblick brach aus dem trockenen kleinen Zweig ein kleiner Keim hervor, der sich innerhalb weniger Sekunden in ein leuchtend grünes Blatt verwandelte. Das erstaunte jedoch weder Lilli noch Jesahja, denn sie wussten ja, wodurch das wundersame Wachsen des Blattes verursacht worden war: durch Lillis Lachen. Lillis bloße Anwesenheit hatte meist schon einen verblüffenden Effekt auf Pflanzen. Wenn Lilli neben Blumen, Bäumen oder Sträuchern saß, wuchsen sie besser und wurden kräftiger. Wenn Lilli aber lachte, sprossen sogleich Grashalme aus dem Boden, blühten Blumen auf, oder es bildeten sich neue Blätter an Ästen und Zweigen. Im Frühling und Sommer war die Wirkung am auffälligsten. Jetzt im Herbst war die Pflanzenwelt allerdings schon etwas schläfrig und reagierte nicht mehr ganz so stark auf Lilli. Daher hatte sich durch ihr Lachen auch nur ein einzelnes Blatt an dem Zweig gebildet. Lilli steckte ihn sich hinters Ohr.
    Da raschelte es im Busch, und ein kleiner, weißer Hund schoss mit hängender Zunge heran. »Lilli!«, bellte er, sprang an seinem Frauchen hoch und schlabberte ihr übers ganze Gesicht. »Mannomann! Lilli! Du warst ganz schön lange weg!«
    »Hallo Bonsai«, grüßte Lilli den winzigen Mischling, schob ihn lächelnd von sich und wischte sich mit dem Ärmel über die Wange. »Ich war doch nur vier Stunden in der Schule …« Lilli konnte ganz normal, in Menschensprache, mit ihrem Hund sprechen. Er verstand trotzdem jedes Wort – genauso, wie Lilli sein Bellen verstand.
    »Schule!«, kläffte Bonsai. »Darf ich da morgen wieder mit hingehen?« Der Winzling hatte Lilli schon einige Male in die Schule begleiten dürfen.
    »Nein, ich gehe morgen nicht hin. Und übermorgen auch nicht. Und danach auch nicht!«
    Lilli sah, dass Jesahja sich gespannt nach vorn beugte. Das tat er häufig, wenn sie mit Tieren redete, denn er verstand natürlich nur das, was sie sagte. Wenn ein Tier antwortete, hörte er lediglich ein Wiehern oder Miauen oder – wie gerade jetzt – ein Bellen. Denn nur Lilli verstand die Sprache der Tiere. Lilli wusste, dass Jesahja ihr in solchen Situationen immer besonders genau zuhörte und versuchte, sich zusammenzureimen, was die Tiere gesagt hatten. Das klappte auch erstaunlich gut, schließlich war Jesahja hochbegabt. Er war aber nicht nur besonders schlau, sondern auch jemand, auf den sie sich hundertprozentig verlassen konnte. Jemand, der immer zur Stelle war, wenn Lilli sich einmal einsam fühlte oder Hilfe brauchte. Und deswegen war Jesahja ihr bester Freund.
    »Was hast du denn den ganzen Vormittag über so gemacht?«, fragte Lilli nun ihren Hund.
    Bonsai wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. »Rumgelegen!«, antwortete er.
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